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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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schnel­ler ging. »Du hast Geld, und wir soll­ten Ge­brauch von der Zeit ma­chen, die uns bleibt. Ge­hen wir ir­gend­wo­hin.«
    Er­leich­te­rung. Ich war für sie vor al­lem ein zah­len­der Kun­de, ganz gleich, in wel­chem Ver­dacht sie mich ha­ben moch­te. Ich sag­te mir, der Sta­tus ei­nes Men­schen wer­de bei den Spie­len von Hough wohl un­wich­tig sein. Was be­weist, wie ah­nungs­los ich war.
    Ma­ry führ­te mich zu ei­nem mit Tup­fen über­sä­ten Ge­bäu­de, das ähn­lich aus­sah wie ein Seu­rat-Ge­mäl­de, nur mit grö­ße­ren Krei­sen. Das Licht, das über sei­ne Front wan­der­te, er­zeug­te einen ei­gen­tüm­li­chen Wel­len­ef­fekt. Ich blieb fas­zi­niert ste­hen.
    Ich hät­te Stun­den da­mit ver­brin­gen kön­nen, dies Schau­spiel zu be­trach­ten, aber Ma­ry zupf­te mich und be­fahl: »Hin­ein!«
    Hin­ein. Nun, auch das In­ne­re war ei­ne Über­ra­schung für mich. Das In­ne­re war ganz und gar nicht wie das Äu­ße­re.
    Kei­ne sanf­ten Far­ben, kei­ne wei­che Be­leuch­tung, kein fei­ner Zir­kus­ne­bel, kei­ne ein­lul­len­den oder ät­zen­den Ge­rü­che. Wir stie­gen mit ei­nem di­cken grau­en Tep­pich be­leg­te Stu­fen hin­auf. Die Wän­de links und rechts von uns wa­ren mit tief ro­tem Samt in ei­nem Rau­ten­mus­ter be­spannt. Die ho­he Ma­ha­go­ni­tür am En­de der kur­z­en Trep­pe war flan­kiert von ein­ge­leg­ten Holz­sta­tu­en, die va­ge prä-raf­fae­li­tisch aus­sa­hen.
    Die Tür wur­de uns von ei­nem ske­lett­haft dür­ren Mann in Butler­klei­dung ge­öff­net. Er ver­beug­te sich, als wir vor­bei­gin­gen, und ich mein­te, ir­gend­wo in der Nä­he sei­ner Gür­tel­li­nie ein Schar­nier quiet­schen zu hö­ren.
    Der Raum, den wir jetzt be­tra­ten, war wie ein Gent­le­man-Club des spä­ten 19. Jahr­hun­derts ge­stal­tet und ein­ge­rich­tet.
    Groß, mit ho­her De­cke, Schwa­den von Zi­gar­ren­rauch, die sich ver­floch­ten und ver­schwan­den, wuch­ti­ge Ses­sel, so­li­de Ti­sche, Bü­cher­schrän­ke an den Wän­den, Bü­cher in schö­nen Le­der­ein­bän­den, Kell­ner mit hoch­er­ho­be­nen Ta­bletts, die sich wür­de­voll durch den Raum be­weg­ten und die Leu­te in den Ses­seln be­dien­ten. Nicht zu der üb­li­chen Vor­stel­lung von ei­nem Gent­le­man-Club paß­te die An­we­sen­heit von Frau­en, die fast al­le eben­so her­aus­for­dernd ge­klei­det wa­ren wie mei­ne Be­glei­te­rin. Die sich eif­rig un­ter­hal­ten­den Stim­men hat­ten au­ßer­dem einen rau­hen Klang, der nicht auf Gent­le­men schlie­ßen ließ. Viel­leicht, dach­te ich, könn­te es bei ei­nem Her­ren­abend, der in den Räu­men ei­nes Clubs ab­ge­hal­ten wer­den darf, so zu­ge­hen.
    Ma­ry, die mich im­mer noch am Arm zog, als sei ich ein sich sträu­ben­der Hund, führ­te mich in ei­ne Eck­ni­sche, wo wir auf ei­nem vik­to­ria­ni­schen Lie­bes­ses­sel Platz nah­men. Mir wur­de beim An­blick der von Schnör­keln um­ge­be­nen Ku­pi­dos und Blu­men, die den Be­zugs­stoff des Ses­sels schmück­ten, et­was schwin­de­lig. Ich zog das Mus­ter mit dem Fin­ger nach. Ma­ry knuff­te mich ge­gen den Arm. Ich blick­te hoch und fand mich ei­nem sno­bis­tisch wir­ken­den Kell­ner ge­gen­über, der mich of­fen­bar als den letz­ten Dreck an­sah und auf mei­ne Be­stel­lung war­te­te. Ich bat Ma­ry, für uns zu be­stel­len, um die Tat­sa­che zu ver­schlei­ern, daß ich kei­ne Ah­nung hat­te, was es in ei­nem Lo­kal wie die­sem gab. Sie sag­te dem Kell­ner, zwei Gin mit To­nic. Er schloß sie in sei­ne Ver­ach­tung ein.
    »Gin?« frag­te ich. »Wirk­li­cher, ech­ter Gin?«
    »Das be­haup­ten sie hier.«
    Der Kell­ner brach­te die Ge­trän­ke. Ich bat gleich um die Rech­nung, staun­te nur we­nig über ih­re Hö­he und be­zahl­te.
    Ob­wohl ich noch nie Gin ge­trun­ken hat­te, er­kann­te ich nach dem ers­ten Schluck, daß ich im­mer noch nie Gin ge­trun­ken hat­te. Das Er­satz­zeug hat einen be­stimm­ten Bei­ge­schmack, der ei­nem auf­fällt, selbst wenn man das Ori­gi­nal nie pro­biert hat.
    Aber ich tat so, als hiel­te ich den Gin für echt, und Ma­ry schi­en an­ge­nehm be­rührt zu sein. Im­mer­hin be­gann der Al­ko­hol zu wir­ken.
    Ma­ry wur­de plötz­lich ner­vös und

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