Alicia II
tun?«
Mir blieb die Luft weg, als habe er mir mit der zusammengerollten Police in den Magen geboxt.
»Die ist bestens«, antwortete ich. »Meine Sicherheit ist bestens.«
»Wie lauten die Bedingungen genau?«
Ich bin sicher, daß ich dreinblickte wie ein Lehrer vor einer unruhigen Klasse.
»Es ist … es ist genug für meinen Bedarf.«
»Persönlich, Familienplan, vereinigte Entschädigung?«
»Ich bin damit zufrieden, lassen wir es dabei. Ich schließe nicht gern Geschäfte ab, wenn ich …«
»Schon kapiert. Du hast die volle Lebensspanne gewählt. Ich erkenne die Anzeichen immer sofort. Trotzhaltung, die Weigerung, über die Verbesserung deines Lebens vernünftig zu reden. Ich erkenne die Anzeichen. Hör zu, Junge, du machst einen Fehler, mein …«
»Bitte nicht …«
»Du gibst ein Jahr hin, und ich kann dir fast die gleichen Bedingungen bieten, wie ich sie gerade mit Mary besprochen habe. Sieh mal, ein späterer Zeitpunkt nützt dir gar nichts, wenn du nicht für dich selbst gesorgt hast.«
»Ein Werbespruch der Versicherung«, warf Mary ein.
»Beinahe. Jetzt opfere mir nur eine Minute, und ich kann einen Plan für dich ausarbeiten, der …«
»Du blöder Blutegel, ich will nichts von deinem gottverdammten Plan hören!« Ich hatte nicht vorgehabt, Sam anzuschreien. All die Gesichter, die sich zu mir umwandten und mich drohend musterten, beunruhigten mich.
»Das ist kein Grund zu …« begann Sam.
»Ein sehr guter Grund.« Ich versuchte, meine Stimme zu beherrschen. »Du behauptest, den Leuten – uns – einen Gefallen zu tun, und in Wirklichkeit verlangst du von uns, kostbare Zeit für lumpigen Tand einzutauschen.«
»Du nennst diese Vergünstigungen Tand?«
»Genau. Geschenke für die unwissenden Eingeborenen, damit sie einwilligen, das Sklavenschiff zu besteigen. Weihrauch für das Beinhaus. Perlen, mein Freund, billige Kleinigkeiten, buntes Spielzeug, Tand!«
»Du meinst, ein Jahr im Paradies sei es nicht wert, ein Jahr in der Hölle dafür hinzugeben?«
»Verfälsche den Spruch nicht, Sam«, unterbrach Mary. »Du hast ihn oder einen sehr ähnlichen benutzt, als du mich das erste Mal herumbekommen hast. Außerdem, wenn du deine Religion richtig darstellen willst, mußt du Fegefeuer und nicht Hölle sagen.«
»Es ist mir gleich, was ich damals gesagt habe! Niemand spricht mit mir wie dieser Bastard eben. Ich habe den Text dieser Policen nicht entworfen, ich verkaufe sie, wie sie kommen.«
»Und mir verkaufst du keine. Also warum läßt du Mary und mich nicht einfach gehen?«
Ich wollte aufstehen und gab Mary ein Zeichen, sich ebenfalls zu erheben. Sam beugte sich zu ihr vor.
»Er spricht komisch, Mary. Bist du sicher, daß er okay ist?«
»Für mich ist er okay, und das genügt, Sam. Bis dann, wir müssen gehen.«
»Ich weiß nicht. Ich finde, er spricht wie ein Wackelpeter.«
»Auf Wiedersehen, Sam.«
Mary faßte meinen Arm und zog mich aus dem Clubraum.
»Hoffentlich ist er keiner, Mary«, rief Sam hinter uns her.
»Was hat er damit gemeint, ich sei hoffentlich keiner?« fragte ich, als wir zur Tür hinausgingen. »Und was soll ich nicht sein?«
Mary blieb auf der Schwelle stehen, so daß der skeletthafte Butler ihr die Tür weiterhin aufhalten mußte. Sie starrte mich mehrere Sekunden lang an.
»Er meint natürlich, daß du hoffentlich kein Wackelpeter bist.«
Beinahe hätte ich mich erkundigt, was ein Wackelpeter sei.
Doch plötzlich ging mir die Bedeutung des Wortes auf. Etwas Ähnliches hatte ich Ben auf meiner Postkarte geschrieben. Ein Wackelpeter war ein Erneuerter, und der Slangausdruck bezog sich auf die Unsicherheit, mit der ein Erneuerter seinen Körper benutzt. Ich dachte daran, wie ich selbst in den ersten Tagen, nachdem ich aus der eigentlichen
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