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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Schlicht und ein­fach Ma­ry.«
    Ihr Griff um mei­nen Arm wur­de fes­ter. In­ti­mer. Sie schmieg­te sich en­ger an mich, und ih­re Hüf­te streif­te beim Ge­hen mei­ne. Bei­na­he hing sie an mei­nem Kör­per. Jetzt wur­de mir über­all warm, und ich ent­spann­te mich ein biß­chen.
    Ver­le­gen­heit war ein gu­tes Zei­chen. Hoff­nungs­voll.
    »Mei­ne Ma hat­te den rich­ti­gen In­stinkt. Sie warf einen kur­z­en Blick in mei­ne Wie­ge und ent­schied, ein ein­fa­cher Na­me wie Ma­ry sei gut ge­nug für ein ein­fa­ches Kind. Ma war nicht aus­ge­mus­tert. Merk­wür­dig, aber sie er­kann­te so­fort, daß ich kei­ne Chan­ce hat­te. Sie zog mich auf, als sei ich das Kind von je­mand an­ders. Als ich das zwei­te Mal beim Test ver­sag­te, stell­te sie al­le mei­ne Hab­se­lig­kei­ten hin­ter die Haus­tür und sag­te mir, ich sol­le ihr Be­scheid ge­ben, wenn die Leu­te von der Spe­di­ti­on da sei­en.«
    Un­ter dem falschen und un­red­li­chen Licht die­ser Rum­mel­platz­stra­ße, in die­sem Kleid, das al­le paar Schrit­te die Far­be wech­sel­te, kam mir Ma­ry wie die wan­deln­de Ko­pie ei­nes mensch­li­chen We­sens vor – aber auch wie ein Ge­mäl­de, das man neh­men und vor den Ge­fah­ren des drau­ßen to­ben­den Krie­ges schüt­zen soll­te. Oft ver­gaß ich, daß die Kör­per, die wir roh Hül­len nann­ten, von Men­schen be­wohnt wa­ren, die ver­zwei­fel­ten, weil ih­re Müt­ter sie haß­ten, von Men­schen, die über ihr un­aus­weich­li­ches Schick­sal Wit­ze ris­sen. Du bist sen­ti­men­tal, hör­te ich Bens Stim­me mich be­schul­di­gen. Dir blu­tet das Herz. Und na­tür­lich hat­te Ben Ver­ständ­nis da­für, denn er war am sen­ti­men­tals­ten von uns al­len, und ihm blu­te­te das Herz am meis­ten. Wir wei­nen, dann la­chen wir, dann wei­nen wir, weil wir ge­lacht ha­ben, dann la­chen wir, weil wir ge­weint ha­ben – und das ist der Grund, warum Ben und ich die Sim­pel un­se­rer Ras­se sind.
    »Ab­leh­nung, das ist der Dreck, den sie uns in schmut­zi­gen Sil­ber­löf­feln, in Drei­fach-Eis­hörn­chen ge­ben.«
    Mir ent­ging nicht, daß sie uns sag­te. Die Lü­ge der Ka­me­ra­de­rie wür­de al­les leich­ter für mich ma­chen, dach­te ich.
    »Aber ich neh­me an, du willst dar­über nichts mehr hö­ren, wo wir bei­de doch dem Bein­haus so na­he sind.«
    Bei­na­he hät­te ich ge­fragt, was sie mit Bein­haus mei­ne, aber es war of­fen­bar Slang, und mir war klar, daß ich mich hü­ten muß­te, mich durch Nicht­kennt­nis von Slan­g­aus­drücken als Er­neu­er­ter zu ver­ra­ten. Nach ei­nem Au­gen­blick des Nach­den­kens kam ich auf die of­fen­sicht­li­che und be­un­ru­hi­gen­de Be­zie­hung zwi­schen Bein­haus und Er­neue­rungs­kam­mer.
    Da sie mich für aus­ge­mus­tert hielt, ent­schloß ich mich, in die­sem Sinn wei­ter­zu­spie­len.
    »Ich wür­de dem Bein­haus gern ent­ge­hen, das kann ich dir ver­si­chern«, sag­te ich.
    »Ja, nun … ja-a.«
    »Wenn mei­ne Zeit ge­kom­men ist, könn­te ich mich ver­ste­cken …«
    »Un­ter­tau­chen.«
    Sie be­rich­tig­te mich un­ge­zwun­gen, bei­läu­fig.
    »… hier in Hough. Ich weiß, es ist ver­geb­lich, aber wenn es so aus­sieht, als wür­den sie mich fest­neh­men …«
    »Dich fan­gen.«
    »… dann möch­te ich an mei­nem Kör­per et­was ma­chen las­sen, ihn sa­bo­tie­ren. Viel­leicht weißt du einen Ort, wo ich mich ver­ste­cken – wo ich un­ter­tau­chen könn­te.«
    Plötz­li­cher Arg­wohn in ih­ren Au­gen.
    »Viel­leicht, Freund, viel­leicht.«
    Der ne­ga­ti­ve Klang ih­rer Ver­si­che­rung ge­fiel mir nicht. Das war ein falscher Schritt ge­we­sen. Ich ent­schloß mich zu ei­nem Rück­zie­her und fiel in den glei­chen ver­zwei­fel­ten Ton wie sie vor­hin.
    »Ach, es hat ja al­les kei­nen Zweck. Ich wer­de mich vor dem Bein­haus an­stel­len wie al­le an­de­ren … al­le an­de­ren …«
    »Ein Ge­schenk­pa­ket für einen Un­s­terb­li­chen.«
    Sie wand­te ih­re Auf­merk­sam­keit von mir ab und den vor­bei­ge­hen­den Leu­ten und Ge­bäu­de­fassa­den zu, als stel­le sie ei­ne Na­mens­lis­te für die Ju­ry auf. In die­sem Au­gen­blick hat­te ich Angst.
    »Komm«, sag­te sie schließ­lich. Sie zog an mei­nem Arm, da­mit ich

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