Alicia II
vorhandene Einzelheit über den Untergrund und wie er arbeitete. Ich erzählte ihnen von dem Mikrostaub und wie er die Seelen zerstört hatte. Und ich erzählte ihnen von Alicia.
Michael zeigte sich hocherfreut. Ich fragte ihn, welchen Grund er dazu habe, abgesehen von der Tatsache, daß es seine Existenz rechtfertige. Er antwortete, die Informationen, die ich geliefert habe, seien wertvoll. Ich brüllte, wie können sie so verdammt wertvoll sein? Erstens einmal waren sie elf Jahre alt.
Zweitens war ich kein Mitglied des Untergrunds gewesen.
Drittens waren es Informationen, die sie mit ihren Methoden aus jedem gefangenen Radikalen hätten herausholen können.
Michael ließ sein bestes rätselhaftes Lächeln aufblitzen, ein Lächeln, dessen überwältigende Weisheit ich hassen gelernt hatte. Alle Informationen sind wertvoll, versicherte er mir, und besonders einige der meinen, gewisse Teilstückchen, die sie aus keinem anderen hätten herausholen können. Er wollte mir nicht sagen, welche es waren. Er sagte nur, jetzt wüßten sie einiges, was sie vorher nicht gewußt hätten. Und – er lächelte bösartig – ein paar Namen, die ihrer Aufmerksamkeit bisher entgangen waren.
Er lächelte wieder, als er ankündigte, sie wären fertig mit mir, ich sei nun gesund genug, um in die menschliche Gesellschaft zurückzukehren. Diesen Teil seiner Ankündigungen hatte ich nie richtig geglaubt, und so war ich erstaunt, daß er die Wahrheit gesprochen hatte. Meine Belohnung dafür, daß ich ihnen Informationen gegeben hatte, deren Wert ich nicht einsah, bestand darin, daß ich in die Welt zurückgeschickt wurde. Im Austausch für unspezifizierten Verrat wurde mir eine weitere Lebensspanne gewährt.
»Hat sich irgend etwas verändert?« fragte ich, nachdem ich länger als eine Stunde sinnlos getobt hatte. Obwohl das die übliche erste Frage eines Erneuerten war, hätte ich in den letzten Tagen nicht gedacht, daß ich sie stellen würde.
»Ein bißchen. Nichts, an das Sie sich nicht anpassen könnten. Die meisten Erneuerten haben eine viel längere Periode der Dunkelheit hinter sich als Sie und deshalb größere Schwierigkeiten. Sie kommen schon zurecht.«
»Ich kann mir denken, daß die Ausgemusterten immer noch aktiv sind, sonst hätten Sie meine Informationen nicht gebraucht.«
»Oh, es wird Sie freuen zu hören, daß sie noch aktiver geworden sind. Überall herrscht regelrechter Aufruhr. Nichts, womit wir nicht fertig würden, aber es hält uns munter. Und glücklich.«
»Glücklich?«
»Mein Beruf. Ich genieße soziale Aufstände, sie geben mir eine Daseinsberechtigung.«
Mit Michael konnte man nicht reden. Mir schien, es hatte eine Ewigkeit gedauert, bis ich es lernte.
16
Was Michael über die Welt gesagt hatte, stimmte. Es gab keine Veränderungen, denen ich mich nicht anpassen konnte. Man kann allem ins Gesicht sehen, wenn es einen nicht besonders interessiert. Mir gelang es sogar, eine Art normalen Lebens vorzutäuschen. Das war nicht zu schwer mit meinem neuen Körper und all dem. Ja, mein neuer Körper half mir besonders dabei. Auf dem Gebiet hatten sie mich recht gut behandelt.
Michael hatte für einen Körper gesorgt, der in besserer Kondition war als meine beiden vorigen. Er stammte von einem ausgemusterten Revolutionär in den Vierzigern, der bei einem Überfall festgenommen worden war. Der Körper war älter als sonst – offenbar der älteste, den sie auf Lager gehabt hatten –, weil sie keinen jungen und kräftigen Körper an mich verschwenden wollten. Ich war glücklicher mit diesem. So brauchte ich mich nicht in Jugendlichkeit zu üben, wie es
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