Alicia II
gehen und deinen mechanischen Defekt reparieren lassen, damit du hinterher die Genugtuung hast, daß ein Tritt in die Eier für dich nicht bedeutungslos ist.«
»Und der zweite Tritt gehört mir«, sagte Alicia und reichte Ben sein Glas.
Ben lächelte sie an. Offensichtlich belustigten ihn die psychologischen Implikationen ihres Angebots.
»Ben, du hast mehr als nur ein paar Verbindungen zum Untergrund, mehr als nur zufällige Bekanntschaften, nicht wahr?« fragte ich.
»Ja. Ich stecke sozusagen bis an den Hals drin. Stört dich das?«
»Ein bißchen. Es ist – nun – beunruhigend, daß sich jeder in meiner Umgebung, jedenfalls jeder, der mir etwas bedeutet, mit ganzer Seele einem Selbstmordprojekt geweiht hat.«
»Was kann ich darauf sagen, Voss? Es ist notwendig, das ist alles.«
»Verdammt richtig«, fiel Alicia ein.
Amüsiert betrachteten mich beide, überhaupt keinen Fanatismus in den Augen. Ben sah wie der fröhliche, nette Onkel aus, der auf Reisen war und so manches harmlose Garn zu spinnen hat. Alicia wirkte wie eine junge Dame, die sich als Gastgeberin einer lebhaften Party wohler fühlen würde. Beide waren attraktive Menschen, eindrucksvolle Vertreter unserer attraktiven Gesellschaft.
»Wo geht es zum Kaninchenloch?«
»Die Anweisungen für dich sind ein bißchen komplizierter, als sie es für Alicia waren«, sagte Ben.
»Komm zur Sache, Ben, bitte«, sagte Alicia.
»Das werde ich nicht tun. Dazu ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Es ist nur der richtige Zeitpunkt, einen Blick auf meine Taschenuhr zu werfen und meinen Freund hier in Kreisen zu einer Flasche zu führen, die trink mich sagt.«
»Christus«, rief Alicia, »hör auf, ihn hinzuhalten. So etwas hasse ich.«
»Sie hat recht, Ben. Ich will nicht, daß du mit mir spielst. Um was geht das alles? Was hast du wegen der Operationen herausgefunden? Was …«
»Laß mir Zeit. Okay, die Operationen. Sie können durchgeführt werden. Ich habe mit den richtigen Leuten Kontakt aufgenommen, mit denen, die es tun können und …«
»Ich dachte, du würdest …«
»Vielleicht den einfachen Teil, aber solche Sachen wie Eingriffe in das Gehirn überlasse ich lieber Spezialisten.«
»Und wo findest du …«
»Unter meinen Kollegen, meinen Selbstmord-Projekt-Kollegen. Ich will es dir erklären, nur laß es mich der Reihe nach tun. Wenn eine Gehirnoperation notwendig ist, werden wir den Eingriff mit einem mikrochirurgischen Laserbohrer machen. Er kann die Arbeit in deinem Kopf verrichten. Vielleicht. Der Chirurg führt das Instrument ein, und mittels miniaturisierter Geräte an der Spitze des Bohrers ist er imstande, innerhalb des Gehirns zu arbeiten, als seien es mikroskopisch kleine Hände – oder, besser gesagt, die mikroskopisch kleinen Hände eines Chirurgen. Und geführt werden sie von einem echten Gehirnchirurgen. Okay? Er kontrolliert sein Vorgehen auf Vergrößerungsschirmen, und so kann er mit den Bohrer-Händen ersetzen, neu verbinden, was eben notwendig ist. Das ist eine vereinfachte Darstellung, aber du sollst von Anfang an wissen, auf was du dich einläßt.«
Bens Zunge stolperte über das eine oder andere Wort.
Nervosität. Es sah Ben gar nicht ähnlich, nervös zu sein. Alicia setzte sich neben mich und legte mir eine Hand auf den Arm.
»Okay«, sagte Ben, »was du sonst noch wissen mußt: Als du dummer Bastard gerade zur Erde zurückgekehrt warst, fragtest du mich, woher ich die Frechheit genommen hätte, mich auf einen neuen Körper übertragen zu lassen. Damals speiste ich dich mit Redensarten ab. Mit der Sturheit, die du allem entgegensetzt, was du nicht ganz verstehst, hätte ich es doch nicht aufnehmen können.«
Er rutschte unbehaglich auf
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