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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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beu­gen. Das un­ter­brach den Kon­takt mit den Sen­so­ren und Wel­len­sen­dern, die in den Kis­sen steck­ten. Und die Wel­len, die man emp­fing, un­ter­la­gen wie­der­um auf sub­ti­le Wei­se der Stim­mung und der emo­tio­na­len Ver­fas­sung des ein­zel­nen Zu­schau­ers wie auch des ge­sam­ten Zu­schau­er­kol­lek­tivs. Ge­wis­se Aspek­te des Stücks konn­ten durch die In­ten­si­tät der Pu­bli­kums­re­ak­ti­on ver­än­dert wer­den.
    Das Pro­gramm­heft wid­me­te ei­ni­gen Raum auch In­for­ma­tio­nen über das heu­te abend ge­spiel­te Stück, das den Ti­tel trug: Der Tod ist ge­nau das, was du denkst, daß er sei. Auf­ge­führt wur­de es von der Dra­ma­ti­schen Ab­tei­lung des Ak­ti­ons- und Pro­test-Ko­mi­tees von Hough, ein hoch­tra­ben­der Na­me für ei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on im Her­zen ei­nes in Mo­de ge­kom­me­nen Ro­te-Lam­pen-Vier­tels.
    Ma­ry schi­en in Ge­dan­ken ver­sun­ken zu sein. Sie hat­te ihr Pro­gramm zu­sam­men­ge­rollt und ver­such­te, den Zy­lin­der fes­ter zu wi­ckeln. Zwei­mal sah sie über ih­re rech­te Schul­ter.
    »Stimmt et­was nicht?« frag­te ich.
    Sie nick­te.
    »Ich sa­ge es dir lie­ber gleich. Ich glau­be, zwei von Sams Män­nern ste­hen hin­ten im Zu­schau­er­raum.«
    »Und du meinst, sie sind un­se­ret­we­gen hier?«
    »Ich mei­ne, sie sind dei­net­we­gen hier. Aber wer weiß? Sie kön­nen auch je­mand an­ders su­chen. Viel­leicht ist es ihr frei­er Abend, und sie sind be­geis­ter­te Thea­ter­be­su­cher. Was ich be­zwei­fe­le. Ich wür­de vor­sich­tig sein, wenn ich du wä­re. Schließ­lich bist du der­je­ni­ge, der stolz wie ein Hans­wurst da­von­ging, als Sam wü­tend auf dich war.«
    Ma­ry sah mich selt­sam an. Es war bei­na­he ein Kat­ze-und-Maus-Blick, und sie war die Kat­ze. Mir kam es so vor, als ma­che es ihr Spaß, daß ich von die­sen bei­den Schlä­gern be­droht war. Ich re­kel­te mich mög­lichst na­tür­lich auf mei­nem Sitz und brach­te mei­nen Kopf so weit nach un­ten, wie es mög­lich war, oh­ne ganz au­ßer Sicht zu ge­ra­ten.
    Plötz­lich be­gann das Stück. Al­le Lich­ter gin­gen aus. Die Schau­spie­ler be­gan­nen da­mit, daß sie emo­tio­na­le Lau­te aus­stie­ßen. Zu­erst kam ein Stöh­nen aus ei­ner vor­de­ren Ecke des Thea­ters, dann brach un­ter ei­ner Grup­pe ir­gend­wo im Hin­ter­grund glück­li­ches Ge­läch­ter aus. Ein lei­ses Sum­men trieb von links her­bei, und ihm be­geg­ne­te ein ver­ächt­li­ches Schnau­ben von rechts. Neue Lau­te ka­men hin­zu, Lau­te der Freu­de und Zu­frie­den­heit misch­ten sich mit sol­chen des Kum­mers und Schmer­zes. Ich merk­te, daß sich Mit­glie­der des En­sem­bles zwi­schen den Zu­schau­er­ab­tei­len hin­durch­be­weg­ten. Sie wur­den ziem­lich laut. Ein Mäd­chen kroch an un­ser Fuß­bo­den­loch und gurr­te mir sinn­lich ins Ohr.
    Mir kam zu Be­wußt­sein, daß ich un­kon­trol­lier­bar zit­ter­te, und ich wuß­te nicht, warum. Dann fiel mir ein, daß es von den Ge­rä­ten in den Kis­sen her­kom­men muß­te. Ich beug­te mich vor, un­ter­brach den Kon­takt, und das Zit­tern hör­te auf. Ich streck­te die Hand aus und be­rühr­te Ma­ry. Ih­re Haut war kalt, und es schüt­tel­te sie.
    Die Lau­te, die die Schau­spie­ler rings um uns aus­stie­ßen, ver­lo­ren an Laut­stär­ke. Als sie für mich lei­se ge­nug ge­wor­den wa­ren, lehn­te ich mich wie­der ge­gen das Kis­sen zu­rück. So­fort über­flu­te­te mich ein Ge­fühl der Er­leich­te­rung, das ich als Be­frei­ung von hef­ti­ger emo­tio­na­ler Span­nung emp­fand. Mir war, als hät­te ich den vor­hin ge­lös­ten Kon­takt nie un­ter­bro­chen.
    Schein­wer­fer gin­gen an und be­leuch­te­ten ei­ne be­reits im Gang be­find­li­che Sze­ne. Ein Schau­spie­ler in kon­ven­tio­nel­ler Stra­ßen­klei­dung stand ne­ben ei­ner Frau, die sich in den letz­ten Zu­ckun­gen ei­nes be­son­ders schmerz­haf­ten To­des wand. Hin­ter ih­nen mach­te ein Chor die Be­we­gun­gen der Schau­spie­le­rin auf höh­ni­sche und über­trie­be­ne Art nach. Die Chor­leu­te agier­ten wie gro­tes­ke Clowns. Oft lach­ten sie in auf­ge­reg­tem Stac­ca­to.
    Ich war froh, als das Mäd­chen sich dem letz­ten Atem­zug

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