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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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nicht ver­ste­he, wie die Bü­ro­kra­ten der Er­neue­rungs­kam­mer einen sol­chen Feh­ler hät­ten be­ge­hen kön­nen. Al­le Fak­ten sei­en ih­nen be­kannt ge­we­sen, sie hät­ten ihn nie­mals an einen so un­ge­schlach­ten Kör­per an­schlie­ßen dür­fen. Ih­re Tüch­tig­keit las­se mehr und mehr nach, das sag­ten al­le. So quatsch­te er wei­ter und hat­te nicht die ge­rings­te Ah­nung, wie mei­ne Ab­scheu vor ihm wuchs. Am liebs­ten hät­te ich ihm auf der Stel­le die Keh­le durch­ge­schnit­ten und ihm sei­nen ver­damm­ten neu­en Kör­per vor der Zeit ge­nom­men. Aber mir wä­re da­bei fast so zu­mu­te ge­we­sen, als tö­te­te ich Ri­chard. Des­halb blieb mir nichts üb­rig, als da­zu­sit­zen und zu ni­cken und so zu tun, als stim­me ich ihm zu, daß man ihm im Bein­haus einen bö­sen Streich ge­spielt ha­be, wäh­rend man doch die Kör­per ent­spre­chend dem Typ der zu über­tra­gen­den See­le aus­wäh­len müs­se. Der Hu­ren­sohn, dach­te ich im­mer­zu, hät­te er nicht we­nigs­tens ein biß­chen sym­pa­thisch sein kön­nen?«
    Ei­ne in ein Kor­sett ein­ge­schnür­te jun­ge Da­me ging an der Bank vor­bei, hielt ei­ne Se­kun­de in­ne und be­trach­te­te Tri­plett und mich. Ich wuß­te, sie war ei­ne Schau­spie­le­rin, die sich frag­te, ob sie uns mit ih­rer vor­be­rei­te­ten Num­mer un­ter­hal­ten sol­le, und ich war heil­froh, als sie sich da­ge­gen ent­schied und wei­ter­ging. Tri­plett hat­te sie über­haupt nicht be­merkt.
    »Nun un­ter­rich­te­te ich Har­ry Long­wood in den nächs­ten drei Ta­gen dar­in, Ri­chards Kör­per zu be­nut­zen. Er lern­te schnell, aber ich mach­te Höl­len­qua­len durch. Je­des­mal, wenn er mir einen Arm um die Schul­tern leg­te, um sich bei den Übun­gen ab­zu­stüt­zen, er­in­ner­te ich mich dar­an, wie Ri­chard mir so sei­ne Zu­nei­gung ge­zeigt hat­te. Es war gar nicht viel Un­ter­schied, ob Long­wood den Arm um mich leg­te, um das Gleich­ge­wicht zu be­wah­ren, oder ob Ri­chard mich an sich drück­te. Gar kein Un­ter­schied war bei dem, was ich emp­fand. All­mäh­lich scheu­te ich mich vor je­der Be­rüh­rung Long­woods, ich krümm­te mich in­ner­lich, wenn er die Hand nach mir aus­streck­te. Manch­mal, wenn mei­ne The­ra­pie be­son­de­ren Er­folg ge­habt hat­te, klopf­te Long­wood mir auf die Schul­ter. Dann haß­te ich den Hu­ren­sohn rich­tig. Ei­ner zu­fäl­li­gen Be­rüh­rung aus­zu­wei­chen, war ei­ne Sa­che, und ei­ne ganz an­de­re war es, wenn die Be­rüh­rung tat­säch­lich als ein, wenn auch flüch­ti­ger, Sym­pa­thie­be­weis ge­meint war. Aber ir­gend­wie er­trug ich es. Was ich selbst nicht ver­stand, war, warum ich mir so­viel Mü­he gab, ihm bei­zu­brin­gen, den Kör­per zu be­herr­schen. In dem Au­gen­blick, als ich ihn sah, er­kann­te ich, daß ich ihn nicht tö­ten konn­te. Al­so warum mach­te ich wei­ter? Warum ver­schwand ich nicht ein­fach aus dem Louis­ville-Zen­trum? Ich hat­te jetzt Ri­chards Kör­per ge­se­hen, und nur aus die­sem Grund war ich an­fangs her­ge­kom­men. Ich hat­te kei­nen Grund da­zu­blei­ben. Aber es wur­de mir wich­tig, daß Long­wood, wenn er nun ein­mal in Ri­chards Kör­per steck­te, es lern­te, rich­tig mit ihm um­zu­ge­hen, ob­wohl mir völ­lig klar war, daß all mei­ne Ar­beit um­sonst sein moch­te. Der Ba­stard wür­de nach Se­att­le zu­rück­keh­ren und sei­ne Wam­pe über sein Zei­chen­brett fal­len las­sen. Aber ich nahm die Ar­beit auf mich, und ich tat sie gut. In drei Ta­gen, ei­ner viel zu kur­z­en Zeit für ein Pro­blem wie Long­wood, kam er mit dem Kör­per sehr gut zu­recht. Er hat­te aus­ge­zeich­ne­te Kon­trol­le über al­le mo­to­ri­schen Pro­zes­se, und mei­ne Vor­ge­setz­ten wa­ren be­ein­druckt von dem Wun­der, das ich voll­bracht hat­te. Sie sag­ten mir, sie hät­ten im Louis­ville-Zen­trum Großes mit mir vor. Herr­lich, ich sah mich schon an die­ser falschen Iden­ti­tät fest­kle­ben, wie ich den Rest mei­nes Le­bens als The­ra­peut ver­brach­te, nie­mals ge­schnappt und oben­drein am En­de noch er­neu­ert wur­de. Ver­dammt, Ge­ragh­ty, weißt du, daß ich bei­na­he in Ver­su­chung ge­riet? Der ein­zi­ge Grund, warum ich nicht dar­an

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