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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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au­then­ti­scher Klei­dung um­her­ge­hen­den Män­ner und Frau­en – ei­ni­ge da­von mit schwar­zen Ge­sich­tern – wirk­ten be­ru­hi­gend auf mei­ne Au­gen.
    Am letz­ten frei­en Tag über­schritt ich die Gren­ze zwi­schen dem Ko­lo­ni­al­park und ei­nem Vier­tel, das das Ame­ri­ka des spä­ten 19. Jahr­hun­derts re­prä­sen­tier­te, vor al­lem die Blü­te­zeit der In­dus­trie. Es er­in­ner­te mich an das Re­stau­rant, in dem Pi­er­re ge­tö­tet wor­den war. Ich er­stick­te bei­na­he an si­mu­lier­tem Zi­gar­ren­rauch und dem schwa­chen Ge­ruch nach un­zu­rei­chen­der Ka­na­li­sa­ti­on. Die Pla­ner des In­dus­trie­vier­tels wa­ren bei­na­he zu gründ­lich ge­we­sen. Fast hät­te ich mei­ne Freu­de an dem Ort ha­ben kön­nen, be­son­ders wenn ich die sorg­fäl­tig auf der Stra­ße ar­ran­gier­ten Pfer­de­äp­fel vor­nehm um­schrei­ten muß­te. Es wa­ren künst­li­che Hau­fen, aber sie sa­hen so wirk­lich aus, daß ich den Drang nach ei­nem Bad ver­spürt hät­te, wä­re ich zu­fäl­lig mit ei­nem in Be­rüh­rung ge­kom­men. Aber vie­le Hau­fen kön­nen tat­säch­lich echt ge­we­sen sein, ganz gleich, was in den Bro­schü­ren stand, da ech­te Pfer­de be­nutzt wur­den, um Wa­gen durch ei­ni­ge der Stra­ßen zu zie­hen.
    Plötz­lich trat Gor­man Tri­plett hin­ter ei­nem pfer­de­ge­zo­ge­nen Milch­wa­gen her­vor.
    »Ich ha­be dich ge­sucht«, er­klär­te er.
    Ich hät­te ihm aus dem Weg sprin­gen oder mei­ne Mus­keln für den Kampf an­span­nen kön­nen. Nur war Tri­pletts Hal­tung so lo­cker, daß ich mich nicht be­droht fühl­te. Er las mir die Ge­dan­ken von mei­nem viel zu aus­drucks­vol­len Ge­sicht ab und lä­chel­te.
    »Nein«, sag­te er, »ich ha­be den Be­fehl er­hal­ten, dich in Ru­he zu las­sen, und ich nei­ge da­zu, Be­feh­le zu be­fol­gen. We­nigs­tens vor­läu­fig. Ich hät­te den Be­fehl viel­leicht igno­riert, aber man sag­te mir, daß du ei­ne sehr wich­ti­ge Missi­on durch­führst und ich mich nicht ein­mi­schen dür­fe. Es wür­de mir leid tun, ei­ne wich­ti­ge Missi­on zu tor­pe­die­ren.«
    Er lehn­te sich ge­gen ei­ne Ecke des Milch­wa­gens. Der Wa­gen schau­kel­te leicht un­ter sei­nem Ge­wicht. Das Pferd blick­te zu­rück, als sei es be­auf­tragt, Tri­plett im Au­ge zu be­hal­ten.
    Tri­plett starr­te mich an, oh­ne ein wei­te­res Wort zu spre­chen.
    Er trug die Klei­dung der Epo­che und sah aus wie die his­to­ri­sche Re­kon­struk­ti­on ei­nes dörf­li­chen Rauf­bolds. Ein schmut­zi­ges ge­wür­fel­tes Hemd, fast ver­steckt von ei­nem plum­pen Kord-Over­all, ei­ne form­lo­se Kap­pe auf dem Kopf.
    »Ich woll­te mir dich nur wie­der ein­mal an­se­hen«, be­merk­te er schließ­lich. »Ich woll­te mir das Bild ei­nes wirk­li­chen Hel­den ge­nau ein­prä­gen.«
    »Ver­dammt sollst du sein, Tri­plett, am liebs­ten wür­de ich …«
    »Im­mer fried­lich, Ge­ragh­ty.«
    »Ich ha­be es bloß satt bis oben­hin, daß du und dei­ne Freun­de mir dau­ernd das Wort Held an den Kopf wer­fen.«
    »Bist du denn kein Held? Ich mei­ne, ge­hörst du nicht zu die­sem Typ?«
    »Nein, na­tür­lich nicht.«
    »Du bist als Held ver­zeich­net. Je­der sagt mir, daß du ei­ner bist. Ich hal­te dich auch da­für. Aus wel­chem an­dern Grund wür­dest du ei­ne wich­ti­ge Missi­on durch­füh­ren? Oh, du bist der Typ, das ist klar. Im­mer be­reit, je­der­mann mit ei­ner wa­ge­mu­ti­gen Tat zu ret­ten, im­mer be­reit, groß­mäu­li­ge Er­klä­run­gen ab­zu­ge­ben. Das se­he ich.«
    »Du kannst sa­gen, was du willst, ich le­ge kei­nen Wert dar­auf, mich mit dir zu strei­ten.«
    »Ste­he ich so weit un­ter dir? Auf dei­ner pri­va­ten so­zia­len Lis­te?«
    »Hör mal, Tri­plett, für mich spielt es kei­ne Rol­le, was du denkst. Oder wie du dei­ne Ra­che planst.«
    »Wer hat ir­gend et­was von Ra­che ge­sagt?«
    »Du hast es durch­bli­cken las­sen. Und ich ha­be den be­stimm­ten Ein­druck, we­der dei­ne Stim­me noch dein Ver­hal­ten tun mir kund, daß al­les ver­ge­ben ist.«
    »Mei­ne Stim­me und mein Ver­hal­ten? Du drückst dich manch­mal so gott­ver­dammt vor­sich­tig aus, daß ich nicht weiß, was du bist, Ge­ragh­ty. Oder ob du über­haupt

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