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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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es für mich der Mü­he wert macht?« frag­te sie.
    Ich blick­te auf. Sie schi­en durch­aus der Mü­he wert zu sein.
    Ei­ne hoch­ge­wach­se­ne, üp­pi­ge jun­ge Frau, de­ren Ge­sicht so kind­lich war, daß ich nicht glau­ben woll­te, sie ha­be mir eben dies An­ge­bot ge­macht. Ich merk­te spä­ter, daß die Un­schuld auf ih­rem Ge­sicht – und auf vie­len an­de­ren Ge­sich­tern in Hough – ei­ne sorg­fäl­tig be­rech­ne­te Mi­schung von Kos­me­ti­ka und Ri­tu­al war, ver­stärkt durch die pas­tell­far­be­nen Schat­ten, die im krei­sen­den La­ter­nen­licht dar­über hin­husch­ten. Sie kam nä­her und setz­te hin­zu: »Wenn du gut zu mir bist, nun, dann will ich nur sa­gen, ich ha­be ein Bett, das bei­na­he eben­so vie­le Tricks be­herrscht wie ich selbst.«
    »Das muß ja ein Bett sein!«
    »Ich wür­de dich auch al­le Knöp­fe drücken las­sen.«
    Ihr Kleid, das sich ihr vom Hals bis zum Ober­schen­kel oh­ne ei­ne ein­zi­ge die Sym­me­trie stö­ren­de Fal­te an­schmieg­te, wech­sel­te die Far­be von Blau zu Hell­grün. Es war eben­falls so prä­pa­riert, daß es auf das Re­gen­bo­gen­licht rea­gier­te. Ich warf einen Blick auf ih­re Schu­he. Die Slip­per zeig­ten ähn­li­che Ver­än­de­run­gen, aber in dunk­le­ren, tiefe­ren Tö­nun­gen.
    Sie nahm mei­nen Arm, führ­te mich die Stra­ße hin­auf und nann­te ih­ren Preis. Ben hat­te mich auf die au­gen­blick­li­chen Ho­no­ra­re in Hough vor­be­rei­tet, aber ich war doch über­rascht, als sie mir flüs­ternd ei­ne Ge­büh­ren­lis­te mit­teil­te. Selbst mit mei­nem neu­ge­won­ne­nen Sinn für Ex­tra­va­ganz fand ich die For­de­rung sehr hoch. Sie be­merk­te mein Zö­gern, und als die er­fah­re­ne Ge­schäfts­frau, die sie war, ver­trat sie ih­ren Fall, in­dem sie ih­re Stim­me mehr sexy klin­gen ließ als zu­vor. Ihr letz­ter Schach­zug war, daß sie mich un­ter ei­ner La­ter­ne an­hielt, wo die Farb­wech­sel in­ten­si­ver wa­ren, und mich mit ei­ni­ger Lei­den­schaft küß­te. Ih­re wei­chen Lip­pen und ih­re aben­teu­er­lus­ti­ge Zun­ge hät­ten die letz­ten Über­bleib­sel von En­kla­ve-Pu­ri­ta­nis­mus aus mir ver­trei­ben sol­len. Es be­un­ru­hig­te mich, daß sie es nicht ta­ten. Ob­wohl die­se Frau mit ih­rem fes­ten Kör­per ganz ge­nau das war, was ich mir wäh­rend der Re­kon­va­les­zen­ten­zeit aus­ge­malt hat­te, rea­gier­te ich nicht ent­spre­chend auf sie. Mit mei­nem Ver­stand be­gehr­te ich sie, aber ich konn­te kei­ne halb­wegs über­zeu­gen­de kör­per­li­che oder ge­fühls­mä­ßi­ge Re­ak­ti­on her­auf­be­schwö­ren.
    Da war kein be­schleu­nig­ter Herz­schlag, kein er­war­tungs­vol­les Zit­tern, kei­ne Re­gung in der Len­den­ge­gend. Ich frag­te mich, ob die Jah­re nur leicht ge­trüb­ter Treue zu Se­le­na mei­ne Ein­stel­lung zur Se­xua­li­tät völ­lig ver­dreht hät­ten. Zum Teu­fel, denk nicht dar­über nach, sag­te ich zu mir selbst, du bist ein­fach aus der Übung ge­kom­men. Ich küß­te die Frau wie­der und wur­de mit ihr zu ih­ren Be­din­gun­gen han­dels­ei­nig. Sie ver­lang­te die Hälf­te des Gel­des im vor­aus. Auch dar­über hat­te Ben mich in­for­miert. In Hough, hat­te er ge­sagt, be­trö­gen nur die Au­ßen­sei­ter – au­ßer­ge­wöhn­lich ver­bit­ter­te Aus­ge­mus­ter­te und sol­che Er­neu­er­ten, de­nen es Spaß macht, un­ter ih­nen Ste­hen­den eins aus­zu­wi­schen. Über die Sa­che mit den Aus­ge­mus­ter­ten hat­te ich mich ge­wun­dert. Ben sag­te, vie­le der Kun­den, die nach Hough kämen, sei­en Aus­ge­mus­ter­te kurz vor dem En­de, ei­ne zy­ni­sche Brut, die es nicht küm­mer­te, was sie an­rich­te­te, und wenn es zum Scha­den von ih­res­glei­chen war.
    Als ich mir die Geld­schei­ne in die Hand blät­ter­te und da­bei Sei­ten­bli­cke auf mei­nen neu­en Er­werb warf, der eif­rig mit­zähl­te, ent­stand vor mei­nem geis­ti­gen Au­ge das Bild Se­len­as. Sie lach­te laut dar­über, daß ich ei­ne Hu­re kauf­te. Ich er­in­ner­te mich an die Näch­te, wenn ich mit Se­le­na im Bett ge­le­gen hat­te und es mir nicht ge­lun­gen war, ihr die ge­rings­te se­xu­el­le Auf­merk­sam­keit zu er­wei­sen. Ein sol­ches Ver­sa­gen

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