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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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müs­se er­fah­ren, was an die­sen dunklen Stel­len ist. Man macht sich Sor­gen, daß man ir­gend­wie un­voll­stän­dig ist, wenn man es nicht her­aus­fin­det.«
    »Hmmm. Wie die Büch­se der Pan­do­ra oder Blau­barts ver­schlos­se­ne Tür.«
    »Ge­nau. Glück­lich macht mich nur, daß der gan­ze Wis­sens­kom­plex nach der Missi­on ge­löscht wer­den kann.«
    »Das klingt grau­en­er­re­gend.«
    »So schlimm ist es nicht. Der Ab­sor­ber schal­tet nur einen Me­cha­nis­mus im Ge­hirn ein, der sämt­li­che Im­pul­se löscht. Ich wür­de ver­rückt, wenn ich auf Jahr­zehn­te hin­aus sol­che tri­via­len Ein­zel­hei­ten im Ge­dächt­nis be­hal­ten müß­te. Es regt mich schon auf, daß sie jetzt so un­ge­heu­er wich­tig sind. Ich wer­de un­ge­dul­dig – ich wün­sche mir, es gin­ge end­lich los, ich kann abends nicht ein­schla­fen, oh­ne stun­den­lang dar­über nach­ge­dacht zu ha­ben.«
    »Von nun an kannst du ru­hig schla­fen. Nach dem, was ich ge­hört ha­be, wird die Ein­la­dung zur Be­sich­ti­gung des Bein­hau­ses in den nächs­ten Ta­gen ein­tref­fen.«
    »Gut. Ich bin froh, daß die War­te­zeit vor­bei ist.«
    »Nicht zu früh.«
    »Warum sagst du das?«
    »Tri­plett ist ent­flo­hen. Ich fürch­te, er wird ver­su­chen, dich zu er­wi­schen.«
    »Ist das ein Trost! Aber ich bin frü­her schon mit ihm fer­tig ge­wor­den, rich­tig?«
    »Tu es nicht so leicht ab, Voss. Er ist wirk­lich ge­fähr­lich.«
    »Ich wer­de vor­sich­tig sein. Gott, was ist mit die­sem Nie­sel­re­gen? Ich dach­te, die Wet­ter­kon­trol­le hät­te die­se Art von Nie­der­schlag ab­ge­schafft.«
    »Die Wet­ter­kon­troll-Leu­te strei­ken noch. Zwei Stun­den pro Tag. Im­mer die zwei Stun­den, in de­nen sie Lust dar­auf ha­ben.«
    »Und die Po­li­zei ist auch noch nicht wie­der im Ein­satz?«
    »Zeit­wei­se.«
    »Ist dir im­mer noch nach Tan­zen zu­mu­te?«
    »Nicht sehr.«
    »Was möch­test du sonst gern tun?«
    »Nun, es gibt da ein Bal­lett …«
    »Nein.«
    »Dann nichts.«
    »Viel­leicht könn­ten wir …«
    »Ich lie­be dich, Voss.«
    »Ich lie­be dich auch.«
    »Ir­gend­wie ha­be ich das Ge­fühl, wir kön­nen uns nicht ver­stän­di­gen. Ver­su­chen wir, schwei­gend durch den Nie­sel­re­gen zu wan­dern. Und du hältst den Mund.«
     

 
4
     
    Wa­shing­ton hat­te, ob­wohl es nicht mehr Haupt­stadt ei­ner Na­ti­on war, viel von sei­ner frü­he­ren Ma­je­stät als Zen­trum der Ar­chi­ve und der Kul­tur be­wahrt. Vor ei­nem Jahr­hun­dert hat­te ei­ne Ver­ei­ni­gung für die Er­hal­tung his­to­ri­scher Stät­ten da­für ge­stimmt, die frü­he­re Ka­pi­ta­le zu re­stau­rie­ren, und dar­auf­hin wur­de die ver­fal­le­ne Stadt wie­der auf­ge­baut und in ein le­ben­des Mu­se­um ver­wan­delt. Die ein­zel­nen Stadt­vier­tel re­prä­sen­tier­ten ver­schie­de­ne his­to­ri­sche Epo­chen. Die Stadt­mit­te, wo Sta­cy und ich in ei­nem ziem­lich häß­li­chen Ho­tel un­ter­ge­bracht wa­ren, zeig­te im we­sent­li­chen das 20. Jahr­hun­dert.
    Schau­spie­ler stell­ten Ge­stal­ten der Re­gie­rung dar. Es gab einen Prä­si­den­ten, einen Vi­ze­prä­si­den­ten, einen gan­zen Obers­ten Ge­richts­hof, der wich­ti­ge Pro­zes­se der Ver­gan­gen­heit auf­führ­te. Der Kon­greß war nicht ein­mal zur Hälf­te be­setzt, weil – so er­zähl­te mir ei­ner der Schau­spie­ler – nor­ma­ler­wei­se nur et­wa die Hälf­te der Se­na­to­ren und Ab­ge­ord­ne­ten an ei­ner be­lie­bi­gen Sit­zung teil­nah­men.
    Da ei­ne un­er­war­te­te bü­ro­kra­ti­sche Schwie­rig­keit Sta­cy und mich zwang, vier Ta­ge lang auf die Be­sich­ti­gung zu war­ten, be­gann ich, die his­to­ri­schen Stadt­vier­tel in der Nach­bar­schaft zu er­for­schen. Sta­cy blieb im Ho­tel. Er war fas­zi­niert von dem sorg­sam kon­ser­vier­ten künst­li­chen Lu­xus des 20. Jahr­hun­derts.
    Aus ir­gend­ei­nem Grund lieb­te er schlech­tes Fern­se­hen und Eis­ma­schi­nen. Mir da­ge­gen ge­fiel die ko­lo­nia­le Pe­ri­ode, und ich ver­brach­te viel Zeit da­mit, durch die nach­ge­bau­ten Stra­ßen zu wan­dern. Die ro­ten Zie­gel­stei­ne und wei­ßen Ein­fas­sun­gen, die zu Fi­gu­ren ge­schnit­te­nen Bäu­me, die in

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