Alicia II
werde es tun, und daß du sagst: in Ordnung.«
»Da kann ich dir nicht helfen, Liebling. Ich bin froh, daß du dich dafür entschieden hast, ich hätte es auch getan. Was könnte ich sonst noch sagen? Es tut mir ehrlich leid, daß es dich quält. Mich würde es auch quälen. Moralische Bedenken sind wie Zahnweh.«
»Warum, ich bitte dich, sind sie wie Zahnweh?«
»Ich weiß es nicht. Der Vergleich ist mir nur so eingefallen. Bist du sicher, daß ich dir nichts anbieten kann? Keinen Tee oder sonst etwas? Es würde deinen Händen etwas zu tun geben.«
»Sieh dir diese Hand an. Sieh dir an, wie sie zittert.«
»Ich will sie halten. Natürlich zitterst du. Ich würde …«
»Ich weiß. Du würdest auch zittern.«
»Ich würde zittern. Ich zittere.«
»Davon bin ich nicht ganz überzeugt.«
»Das ist grausam.«
»Ich glaube, ich gehe lieber.«
»Nein. Bleib.«
»Stacy wartet unten. Schon lange.«
»Na und? Schick ihn weg.«
»Das könnte ich versuchen, aber wahrscheinlich würde er nicht gehen. Er wird einfach weiter Wache halten. So etwas ist bei ihm zur Gewohnheit geworden.«
»Du nützt ihn schrecklich aus. Warum mußt du darüber lachen?«
»Niemand kann Stacy ausnützen. Ganz gleich, welchen Eindruck es auf dich macht, er tut immer nur das, was er will.«
»Dann laß ihn vor der Tür stehen, wenn es das ist, was er will. Ich möchte nicht, daß du schon gehst.«
»Nun, vielleicht kann ich noch ein kleines bißchen bleiben.«
»Das ist gut, dann können wir – oh, Hölle und Verdammnis!«
»Was ist?«
»Mir ist gerade eingefallen, wie spät es ist. Ben sagte, es sei spät, aber das ist an mir vorübergegangen. Ich habe eine Verabredung.«
»Laß sie sausen.«
»Kann ich nicht. Ich muß zur Agentur, für meinen Beruf, meinen offiziellen Beruf.«
»Ich dachte, du hättest Urlaub.«
»Habe ich auch, aber ich habe versprochen, vorbeizukommen, um diesen einen Fall aufzuklären. Es ist sehr wichtig.«
»Wie wichtig kann es sein?«
»Wenn alles gut geht, wird das vielen Menschen, vielen Ausgemusterten helfen.«
»Und warum ist das …«
»Laß uns nicht darüber streiten. Ich muß gehen. Es tut mir leid, ich täte es lieber nicht. Aber ich muß. Bei diesem Treffen könnte ich etwas erreichen, und ich kann es mir nicht leisten, die Gelegenheit zu versäumen. Außerdem kann ich es mir auch nicht leisten, meine Deckidentität aufzugeben. In der Agentur nimmt man an, ich beschäftigte mich in meinem Urlaub mit einer gottverdammten Studie für das Projekt, das Gegenstand dieses Treffens ist. Niemand dort hat eine Ahnung, daß ich unter einem anderen Namen in der Washingtoner Erneuerungskammer arbeite.«
»Die Kammer – also dorthin bist du jedesmal so plötzlich verschwunden!«
»Nicht jedesmal, aber oft. Es ist ein angenehmer Posten, weil ich über meine Zeit frei verfügen kann. Ich muß morgen wieder hin, deshalb werden wir uns in den nächsten Tagen wohl nicht oft sehen.«
»Das tut mir leid, ich brauche …«
»Sprich es nicht aus. Mir tut es auch leid. Wir beide werden eine Weile nicht viel Freizeit haben.«
»Was mich betrifft, so brauche ich nicht viel Zeit, um die schwachen Stellen in Bens Plan zu beseitigen. Und sonst habe ich nichts weiter zu tun, als auf meinem Hintern zu sitzen, bis ich die offizielle Einladung erhalte. Ich kann …«
»Dann kannst du über deine Zukunft nachdenken.«
»Darüber möchte ich nicht zuviel nachdenken, nicht über die Mission.«
»Denk an die Zeit nach der Mission, nach den Operationen, an deinen neuen …«
»Hast du nicht gesagt, die Operationen seien nicht wichtig?«
»Ja. Und das stimmt auch.«
»Warum rätst du mir dann, mich mit Leidenschaft in ihre möglichen Ergebnisse zu vertiefen?«
»Nun, ich habe bloß gesagt, die Operationen seien nicht notwendig, sie sollten für dich nicht der Grund sein, aus dem du dein Leben in Gefahr bringst. Aber ich
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