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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Dann riet er mir, die obe­ren Knöp­fe des leich­ten Man­tels, den ich trug, zu schlie­ßen. So sei es hier Sit­te, be­lehr­te er mich, und ich wür­de dann nicht ganz so nach ei­nem Au­ßen­sei­ter aus­se­hen. Er kniff mir ein Au­ge zu und wünsch­te mir viel Ver­gnü­gen.
    Selbst in den ru­hi­gen frü­hen Stun­den sah Hough viel­ver­spre­chend aus. Die Re­gen­bo­gen-Stra­ßen­la­ter­nen lie­ßen mich an die Dä­cher von Zir­kus­zel­ten den­ken, de­ren Licht­strah­len sich in abend­li­chen Ne­beln ver­fan­gen. Als es dun­kel wur­de und die Far­ben kla­rer her­vor­tra­ten, be­merk­te ich, daß auf ver­schie­de­ne Ge­bäu­de selt­sa­me ab­strak­te Zei­chen ge­malt wa­ren. Bei Ta­ges­licht wa­ren sie nicht sicht­bar ge­we­sen.
    Ei­ni­ge von ih­nen er­in­ner­ten mich an die He­xen­zei­chen der Penn­syl­va­nia-Hol­län­der. Je­de Fassa­de schi­en in ei­nem an­de­ren Stil ge­hal­ten zu sein, als sei es die Ab­sicht ih­rer Ge­stal­ter, dem Be­trach­ter einen nicht chro­no­lo­gi­schen Über­blick über die ab­strak­te und ex­pres­sio­nis­ti­sche Kunst seit dem 20. Jahr­hun­dert zu ge­ben. Spä­ter sah ich auch Land­schaf­ten und fi­gür­li­che Dar­stel­lun­gen. Viel­leicht spiel­te die Ge­schich­te doch mit hin­ein. Kein Ge­bäu­de trug ein Schild, aus dem zu ent­neh­men war, was sich drin­nen ab­spiel­te. Ei­ne ge­ris­se­ne Maß­nah­me, da sie den For­schungs­trieb an­reg­te. Tat­säch­lich wan­der­ten stän­dig zwei Men­schen­strö­me in die Ein­gän­ge hin­ein und wie­der her­aus. Die ers­ten paar Mi­nu­ten mei­nes Auf­ent­halts in­ner­halb der Gren­zen von Hough späh­te ich in meh­re­re Tü­ren.
    Wäh­rend mei­nen Au­gen die wech­seln­den und lang­sam klar wer­den­den Far­ben ge­fie­len, fand ich vie­le Ge­räusche und Ge­rü­che Houghs un­er­freu­lich. Die aus ei­ni­gen Häu­sern her­vor­don­nern­de Mu­sik war ner­ven­zer­fet­zend und ein biß­chen grau­en­er­re­gend. Ich ha­be mich nie mit der aus zu viel Rhyth­mus und zu we­nig Me­lo­die be­ste­hen­den Mu­sik je­ner Pe­ri­ode an­freun­den kön­nen, mit den von Ob­szö­ni­tä­ten un­ter­bro­che­nen sinn­lo­sen Sil­ben und den lan­gen Zi­ta­ten aus der klas­si­schen Li­te­ra­tur. Die Ge­rü­che stör­ten mich nicht ganz so. Sie be­dien­ten sich ge­schick­terer An­griffs­me­tho­den.
    Zwi­schen die Düf­te nach gu­tem Es­sen, Luftrei­ni­gern und an­de­rem misch­ten sich im­mer wie­der ein schnel­ler, Brech­reiz er­re­gen­der Hauch je­ner Par­füms, die tie­ri­schen Aus­düns­tun­gen nach­emp­fun­den sind (das lag an der star­ken Se­xua­li­tät die­ser Zeit), ein Ge­stank nach strah­le­ner­hitz­tem Es­sen, das schlech­ter schmeckt als der Papp­tel­ler, auf dem es liegt, oder der Mief jahr­hun­der­te­lang ver­las­se­ner Woh­nun­gen. Ich ver­such­te, den un­an­ge­neh­men Ge­rü­chen zu ent­rin­nen, in­dem ich mich in die Mit­te der Stra­ße be­gab, aber dort fand ich die Luft noch drücken­der. Des­halb ging ich wie­der dicht an den Ge­bäu­den ent­lang und ge­wöhn­te mich an das Odeur.
    Als der Him­mel dun­kel ge­nug ge­wor­den war, kam ein Mann in der Klei­dung ei­nes La­ter­nen­an­zün­ders frü­he­rer Zei­ten die Stra­ße ent­lang. Er be­grüß­te mich, aber da er ei­ne Art Slang sprach, ver­stand ich ihn nicht. Ich nick­te ihm ein­fach zu. Mit ei­nem Stab, an des­sen Spit­ze sich ein elek­tri­sches Schen­kel­au­ge be­fand, setz­te er die Re­gen­bo­gen­lam­pen in lang­sa­me Ro­ta­ti­on. Wäh­rend sie sich dreh­ten, warf je­de Ober­flä­che der zehn­flä­chi­gen Lam­pen ih­re Far­be auf Häu­ser und Men­schen – und auf die Stra­ße, de­ren Be­lag so prä­pa­riert war, daß er in wei­chen Farb­bän­dern er­glüh­te, die sich mit dem La­ter­nen­licht ver­än­der­ten. Das Wech­sel­spiel des Lichts gab ei­nem das Ge­fühl, man be­we­ge sich auch dann, wenn man still­stand. Schim­mern­de Strei­fen zo­gen wie ein Fließ­band un­ter mei­nen Fü­ßen da­hin.
    Ich be­trach­te­te den Bür­ger­steig so kon­zen­triert und so lan­ge, daß sich ei­ne aus Be­rufs­grün­den hier spa­zie­ren­de Da­me zu mir hin­ge­zo­gen fühl­te.
    »Hast du et­was vor, das

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