Alicia II
antwortete: »In ein anderes Lokal. Du wirst schon sehen.«
Wir gingen langsam. Auf den Straßen waren jetzt mehr Leute. Ich wäre lieber ein bißchen schneller gegangen, vor allem als ich merkte, daß einige der Passanten mich mit merkwürdigen Blicken betrachteten.
Wir gelangten an ein wenig eindrucksvolles Gebäude, dem die wilden Farben seiner Nachbarn fehlten. Es war ganz schwarz getüncht bis auf eine weiße Umrahmung des einzigen Fensters und ein schwarzweißes Schachbrettmuster auf der Tür. Für Hough schien es viel zu streng dekoriert zu sein.
Mary nickte zu der Tür hin, und wir gingen darauf zu. Sie teilte sich für uns wie ein Vorhang. Im Vorbeigehen berührte ich das Material. Überraschenderweise war es Metall, nicht Stoff.
Ich brauchte eine Minute, bis sich meine Augen der Dunkelheit drinnen angepaßt hatten, und dann noch eine Minute, bis ich mich dem Inneren des Gebäudes angepaßt hatte. Sobald die Tür sich hinter uns geschlossen hatte, faßten Hände behutsam nach unsern Händen und führten uns weiter.
Ich glaube, wir passierten eine weitere Tür, und dann ließen die führenden Hände uns anhalten. Als ich besser zu sehen begann, erkannte ich, daß wir am Ende eines großen Raums standen. Auch hier war die Dekoration düster. Schwarze und weiße Vorhänge wechselten an den Seitenwänden miteinander ab. Hinten war ein großer, vom Boden bis zur Decke reichender Vorhang mit einer schwarzen und einer weißen Hälfte. Auf dem Fußboden waren Sitze, zu denen man hinabsteigen mußte, mit Kissen ausgelegte Löcher. Von irgendwo hinter dem zweigeteilten Vorhang erklangen wehmütige Töne, die keine Melodie bildeten. Die spärlichen Lichtquellen waren unregelmäßig auf Fußbodenhöhe verteilt.
Das trug mit dazu bei, daß man sich in dem Raum nur schwer zurechtfand.
»Ist das ein Theater?« erkundigte ich mich bei Mary.
»Du hast es erraten.«
»Es ist eine Weile her, daß ich in einem Theater war.«
Das war nahe an einem Versprecher gewesen. Es war mehr als sechzig Jahre her.
Ein Platzanweiser kam und führte uns zu unsern Sitzen. Es war Platz für zwei in unserm Fußbodenloch. Wir stiegen über Stufen an entgegengesetzten Seiten hinunter. Sobald wir saßen, gab der Platzanweiser uns Programmhefte und ging. Mary wollte wissen, warum ich so enttäuscht aussähe.
»Ich hatte erwartet, angeschnallt oder verbunden oder so etwas zu werden.«
Sie lachte.
»Von solchen Vorstellungen habe ich gehört. Vor vielen Jahren gab es Theater, bei denen die Zuschauer in die Vorstellung eingeschaltet wurden. Das muß einige Zeit her sein, mindestens ein paar Jahrzehnte.«
»Ich weiß nicht viel über Theater. Ich bin nicht öfter als ein paarmal darin gewesen.«
»Hier wird es dir gefallen. Es ist ähnlich, als ob man eingeschaltet sei. In den Kissen hinter uns sind Geräte. Eine Art davon nennt man, glaube ich, Sensoren, und sie übermitteln Suggestionen.«
»Suggestionen?«
»So heißt es wohl. Ich weiß, daß sie das Wort hier benutzen. Sieh in deinem Programm nach. Die Sensoren und das andere Zeug können Gefühle aus dem Stück auf dich übertragen, aber nur soviel, wie du selbst willst. Auf irgendeine Weise wird dein Gehirn angesprochen, statt daß dir die Gefühle aufgezwungen werden. Darum nennt man das wohl Suggestionen.«
In mehr technisch gehaltener Sprache bestätigte das Programm, was Mary mir erzählt hatte. Die Sensoren sandten Wellen aus, die die Gefühle, Gedanken und Reaktionen der Zuschauer beeinflußten. Aber jeder einzelne Zuschauer konnte das Ausmaß, in dem er beeinflußt wurde, kontrollieren. Wenn er von allen Suggestionen frei sein wollte, brauchte er sich nur nach vorn zu
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