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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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To­des der Sän­ge­rin, als ein­zig­ar­ti­ge tra­gi­sche An­ge­le­gen­heit be­han­del­te – ganz im Ge­gen­satz zu der über­trie­be­nen und po­le­mi­schen Wei­se, mit der man sich in dem üb­ri­gen Stück mit dem Tod be­faß­te. Selbst als ich mich vor­beug­te, emp­fand ich die Schön­heit des Lie­des und der Sän­ge­rin im­mer noch. Als ich sie aus der Nä­he ge­se­hen, als sie mich ge­küßt hat­te, war ich der Mei­nung ge­we­sen, sie be­sit­ze ei­ne nym­phen­haf­te, aber nicht au­ßer­ge­wöhn­li­che At­trak­ti­vi­tät. Nun er­schi­en sie mir als blas­se, voll­kom­me­ne Vi­si­on der Schön­heit. Wäh­rend sie sang, lieb­te ich sie (und da­bei war ich mir stets be­wußt, daß mir das Ge­fühl zu­min­dest teil­wei­se auf­ge­drängt wur­de), und ich woll­te nicht, daß sie ster­ben muß­te, nie­mals. Es dräng­te mich mit al­ler Macht, sie zu ret­ten, sie vor den Bein­haus-Räu­bern zu ver­ste­cken. Aber, dach­te ich, je­der wur­de ge­fun­den, wenn man ihn such­te. Ich be­gann zu wei­nen, und Ma­ry wein­te auch. Von mei­nen Ge­füh­len mit­ge­ris­sen, mach­te ich den al­les ent­schei­den­den Feh­ler. Un­ter Schluch­zen stieß ich her­vor: »Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid …«
    Ich hät­te er­ken­nen müs­sen, daß Ma­ry und die an­de­ren Zu­schau­er auf das Lied rea­gier­ten, in­dem sie über ihr ei­ge­nes Schick­sal wein­ten. Ich war der ein­zi­ge im Pu­bli­kum, der laut um Ver­zei­hung fleh­te. Ich konn­te nicht auf­hö­ren hin­aus­zu­brül­len, wie leid es mir tue, selbst als mein Rücken kei­nen Kon­takt mehr mit dem Kis­sen hat­te. Ich merk­te nicht gleich, daß die Sän­ge­rin ihr Lied un­ter­bro­chen hat­te und mich an­starr­te. Ich führ­te die Hän­de an mein Ge­sicht und wisch­te mir die Trä­nen ab.
    Ne­ben mir fing Ma­ry an, lei­se zu la­chen.
    Ich sah sie an. Sie saß auf­recht, ein sieg­haf­tes Strah­len in den Au­gen, und ich wuß­te, was sie sa­gen wür­de. Ich stand auf und ver­such­te, die Aus­gän­ge zu ent­de­cken.
    »Ich wuß­te es doch, du bist ein Wa­ckel­pe­ter!« schrie Ma­ry. »Ich wuß­te es eher als Sam, ver­dammt noch mal! Ich ha­be ihm das Zei­chen ge­ge­ben, als wir al­le zu­sam­mensa­ßen.«
    Ich be­gann, aus dem Bo­den­loch hin­aus­zu­klet­tern. Ma­ry stand auf.
    Im gan­zen Raum starr­ten die Zu­schau­er mich an, die Au­gen ge­ra­de über Fuß­bo­den­ni­veau. Sie sa­hen wie Kin­der aus, die aus Ver­ste­cken her­vor­lu­gen. Ma­ry wand­te sich um und gab ein auf­fäl­li­ges Hand­zei­chen. Die bei­den Män­ner, die sie mir als Sams Go­ril­las ge­zeigt hat­te, rann­ten auf mich zu, die Fäus­te ge­ballt, die Au­gen von Trä­nen über­flie­ßend.
    Ich rann­te zur Büh­ne hin, auf der die Schau­spie­ler jetzt wirr durch­ein­an­der­lie­fen. In dem Ver­such, in Rich­tung auf einen Aus­gang ab­zu­bie­gen, stol­per­te ich und rutsch­te auf dem ge­boh­ner­ten Fuß­bo­den aus. Ich fiel bei­na­he in ein Fuß­bo­den­loch. Die bei­den dar­in sit­zen­den Leu­te drück­ten sich an die ge­gen­über­lie­gen­de Wand und streck­ten die Hän­de aus, als woll­ten sie sich vor der Be­rüh­rung durch ein Seu­chen­op­fer schüt­zen. Ich woll­te auf­ste­hen, aber mei­ne lin­ke Hand glitt un­ter mir weg, und ei­ner der Go­ril­las trat dar­auf. Der an­de­re faß­te mich hin­ten beim Kra­gen und hät­te mich in die Hö­he ge­ris­sen, wenn sein Part­ner nicht auf mei­ner Hand ge­stan­den hät­te. Der Kra­gen­hal­ter grunz­te, und der Fuß­zer­mal­mer gab mei­ne Hand frei. Als ich mehr oder we­ni­ger wie­der auf den Fü­ßen stand, box­te mir der ei­ne in den Ma­gen, und der an­de­re hieb mir in den Rücken. Ich fiel nach hin­ten und er­hielt einen hef­ti­gen Tritt in den Brust­korb. Wäh­rend ich noch un­ten war, wur­de ich von dem Mann, der zu­vor mei­nen Kra­gen ge­packt hat­te, zwei­mal ins Ge­sicht ge­schla­gen. Ein großer Ring an sei­ner mäch­ti­gen Faust riß mir die Haut auf. Ich sah das Blut an sei­ner Hand, als er sie für den nächs­ten Schlag zu­rück­zog.
    Gleich­zei­tig wid­me­te sein Part­ner sich der Auf­ga­be, mei­nen Kör­per zu be­ar­bei­ten. Er ließ har­te Knüf­fe auf mei­nen Ma­gen und mei­ne Len­den

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