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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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oder den an­de­ren der bei­den Män­ner, wie er in si­che­rem Ab­stand hin­ter mir her­ging.
    Als ich es Ben er­zähl­te, hat­te er aus sei­nen Re­gie­rungs­quel­len be­reits da­von er­fah­ren. Wahr­schein­lich, mein­te er, sei­en sie nicht be­son­ders ge­fähr­lich und stell­ten kei­ne Be­dro­hung für un­se­re Missi­on dar. Sie ar­bei­te­ten für die Re­gie­rung und be­schat­te­ten mich nicht nur, um mein Kom­men, mein Ge­hen und mei­ne Ver­bin­dun­gen zu kri­mi­nel­len Ele­men­ten zu kon­trol­lie­ren, son­dern auch, um mir Schutz zu ge­wäh­ren. Ih­re Be­rich­te wür­den rou­ti­ne­mä­ßig ab­ge­legt. Ben sag­te, auch ihm fol­ge man von Zeit zu Zeit und er ha­be ge­lernt, gar nicht mehr dar­über nach­zu­den­ken. Wir ka­men je­doch bei­de zu dem Schluß, daß mei­ne Schat­ten ab­ge­schüt­telt wer­den müß­ten, kurz be­vor ich nach Wa­shing­ton reis­te.
     

 
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    Na­tür­lich war Ben be­geis­tert, daß ich die Missi­on über­neh­men woll­te. Er nahm ei­ne Rei­he von schau­der­haf­ten Kon­di­ti­ons­tests und -übun­gen mit mir vor. Je­des­mal, wenn ich ver­sag­te, schrie er vor Freu­de, und wenn ich ei­ne Ru­he­pau­se ver­lang­te, zog er ein mür­ri­sches Ge­sicht. Sta­cy muß­te sich ei­ni­gen die­ser Ri­tua­le eben­falls un­ter­zie­hen, aber Ben er­klär­te, im all­ge­mei­nen sei er in bes­se­rer Form als ich, und so durf­te Sta­cy an­de­ren Sit­zun­gen fern­blei­ben. Die­se Be­vor­zu­gung Sta­cys är­ger­te mich und sporn­te mich gleich­zei­tig an.
    Je­den drit­ten Tag – denn nach je­dem Ge­brauch des Ab­sor­bers muß­ten zwei Ta­ge ver­ge­hen – über­wach­te Ben Sta­cy und mich, wäh­rend wir zwei bis vier Stun­den lang un­ter dem Helm sa­ßen. Ich hat­te noch kei­ne Er­fah­run­gen mit der Ab­sorp­ti­on von Kennt­nis­sen und war des­halb auf die mys­ti­sche Sei­te der An­ge­le­gen­heit un­vor­be­rei­tet. Wenn ich den Helm auf den Kopf ge­setzt und die An­fangs­pe­ri­ode, in der mei­ne geis­ti­ge Ak­ti­vi­tät ge­walt­sam ab­ge­schal­tet wur­de, hin­ter mich ge­bracht hat­te, emp­fand ich in der fol­gen­den Pe­ri­ode ei­ner bei­na­he le­thar­gi­schen Me­di­ta­ti­on so et­was wie ei­ne merk­wür­di­ge Ver­ei­ni­gung mit ei­nem Gott, an den ich nicht glaub­te. Mein falscher Gott war tröst­lich. Sei­ne um­gäng­li­che Lau­nen­haf­tig­keit und mei­ne spöt­ti­sche Ver­eh­rung ge­fie­len mir recht gut. Wenn ich mich jetzt dar­an er­in­ne­re, kommt mir der Gott mehr und mehr wie Ben vor. Viel­leicht ha­be ich sei­ne Per­so­na auf mei­ne Gott­ge­stalt pro­ji­ziert. War das Ge­hirn rich­tig ent­spannt und auf­nah­me­be­reit, be­gan­nen die In­for­ma­tio­nen – zu­vor von Ben pro­gram­miert – in es ein­zu­flie­ßen. An­fangs schi­en das lang­sam zu ge­hen. (So­bald ich un­ter dem Ab­sor­ber-Helm saß, hat­te ich kein Zeit­ge­fühl mehr.) Klei­ne Stück­chen of­fen­bar un­zu­sam­men­hän­gen­der Da­ten dran­gen in die Ober­flä­che mei­nes Be­wußt­seins ein.
    Dann be­schleu­nig­te sich der Pro­zeß all­mäh­lich. Bald wa­ren die In­for­ma­tio­nen wie ein Him­mel fal­len­der Ster­ne. Iso­lier­te Wis­sens­ge­bie­te be­tra­ten mein Ge­hirn in Schwün­gen und Kur­ven. Spä­ter kam der Zu­sam­men­hang. Ich fing an, Fein­hei­ten zu ver­ste­hen, die in­te­grier­ter Be­stand­teil der wach­sen­den Da­ten­mas­se wa­ren. Wenn der Ab­sor­ber mir zum Bei­spiel In­for­ma­tio­nen über den Grund­riß der Wa­shing­to­ner Er­neue­rungs­kam­mer lie­fer­te, nahm ich sie nicht nur als Blau­pau­se wahr, als einen Plan, der mich mit den ge­nau­en Um­ris­sen be­kannt­mach­te. Gleich­zei­tig wur­de mir ei­ne de­tail­lier­te An­sicht über­mit­telt, ein­schließ­lich sol­cher Ein­zel­hei­ten wie Bil­der an den Wän­den und die ex­ak­te Po­si­ti­on der Schal­ter. Wei­ter wur­de das nack­te Tat­sa­chen­ma­te­ri­al da­hin­ge­hend ana­ly­siert, wel­che ver­schie­de­nen Mög­lich­kei­ten ei­ne Stel­le der Bau­lich­kei­ten bot, wenn bei der Missi­on der ur­sprüng­li­che Plan ge­än­dert wer­den muß­te. Es wa­ren angst­er­re­gen­de In­for­ma­ti­ons­stück­chen da­bei, an wel­chen

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