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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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schnel­ler. Ich hoff­te so sehr, daß die Be­lei­di­gung Che­ryl ab­schre­cken wür­de. Aber ihr Lä­cheln zeig­te deut­lich, daß ihr die Ein­stu­fung als Hu­re gar nicht un­an­ge­nehm war.
    »Wie aus­führ­lich ist denn mein Dos­sier?« frag­te ich.
    »In ei­ni­gen Ab­schnit­ten sehr aus­führ­lich. Aber es ge­ben so vie­le Ab­tei­lun­gen Be­rich­te ab, daß es schwer ist, sie al­le auf einen Nen­ner zu brin­gen.«
    »Mir ge­fällt der Ge­dan­ke nicht, daß da ein Ord­ner vol­ler falscher In­for­ma­tio­nen oder un­rich­ti­ger Schluß­fol­ge­run­gen her­um­liegt.«
    »Mir auch nicht. Das ge­fällt kei­nem von uns. Wis­sen Sie auch, daß ei­ne Ab­tei­lung einen Be­richt ein­ge­reicht hat, nach dem Sie Sym­pa­thi­en für die Sa­che der Aus­ge­mus­ter­ten ha­ben?«
    Ich forsch­te in ih­rem Ge­sicht nach ei­nem Hin­weis, ob sie mich wis­sen las­sen woll­te, ich ste­he un­ter Ver­dacht. Im be­son­de­ren bei ihr. Aber sie hat­te die Be­mer­kung her­vor­ge­spru­delt wie al­les an­de­re auch. Ich ver­such­te zu kon­tern, in­dem ich zu­stimm­te: »Es ge­hört nicht viel da­zu, Sym­pa­thie, wie Sie sa­gen, mit der Sa­che der Aus­ge­mus­ter­ten zu ha­ben.«
    »Das ist wahr. Vie­len von uns geht es so. Ent­schul­di­gen Sie mich, ich ha­be ei­ne Auf­ga­be zu er­fül­len, aber blei­ben Sie bit­te in mei­ner Nä­he.«
    Al­le an­de­ren wa­ren mitt­ler­wei­le un­ter­sucht wor­den und war­te­ten dar­auf, daß die Füh­rung wei­ter­ging. Che­ryl gab einen in vie­len Ein­zel­hei­ten nicht kor­rek­ten Ab­riß der Ent­wick­lung des Er­neu­erns und des all­mäh­li­chen Ent­ste­hens von Zen­tren, in de­nen die Wun­der statt­fin­den konn­ten.
    »Das Wa­shing­to­ner Zen­trum ge­hört zu den drei ers­ten. Ge­wohn­heits­mä­ßig ist es zum Re­po­si­tum für sehr wich­ti­ge Leu­te ge­wor­den, für Leu­te wie Sie.« Un­ter­drück­tes Ge­ki­cher sei­tens der Teil­neh­mer, von de­nen sich die meis­ten of­fen­bar in ih­re Füh­re­rin ver­liebt hat­ten. »Jetzt war­ten sie auf ih­ren Wie­der­ein­tritt in ei­ne Welt, in der sie von neu­em tä­tig wer­den kön­nen. Un­ter ih­nen sind die pro­mi­nen­tes­ten Künst­ler der letz­ten Jah­re – ich mei­ne na­tür­lich ih­re See­len. Und nicht nur Künst­ler, son­dern auch Phi­lo­so­phen und Staats­män­ner. Wann im­mer die See­le ei­nes großen Man­nes oder ei­ner großen Frau nach hier ver­legt wer­den kann, grei­fen wir zu. Wir hier in der Wa­shing­to­ner Kam­mer für die Ver­ga­be neu­en Le­bens be­sit­zen einen Stolz, der, wie Sie mir si­cher zu­stim­men wer­den, be­rech­tigt ist.«
    Sie be­kam die war­me Zu­stim­mung ih­res Pu­bli­kums, die sie ge­sucht hat­te. Ich ließ mich nicht gern an die See­len all der be­deu­ten­den Per­sön­lich­kei­ten im Wa­shing­to­ner Bein­haus er­in­nern, auch wenn es PR-Rhe­to­rik war. Ich war be­reits be­ses­sen von dem Knopf­druck-Rät­sel, das Ben mir vor­ge­legt hat­te.
    »Und jetzt«, fuhr Che­ryl fort, »was den Trans­port in die …«
    »Ent­schul­di­gen Sie, Che­ryl«, ließ sich ei­ne ge­zier­te Stim­me von der Tür her ver­neh­men. Wir al­le dreh­ten uns um und er­blick­ten einen ge­zier­ten Men­schen, einen zu ge­leckt und in einen ein biß­chen zu knapp sit­zen­den An­zug ge­klei­de­ten Mann. Un­ter dem Blick, den Che­ryl ihm zu­warf, wä­re ich so­fort von der Tür ver­schwun­den.
    »Was gibt’s, Jed?« frag­te Che­ryl et­was ge­reizt.
    »Es sind noch zwei Teil­neh­mer an Ih­rer Füh­rung ein­ge­trof­fen. Hier ent­lang, mei­ne Her­ren.«
    Che­ryl schal­te­te auf freund­li­chen PR-Aus­druck um, als zwei Män­ner ein­tra­ten. Ich weiß nicht, wel­chen Aus­druck der Schreck auf mei­nem Ge­sicht her­vor­rief. Die bei­den Män­ner wa­ren mei­ne Schat­ten, die Re­gie­rungs­agen­ten, die mich über­all in New York ver­folgt hat­ten. Sie sa­hen beim Nä­her­kom­men nicht in mei­ne Rich­tung. Noch nie hat­te mein Herz so ge­rast. Erst der ver­leg­te Ter­min, dann das Ein­sprin­gen Che­ryls als Frem­den­füh­re­rin, und jetzt das Auf­tau­chen von Fein­den. Ich schiel­te zu Sta­cy hin, konn­te aber sei­ne Re­ak­ti­on nicht er­ken­nen. Viel­leicht dach­te er dar­an, daß er

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