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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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jetzt voll­stän­dig im Un­ter­grund, oh­ne ei­ne Schein-Iden­ti­tät in der Au­ßen­welt zu ha­ben.
     

 
17
     
    Ben war eben­falls in Den­ver, und ich sah ihn als ers­ten. Wie ich er­war­tet hat­te, er­kann­te er mich auf der Stel­le, doch dies­mal er­schrak er da­bei.
    »Ich hät­te nie ge­glaubt, daß du zu­rück­kom­men wür­dest. Al­ler­dings muß ich ge­ste­hen, daß ich ge­hört ha­be, amt­li­cher­seits ha­be es ei­ni­ge Kon­tro­ver­sen we­gen dei­ner Eli­mi­nie­rung ge­ge­ben.«
    »So war es.«
    »Was ist ge­sche­hen?«
    Ich er­zähl­te es ihm. Er hör­te auf sei­ne pro­fes­sio­nel­le Wei­se zu. Ich hat­te Schwie­rig­kei­ten da­mit, ihm den Teil über Mi­cha­el zu be­rich­ten.
    »Und du fühlst dich schul­dig, daß du uns ver­ra­ten hast?« frag­te er.
    »Ei­ni­ger­ma­ßen.«
    »Ei­ni­ger­ma­ßen? Sehr, hof­fe ich.«
    »Du weißt es. An­fangs woll­te ich dich nicht wie­der­se­hen. Dich nicht und auch Ali­cia nicht.«
    »Ich bin froh, daß du dei­ne Mei­nung ge­än­dert hast. Viel­leicht wird auch Ali­cia froh sein. Sie ist et­was prin­zi­pi­en­stren­ger als ich. Aber ich glau­be …«
    »Was?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann nur sa­gen, was ich im­mer sa­ge, wenn du nach lan­ger Zeit zu­rück­kommst. Ich freue mich wirk­lich sehr, dich zu se­hen, Voss.«
    »Okay.«
    »Bit­te mich nur nicht ge­ra­de jetzt um Ver­zei­hung.«
    »Das wer­de ich nicht tun.«
    Ich er­kun­dig­te mich, wie es ihm in dem letz­ten Dut­zend Jah­ren er­gan­gen sei. Er ver­mied es, in Ein­zel­hei­ten zu ge­hen, aber ein paar Din­ge hol­te ich aus ihm her­aus. Er hat­te ver­sucht, sei­ne Dop­pel­rol­le als Be­ra­ter so­wohl der Re­gie­rung als auch der ra­di­ka­len Ele­men­te wei­ter­zu­spie­len. Dann ent­deck­te ein amt­li­cher Un­ter­su­chungs­aus­schuß ei­ne Ver­bin­dung zwi­schen Sta­cy und Ju­ne Al­b­right und na­tür­lich die Ver­bin­dung zwi­schen ihr und Ben. Sie hat­te seit ei­ni­ger Zeit nicht mehr für Ben ge­ar­bei­tet und wuß­te tat­säch­lich nur we­nig über sein Dop­pel­spiel. Aber sie wuß­te ge­ra­de ge­nug, um Ben in Ver­dacht zu brin­gen. Von da an wur­de er ge­nau­er be­ob­ach­tet.
    Schließ­lich hielt er es für zu ge­fähr­lich, sei­ne of­fi­zi­el­le Iden­ti­tät bei­zu­be­hal­ten, und so gab er sie auf und ging ganz in den Un­ter­grund.
    »Und das war gut so, wie mir dein Be­richt be­weist. Wir ha­ben ei­ne Men­ge ge­tan. Es gibt mehr zu tun. Wir sind ak­ti­ver ge­wor­den, sor­gen für mehr Un­ru­he. Was wir auch tun, es muß funk­tio­nie­ren. Aus den letz­ten Be­rich­ten geht her­vor, daß we­ni­ger Wie­der­ver­wer­tungs­kör­per zur Ver­fü­gung ste­hen als je zu­vor. Üb­ri­gens hast du wie­der ein­mal einen gu­ten Kör­per er­wi­scht. Das war wohl ei­ne „glück­li­che Wie­der­au­fer­ste­hung“, wie sie es nen­nen. Ich wür­de dich gern gründ­lich un­ter­su­chen, aber im Au­gen­blick bin ich nicht ent­spre­chend aus­ge­rüs­tet. Ich könn­te es je­doch ver­an­las­sen.«
    »Nicht not­wen­dig. Ich bin un­ter­sucht wor­den, und es wur­de nichts fest­ge­stellt. Dies­mal hat es kei­ne Sa­bo­ta­ge ge­ge­ben.«
    »Je­den­falls nicht an dei­nem Kör­per. Ich ver­mu­te, du möch­test Ali­cia se­hen?«
     

 
18
     
    Im Ge­gen­satz zu Ben er­kann­te sie mich nicht so­fort. Bens Ta­lent, einen Men­schen in ei­nem neu­en Kör­per zu er­ken­nen, war sel­ten.
    Ich be­trach­te­te sie aus der Fer­ne. Sie schrieb et­was in ein viel be­nutz­tes, zer­fled­der­tes No­tiz­buch. Häu­fig blick­te sie auf der Su­che nach ei­ner neu­en For­mu­lie­rung oder ei­nem gu­ten Ge­dan­ken nach links.
    Sie hat­te sich ver­än­dert. Es wa­ren graue Sträh­nen in ih­rem Haar, tie­fe Li­ni­en um ih­ren Mund, Schat­ten um ih­re Au­gen.
    Ih­re Haut wirk­te kör­nig. Ich ver­mu­te­te, daß sie sich, worin ih­re jet­zi­ge Tä­tig­keit auch be­ste­hen moch­te, viel im Frei­en auf­hielt.
    Aber ihr Ge­sicht hat­te sich we­ni­ger durch Fal­ten und grau­es Haar ver­än­dert als durch einen neu­en Aus­druck der Trau­rig­keit. Sie sah un­glück­lich aus, selbst wenn sie lä­chel­te.
    Ihr Kör­per war im­mer noch schlank, aber sie hielt ih­re Schul­tern auf ei­ne

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