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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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be­stand. Die Luft im Zim­mer kam mir drückend vor, als sei ich in ei­ne Lei­chen­hal­le ge­steckt wor­den, um mei­nen Ent­schluß in der rich­ti­gen Stim­mung und Um­ge­bung zu fas­sen. Wenn ich starb, wa­ren Bens hüb­sche klei­ne Plä­ne da­mit ver­ei­telt. Dann brach­te man mich in ei­ne Er­neue­rungs­kam­mer, viel­leicht in die Wa­shing­to­ner (war ich be­rühmt ge­nug, um ei­gens dort­hin trans­por­tiert zu wer­den?).
    Ich wur­de eins der ge­la­ger­ten Ge­hir­ne, und der­je­ni­ge, den Ben schließ­lich zu über­re­den ver­moch­te, die­se Selbst­mord-Missi­on zu über­neh­men, brach­te mich mit­samt den an­de­ren um. Der Ge­dan­ke war tröst­lich. Bei­na­he hät­te ich ihn Ben mit­ge­teilt.
    Doch statt des­sen sag­te ich: »Ich weiß nicht recht, Ben.«
    Er nick­te.
    »Ver­nünf­tig. Du brauchst dich nicht so­fort zu ent­schei­den. Die Be­sich­ti­gung ist noch nicht ein­mal fest­ge­setzt, und das wird auch wahr­schein­lich noch einen Mo­nat dau­ern. Al­so, ich ha­be es dir ge­sagt, und ich ha­be einen Ter­min, zu dem ich wie im­mer zu spät kom­me. Okay, denk dar­über nach. Ich blei­be mit dir in Ver­bin­dung. Wir kön­nen ir­gend­wann in mei­nem Club zu Abend es­sen.« Er ging auf die Tür zu. »Und, zum Teu­fel, wenn du wirk­lich nicht willst und ge­nug Zeit ver­gan­gen ist, dann kann ich die Ope­ra­ti­on viel­leicht im­mer noch für dich in die We­ge lei­ten. Ist das ein an­nehm­ba­res An­ge­bot? Bis dann.«
    Er ging ab wie ein Schau­spie­ler. Lan­ge Zeit, nach­dem er weg war, hat­te ich im­mer noch das Ge­fühl, er ste­he in den Ku­lis­sen.
     

 
12
     
    »Trägst du Ma­ke-up oder so et­was?«
    »Nein. Tue ich nie. Warum fragst du?«
    »Dei­ne Au­gen se­hen an­ders aus.«
    »Sie än­dern ih­re Far­be nach mei­ner Stim­mung. Wahr­schein­lich sind sie jetzt grün­lich.«
    »Ei­gent­lich eher grau.«
    »So se­he ich sie nie. An­de­ren Leu­ten kom­men sie manch­mal grau vor, aber mir nicht. Sta­cys Au­gen sind im­mer grau, hast du das be­merkt?«
    »Ich neh­me an, das hat er so ge­plant. Grau ist die Far­be für große Ent­fer­nun­gen. Er wird Bens Missi­on über­neh­men, er …«
    »Es ist nicht Bens Missi­on. Wie du es sagst, klingt es nach selbst­süch­ti­gem Macht­stre­ben, als wol­le er …«
    »Ich bin mir nicht si­cher, ob es das nicht wirk­lich ist. Lang­sam ha­be ich das Ge­fühl, ich ken­ne ihn gar nicht, ken­ne ihn seit ei­ni­ger Zeit nicht mehr. Je­der Mensch in mei­ner Um­ge­bung wird plötz­lich so un­durch­schau­bar wie Sta­cy – du auch.«
    »Hör zu, du brauchst die­se Missi­on nicht zu über­neh­men, wenn du nicht willst.«
    »Klar. Ich ge­he, und wir drei ha­ben nur ein net­tes Ge­spräch ge­führt. Es hat uns viel Spaß ge­macht, über ak­tu­el­le The­men zu dis­ku­tie­ren. Mehr war nicht. Ben wird ein­fach wei­ter­ma­chen, du wirst es nie wie­der er­wäh­nen, die …«
    »Ich wür­de es nicht mehr er­wäh­nen. Das ver­spre­che ich dir.«
    »Und nichts wird sich än­dern. Al­les wird sein wie zu­vor.«
    »Nein, das kann ich dir nicht ver­spre­chen. Das könn­te ich un­ter gar kei­nen Um­stän­den.«
    »Wahr­schein­lich wer­de ich es tun.«
    »Gut.«
    »Ist das dei­ne ab­so­lut bes­te Ant­wort? Gut?«
    »Ich könn­te sa­gen, ich lie­be dich, aber das scheint hier nicht zu pas­sen. Die Luft ist in der Tat scheuß­lich, jetzt, wo du da­von ge­spro­chen hast – ich will das Ge­rät nach­se­hen.«
    »Du stol­zierst, wenn du gehst. Das ist mir frü­her schon auf­ge­fal­len.«
    »Und du kannst dei­ne Be­ob­ach­tun­gen für dich be­hal­ten.«
    »Gott ver­dammt noch mal, Ali­cia!«
    »Tut mir leid – dann be­hal­te dei­ne Be­ob­ach­tun­gen eben nicht für dich.«
    »Das ist es nicht, was ich mei­ne. Ich mei­ne, wir sit­zen hier, wir ha­ben uns ge­ra­de bei­na­he bei­läu­fig ent­schie­den, ei­ne hal­be Mil­li­on, ei­ne Mil­li­on, drei Mil­lio­nen See­len zu ver­nich­ten, und wir ma­chen ba­na­le Kon­ver­sa­ti­on.«
    »Was willst du denn?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hat­te es mir nur so vor­ge­stellt, daß wir durch ei­ne Rei­he lo­gi­scher Schrit­te zur Ent­schei­dung ge­lan­gen und sie dann mit emo­tio­na­ler Ener­gie auf­la­den. Nicht so, daß ich sa­ge, ich glau­be, ich

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