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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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sie ge­fälscht sein, entließ er uns vor Bens Haus aus dem ver­rie­gel­ten Wa­gen. Sta­cy stieg als ers­ter aus.
    Als mei­ne Fü­ße den Bür­ger­steig be­rühr­ten, rief je­mand rechts von mir: »De­ckung!« Die Re­fle­xe der Raum­aus­bil­dung sorg­ten da­für, daß ich mich auf die Er­de warf. Sta­cy tat eben­so.
    Bei­na­he so­fort da­nach schi­en die Stra­ße un­ter Ge­wehr­feu­er zu ex­plo­die­ren. Ich spür­te die Vi­bra­tio­nen, als meh­re­re Ge­schos­se dicht ne­ben mir den Bür­ger­steig tra­fen. Die Schie­ße­rei hör­te eben­so ab­rupt auf, wie sie an­ge­fan­gen hat­te. Sta­cy und ich sa­hen uns an, und dann kro­chen wir zum Ein­gang des Ge­bäu­des.
    »Was meinst du, um was ist es da eben ge­gan­gen?« frag­te ich Sta­cy, als wir auf­stan­den.
    »Ir­gend­wer woll­te ir­gend­wen um­brin­gen.«
    »Glaubst du, uns?«
    »Ich ver­mu­te, wenn sie hin­ter uns her­ge­we­sen wä­ren, hät­ten sie uns auch er­wi­scht.«
    Ich blick­te auf die Stra­ße zu­rück. Ei­ne Men­schen­men­ge ver­sam­mel­te sich um et­was, das nach zwei Lei­chen aus­sah.
    Un­ser Ta­xi war weg­ge­fah­ren. Ich dreh­te mich um und ent­deck­te einen sehr großen Mann, der sich die Sze­ne über mei­ne Schul­ter an­sah.
    »Was ist da drau­ßen pas­siert?« er­kun­dig­te ich mich bei ihm.
    Er leg­te die Stirn in Fal­ten. Of­fen­bar hielt er mich für ver­rückt, weil ich es nicht wuß­te, des­halb setz­te ich schnell hin­zu: »Wir sind ei­ni­ge Zeit nicht in der Stadt ge­we­sen.«
    Er nick­te ver­ste­hend und er­wi­der­te: »Für mich sieht es so aus, als sei­en es die Kurz­le­bi­gen ge­we­sen.«
    »Und was ma­chen die Kurz­le­bi­gen?«
    »Sie sind ver­ant­wort­lich da­für. Ei­ne ih­rer auf­rüh­re­ri­schen Grup­pen, ein Kil­ler-Team. Wir ha­ben in die­sem Som­mer be­son­ders viel Är­ger mit ih­nen ge­habt, prak­tisch oh­ne Po­li­zei und all das.«
    »Oh­ne Po­li­zei?«
    »Die Po­li­zis­ten strei­ken. Kann ich ih­nen nicht ver­den­ken. Schand­ba­re Ar­beits­be­din­gun­gen. Und wenn ei­ner von die­sen Ha­lun­ken ei­nem das Ge­hirn zu Brei schlägt, dann Bye-bye Er­neue­rung. Vie­le Po­li­zis­ten sind oh­ne Ge­bet um ein neu­es Le­ben in die Er­neue­rungs­kam­mer ge­gan­gen.«
    »Ich ver­ste­he nicht, was Sie mit auf­rüh­re­ri­schen Grup­pen mei­nen.«
    Wie­der sah er mich ver­wirrt an.
    »Selbst wenn Sie lan­ge nicht in der Stadt ge­we­sen sind, müß­ten Sie das wis­sen.«
    »Nun er­zäh­len Sie schon.«
    Auf die­se ver­drieß­li­che Auf­for­de­rung hin er­klär­te er ge­dul­dig und er­schöp­fend: »Die auf­rüh­re­ri­schen Grup­pen, die Kil­ler-Teams, sind Grup­pen von Aus­ge­mus­ter­ten, die un­se­re Hilf­lo­sig­keit aus­nüt­zen und aus­zie­hen, um uns zu tö­ten. Sie put­zen uns von der Stra­ße weg, zu Hau­se, in ei­nem Re­stau­rant, man weiß nie, wo. Ist das klar?«
     

 
4
     
    Bens Pra­xis lag im 51. Stock, und wir fuh­ren in ei­nem be­mer­kens­wert lang­sa­men Auf­zug hin­auf, des­sen Ka­bi­ne vol­ler Ris­se und Schrun­den war. Dann be­tra­ten wir einen Fuß­bo­den, der auch schon bes­se­re Ta­ge und wahr­schein­lich bes­se­re Schu­he ge­se­hen hat­te. Die Flu­re, einst­mals ein Bei­spiel für die mo­der­ne Spie­ge­lar­chi­tek­tur, la­gen auf­grund zu vie­ler aus­ge­brann­ter und nicht er­setz­ter Leucht­röh­ren in trü­bem Dun­kel. Die Spie­gel, auf Schulter­hö­he an al­len Wän­den ent­lang­lau­fend, wa­ren mit dickem Staub be­deckt und war­fen va­ge, ver­zerr­te Bil­der zu­rück. Ei­ni­ge wa­ren mit Krit­ze­lei­en ver­ziert.
    Die Su­che nach Bens Pra­xis er­for­der­te ei­ni­ge Zeit und gu­tes Ra­ten. Wir stie­gen in un­be­schil­der­te La­by­rin­the hin­ab, wo die Zah­len an den Tü­ren ent­fernt oder ver­tauscht wor­den wa­ren, wo Leu­te, die uns be­geg­ne­ten, ver­träumt drein­blick­ten und er­klär­ten, ih­nen sei es nie ge­lun­gen, sich mit dem Num­mern­sys­tem die­ses Stock­werks zu­recht­zu­fin­den oder, was das an­be­lan­ge, mit dem ei­nes an­de­ren Stock­werks in die­sem Ge­bäu­de. Wir ka­men an Fens­tern vor­bei, durch die sich das Son­nen­licht nur Zu­tritt er­zwin­gen konn­te, wenn es ei­ne eben­so di­cke

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