Alicia II
jetzt vollständig im Untergrund, ohne eine Schein-Identität in der Außenwelt zu haben.
17
Ben war ebenfalls in Denver, und ich sah ihn als ersten. Wie ich erwartet hatte, erkannte er mich auf der Stelle, doch diesmal erschrak er dabei.
»Ich hätte nie geglaubt, daß du zurückkommen würdest. Allerdings muß ich gestehen, daß ich gehört habe, amtlicherseits habe es einige Kontroversen wegen deiner Eliminierung gegeben.«
»So war es.«
»Was ist geschehen?«
Ich erzählte es ihm. Er hörte auf seine professionelle Weise zu. Ich hatte Schwierigkeiten damit, ihm den Teil über Michael zu berichten.
»Und du fühlst dich schuldig, daß du uns verraten hast?« fragte er.
»Einigermaßen.«
»Einigermaßen? Sehr, hoffe ich.«
»Du weißt es. Anfangs wollte ich dich nicht wiedersehen. Dich nicht und auch Alicia nicht.«
»Ich bin froh, daß du deine Meinung geändert hast. Vielleicht wird auch Alicia froh sein. Sie ist etwas prinzipienstrenger als ich. Aber ich glaube …«
»Was?«
»Ich weiß es nicht. Ich kann nur sagen, was ich immer sage, wenn du nach langer Zeit zurückkommst. Ich freue mich wirklich sehr, dich zu sehen, Voss.«
»Okay.«
»Bitte mich nur nicht gerade jetzt um Verzeihung.«
»Das werde ich nicht tun.«
Ich erkundigte mich, wie es ihm in dem letzten Dutzend Jahren ergangen sei. Er vermied es, in Einzelheiten zu gehen, aber ein paar Dinge holte ich aus ihm heraus. Er hatte versucht, seine Doppelrolle als Berater sowohl der Regierung als auch der radikalen Elemente weiterzuspielen. Dann entdeckte ein amtlicher Untersuchungsausschuß eine Verbindung zwischen Stacy und June Albright und natürlich die Verbindung zwischen ihr und Ben. Sie hatte seit einiger Zeit nicht mehr für Ben gearbeitet und wußte tatsächlich nur wenig über sein Doppelspiel. Aber sie wußte gerade genug, um Ben in Verdacht zu bringen. Von da an wurde er genauer beobachtet.
Schließlich hielt er es für zu gefährlich, seine offizielle Identität beizubehalten, und so gab er sie auf und ging ganz in den Untergrund.
»Und das war gut so, wie mir dein Bericht beweist. Wir haben eine Menge getan. Es gibt mehr zu tun. Wir sind aktiver geworden, sorgen für mehr Unruhe. Was wir auch tun, es muß funktionieren. Aus den letzten Berichten geht hervor, daß weniger Wiederverwertungskörper zur Verfügung stehen als je zuvor. Übrigens hast du wieder einmal einen guten Körper erwischt. Das war wohl eine „glückliche Wiederauferstehung“, wie sie es nennen. Ich würde dich gern gründlich untersuchen, aber im Augenblick bin ich nicht entsprechend ausgerüstet. Ich könnte es jedoch veranlassen.«
»Nicht notwendig. Ich bin untersucht worden, und es wurde nichts festgestellt. Diesmal hat es keine Sabotage gegeben.«
»Jedenfalls nicht an deinem Körper. Ich vermute, du möchtest Alicia sehen?«
18
Im Gegensatz zu Ben erkannte sie mich nicht sofort. Bens Talent, einen Menschen in einem neuen Körper zu erkennen, war selten.
Ich betrachtete sie aus der Ferne. Sie schrieb etwas in ein viel benutztes, zerfleddertes Notizbuch. Häufig blickte sie auf der Suche nach einer neuen Formulierung oder einem guten Gedanken nach links.
Sie hatte sich verändert. Es waren graue Strähnen in ihrem Haar, tiefe Linien um ihren Mund, Schatten um ihre Augen.
Ihre Haut wirkte körnig. Ich vermutete, daß sie sich, worin ihre jetzige Tätigkeit auch bestehen mochte, viel im Freien aufhielt.
Aber ihr Gesicht hatte sich weniger durch Falten und graues Haar verändert als durch einen neuen Ausdruck der Traurigkeit. Sie sah unglücklich aus, selbst wenn sie lächelte.
Ihr Körper war immer noch schlank, aber sie hielt ihre Schultern auf eine
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