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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Sta­di­um der Füh­rung hiel­ten wir mehr­mals an. Ich kann mich nicht ein­mal mehr er­in­nern, in wel­cher Rei­hen­fol­ge die Un­ter­bre­chun­gen ka­men, so ver­zwei­felt dach­te ich über die auf­ge­tre­te­nen Schwie­rig­kei­ten nach. Je­des­mal, wenn ich hoch­blick­te, stell­te ich fest, daß die bei­den Schat­ten nicht zu mir hin­sa­hen und ver­such­ten, den Ein­druck in­ter­es­sier­ter Teil­neh­mer an der Be­sich­ti­gung zu er­we­cken. Es ge­lang mir jetzt eben­so we­nig wie frü­her, die bei­den aus­ein­an­der­zu­hal­ten.
    Ich wuß­te, es gab Un­ter­schie­de. Zum Bei­spiel hat­te der ei­ne ein Mut­ter­mal auf der Wan­ge, der an­de­re hat­te die Ge­wohn­heit, die Schul­tern hoch­zu­zie­hen. Aber so­bald ich weg­sah, konn­te ich mich nicht mehr er­in­nern, wel­cher von ih­nen wel­ches Merk­mal be­saß, und manch­mal dach­te ich, der mit dem Mut­ter­mal ha­be auch die Ge­wohn­heit, mit den Schul­tern zu zu­cken, oder bei­de hät­ten Mut­ter­ma­le und bei­de lit­ten un­ter die­sem Tick. Sie hat­ten et­was an sich, das al­le Un­ter­schie­de selbst bei ge­nau­er Be­trach­tung ver­wisch­te, selbst wenn man wuß­te, daß sie ei­nem nach­spio­nier­ten. Ich spür­te, wie sie dar­auf war­te­ten, daß ich einen ent­schei­den­den Zug tat.
    In mei­ner Phan­ta­sie ent­stand ein Bild, wie sie mich von bei­den Sei­ten mit mus­ku­lö­sen Ar­men fest­hiel­ten, mich fort­zerr­ten, mich in ir­gend­ei­ne Bein­haus-Gru­be stie­ßen.
    Gleich zu An­fang un­se­rer Tour be­ka­men wir die An­la­gen zu se­hen, wo die ge­ra­de ge­stor­be­nen oder bald ster­ben­den Leu­te ein­ge­lie­fert wur­den, de­ren See­len für das Er­neu­ern ex­tra­hiert wer­den muß­ten. Ich weiß noch, daß ich dach­te, wenn man die See­len jetzt in die La­ger­ge­wöl­be brin­ge, wür­den sie viel­leicht zu mei­nen Op­fern ge­hö­ren. Che­ryl sag­te, es sei uns nicht ge­stat­tet, die Ope­ra­ti­ons­räu­me zu se­hen, in de­nen die See­len-Ex­trak­tio­nen statt­fan­den. Si­cher­heits­grün­de ver­bö­ten das Be­kannt­ma­chen je­ner Pha­sen des Er­neu­erns, aus de­nen ein Spi­on Schlüs­se auf das Funk­tio­nie­ren des Ver­fah­rens zie­hen kön­ne. Ich hat­te das Ge­fühl, daß die Schat­ten zu mir hin­sa­hen, zwang mich aber, ih­ren Blick nicht zu er­wi­dern.
    Auf ei­ner an­de­ren Ebe­ne zeig­te man uns ei­ni­ge der Vor­be­rei­tun­gen, die an den Wie­der­ver­wer­tungs­kör­pern ge­trof­fen wur­den, be­vor man sie in die – eben­falls ge­hei­men – Ope­ra­ti­ons­räu­me brach­te, wo die See­len­über­tra­gung statt­fand.
    Ich sah mit ei­ner Fas­zi­na­ti­on zu, die kein an­de­rer Teil der Füh­rung in mir her­vor­rief. Ob­wohl der Ab­sor­ber mir sehr de­tail­lier­te In­for­ma­tio­nen über die Be­hand­lung der Wie­der­ver­wer­tungs­kör­per ge­lie­fert hat­te, war die Wirk­lich­keit et­was ganz an­de­res als die wis­sen­schaft­li­che Be­schrei­bung. Ich er­schau­er­te, als ich so vie­le to­te Kör­per durch so vie­le ar­bei­ten­de Hän­de ge­hen sah. Daß ich im Ge­gen­satz zu Che­ryls sorg­fäl­tig mo­di­fi­zier­ter of­fi­zi­el­ler Ver­si­on ge­nau wuß­te, was dort vor sich ging, mach­te mei­ne Be­ob­ach­tun­gen um so quä­len­der. Ich ver­ab­scheu­te die Tech­ni­ker am An­fang der Ket­te da­für, daß sie in die Haut der Kör­per ih­re ver­damm­ten Che­mi­ka­li­en rie­ben, die die Wir­kung ei­nes zeit­lich be­grenz­ten Ein­bal­sa­mie­rungs­mit­tels hat­ten. Ih­re Hand­be­we­gun­gen wa­ren so be­hut­sam, wa­ren Lieb­ko­sun­gen so ähn­lich. In die­ser Mi­nu­te hät­te ich al­le me­di­zi­ni­schen As­sis­ten­ten um­brin­gen kön­nen, die die Kör­per kne­te­ten, um die in­ne­ren Or­ga­ne zu un­ter­su­chen, sie für an­de­re Ma­ni­pu­la­tio­nen auf­rich­te­ten, sie mit Sym­bo­len in Leucht­far­ben be­schrif­te­ten, als sei­en sie Fleisch­be­schau­er, die ein­wand­frei­es Schlacht­vieh stem­pel­ten.
    Ich haß­te den dür­ren, aus­ge­mer­gel­ten Mann, des­sen Auf­ga­be es war, nach­zu­prü­fen, ob al­le Spu­ren des frü­he­ren Be­sit­zers ei­nes Kör­pers, al­le Über­res­te sei­ner See­le er­folg­reich

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