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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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ver­an­laß­te Se­le­na re­gel­mä­ßig, mir trös­tend zu ver­si­chern, es spie­le kei­ne Rol­le (und na­tür­lich spiel­te es kei­ne große Rol­le für sie, zu­min­dest nicht, nach­dem die ers­ten Jah­re un­se­rer Ehe vor­bei wa­ren). Ich konn­te dann nicht um­hin zu den­ken (durf­te es aber nicht aus­spre­chen), daß es, gott­ver­dammt noch mal, doch ei­ne Rol­le spiel­te. Wenn ich an mei­ne frü­he­re Le­bens­span­ne dach­te, schlug ich im all­ge­mei­nen den leich­teren Weg ein und mach­te Se­le­na für mei­ne Zei­ten der Im­po­tenz ver­ant­wort­lich. Sie war ein­fach nicht be­geh­rens­wert.
    Mehr als das, Sex war ihr gleich­gül­tig. Ih­re Vor­stel­lung von ei­ner idea­len Ver­bin­dung war es ge­we­sen, Sei­te an Sei­te in me­tal­li­schen La­bo­ra­to­ri­en und grell be­leuch­te­ten Kon­fe­renz­räu­men zu ar­bei­ten und am Abend (Sei­te an Sei­te) den Ar­beits­tag durch­zu­spre­chen. Wenn ich be­son­ders fins­te­rer Stim­mung war, dach­te ich manch­mal, mehr Chan­cen als bei mir ha­be sie auf einen Or­gas­mus, wenn sie sich mit ei­nem Rea­genz­rohr be­frie­di­ge.
    Se­le­na hat­te zur Leis­tung der En­kla­ve mehr bei­ge­tra­gen als ich. Rück­bli­ckend über­leg­te ich, ob ih­re Ge­schlechts­lo­sig­keit die Grund­la­ge für ih­ren Er­folg ge­we­sen sein konn­te. Selbst mein Sei­ten­sprung mit Lan­na war kein be­son­de­res Er­leb­nis ge­we­sen. Wie Män­ner es häu­fig tun, such­te ich mir ei­ne Mä­tres­se aus, die mei­ner Ehe­frau so ähn­lich war (freund­lich, wenn ich ver­sag­te, voll höf­li­cher Dank­bar­keit, wenn ich Er­folg hat­te), daß ich in mei­nem Se­xual­le­ben kei­nen wirk­li­chen Fort­schritt mach­te. Ich re­de­te mir mit al­ler Ge­walt ein, es gä­be eben Män­ner, de­nen die fleisch­li­chen Ge­lüs­te, von an­de­ren so prah­le­risch zur Schau ge­stellt, ab­gin­gen. Des­halb ver­brach­te ich den Rest mei­nes Le­bens da­mit, zu der Fuß­no­te bei­zu­tra­gen, die ich bei mei­nem Tod hin­ter­ließ. Als es auf das En­de zu­ging, ge­lob­te ich mir, bei der nächs­ten Run­de wol­le ich die ver­paß­ten se­xu­el­len Ge­le­gen­hei­ten nach­ho­len, so­bald ich über einen nor­mal funk­tio­nie­ren­den Kör­per und einen neu­en Satz von Sti­mu­la­tio­nen ver­füg­te. Das, was Ben das Zwei­te-Le­bens­span­ne-Syn­drom nann­te, hat­te ich im Über­maß.
    Tat­säch­lich wünsch­te ich mir so vie­le neue Er­fah­run­gen, daß es mich durch­aus die ge­sam­te zwei­te Le­bens­span­ne kos­ten moch­te, sie zu ma­chen.
    Und um al­les zu ver­schlim­mern, wür­de der ers­te Schritt auf mei­nem neu­en Weg of­fen­bar nicht ein­fach sein.
    Wenn ich je­doch die­se be­reit­wil­li­ge, freund­li­che jun­ge Frau an­sah …
    »Dan­ke«, sag­te sie, nahm das Geld und ließ es durch ei­ne Öff­nung auf Hüft­hö­he, die ich jetzt erst be­merk­te, in ih­rem engsit­zen­den Kleid ver­schwin­den.
    Ich er­kann­te, daß ich die Mü­he letz­ten En­des doch nicht scheu­en wür­de.
     

 
10
     
    »Zu dem Han­del ge­hört es, Freund, daß du mich zu­erst zu ein paar Sti­mu­lan­zi­en ein­lädst.«
    Wie­der nahm sie mei­nen Arm. Bei ih­rer Be­rüh­rung wur­de mir warm im Nacken. Hoff­nungs­voll.
    »Nicht, daß ich wirk­lich Sti­mu­lan­zi­en brau­che, um auf einen so gut ge­bau­ten Mann wie dich zu rea­gie­ren.« Mich pack­te Be­geis­te­rung über mei­nen neu­en Kör­per. Er war ja auch so­viel hö­her und brei­ter als der na­tür­li­che, mit dem ich ge­bo­ren wor­den war und in dem ich trotz al­lem ei­ne vol­le Le­bens­span­ne ver­bracht hat­te. »Na­tür­lich ge­hört es zur Rou­ti­ne, daß ich dir schmei­che­le. Aber du brauchst kei­ne Schmei­che­lei, weil es die Wahr­heit ist. Das weißt du, nicht wahr? Na­tür­lich weißt du es.«
    Mir ge­fiel, was sie sag­te, mir ge­fiel die Art, wie sie mir Selbst­ver­trau­en ein­zu­flö­ßen ver­such­te. An­de­rer­seits arg­wöhn­te ich, daß al­les Rou­ti­ne war – die ge­schick­te Be­hand­lung ei­nes Töl­pels. Ei­ne Zeit­lang gin­gen wir schwei­gend wei­ter, bis mir ein­fiel, das Un­ter­hal­ten kön­ne eben­falls ein Teil der Rou­ti­ne sein. Ich frag­te sie nach ih­rem Na­men.
    »Ma­ry.

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