Alicia II
oder den anderen der beiden Männer, wie er in sicherem Abstand hinter mir herging.
Als ich es Ben erzählte, hatte er aus seinen Regierungsquellen bereits davon erfahren. Wahrscheinlich, meinte er, seien sie nicht besonders gefährlich und stellten keine Bedrohung für unsere Mission dar. Sie arbeiteten für die Regierung und beschatteten mich nicht nur, um mein Kommen, mein Gehen und meine Verbindungen zu kriminellen Elementen zu kontrollieren, sondern auch, um mir Schutz zu gewähren. Ihre Berichte würden routinemäßig abgelegt. Ben sagte, auch ihm folge man von Zeit zu Zeit und er habe gelernt, gar nicht mehr darüber nachzudenken. Wir kamen jedoch beide zu dem Schluß, daß meine Schatten abgeschüttelt werden müßten, kurz bevor ich nach Washington reiste.
2
Natürlich war Ben begeistert, daß ich die Mission übernehmen wollte. Er nahm eine Reihe von schauderhaften Konditionstests und -übungen mit mir vor. Jedesmal, wenn ich versagte, schrie er vor Freude, und wenn ich eine Ruhepause verlangte, zog er ein mürrisches Gesicht. Stacy mußte sich einigen dieser Rituale ebenfalls unterziehen, aber Ben erklärte, im allgemeinen sei er in besserer Form als ich, und so durfte Stacy anderen Sitzungen fernbleiben. Diese Bevorzugung Stacys ärgerte mich und spornte mich gleichzeitig an.
Jeden dritten Tag – denn nach jedem Gebrauch des Absorbers mußten zwei Tage vergehen – überwachte Ben Stacy und mich, während wir zwei bis vier Stunden lang unter dem Helm saßen. Ich hatte noch keine Erfahrungen mit der Absorption von Kenntnissen und war deshalb auf die mystische Seite der Angelegenheit unvorbereitet. Wenn ich den Helm auf den Kopf gesetzt und die Anfangsperiode, in der meine geistige Aktivität gewaltsam abgeschaltet wurde, hinter mich gebracht hatte, empfand ich in der folgenden Periode einer beinahe lethargischen Meditation so etwas wie eine merkwürdige Vereinigung mit einem Gott, an den ich nicht glaubte. Mein falscher Gott war tröstlich. Seine umgängliche Launenhaftigkeit und meine spöttische Verehrung gefielen mir recht gut. Wenn ich mich jetzt daran erinnere, kommt mir der Gott mehr und mehr wie Ben vor. Vielleicht habe ich seine Persona auf meine Gottgestalt projiziert. War das Gehirn richtig entspannt und aufnahmebereit, begannen die Informationen – zuvor von Ben programmiert – in es einzufließen. Anfangs schien das langsam zu gehen. (Sobald ich unter dem Absorber-Helm saß, hatte ich kein Zeitgefühl mehr.) Kleine Stückchen offenbar unzusammenhängender Daten drangen in die Oberfläche meines Bewußtseins ein.
Dann beschleunigte sich der Prozeß allmählich. Bald waren die Informationen wie ein Himmel fallender Sterne. Isolierte Wissensgebiete betraten mein Gehirn in Schwüngen und Kurven. Später kam der Zusammenhang. Ich fing an, Feinheiten zu verstehen, die integrierter Bestandteil der wachsenden Datenmasse waren. Wenn der Absorber mir zum Beispiel Informationen über den Grundriß der Washingtoner Erneuerungskammer lieferte, nahm ich sie nicht nur als Blaupause wahr, als einen Plan, der mich mit den genauen Umrissen bekanntmachte. Gleichzeitig wurde mir eine detaillierte Ansicht übermittelt, einschließlich solcher Einzelheiten wie Bilder an den Wänden und die exakte Position der Schalter. Weiter wurde das nackte Tatsachenmaterial dahingehend analysiert, welche verschiedenen Möglichkeiten eine Stelle der Baulichkeiten bot, wenn bei der Mission der ursprüngliche Plan geändert werden mußte. Es waren angsterregende Informationsstückchen dabei, an welchen
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