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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Staub­schicht wie auf den Spie­geln über­wand. In den Rah­men ei­ni­ger Fens­ter hin­gen graue Bruch­stücke ei­ner nicht mehr zu er­ken­nen­den künst­li­chen Land­schaft.
    Als wir den rich­ti­gen Flur er­reicht hat­ten, stell­ten wir fest, daß Bens Pra­xis nicht zu ver­feh­len war. Das Glas der Tür war sau­ber, und die Zif­fern dar­an wa­ren deut­lich zu le­sen. Un­ter Bens Na­men stand »Me­di­zi­ni­scher Be­ra­ter«. Was das auch sein moch­te, so hat­te er sich frü­her nicht ge­nannt. Ich hol­te tief Atem, be­vor ich die Tür öff­ne­te.
    Statt der stau­bi­gen und un­or­dent­li­chen Ein­rich­tung, an die ich mich bei Be­su­chen in Bens frü­he­ren Pra­xis­räu­men ge­wöhnt hat­te, lag vor uns ein auf­fal­lend sau­be­res und funk­tio­nel­les War­te­zim­mer. We­ni­ge mo­der­ne Mö­bel wa­ren rings­her­um ge­schmack­voll an­ge­ord­net, und auf Spie­gel­ti­schen lag Le­se­stoff aus­ge­brei­tet. (Zwei­fel­los ge­hör­ten die Mö­bel zu der ur­sprüng­li­chen In­nen­aus­stat­tung des Ge­bäu­des.) Ei­ne hüb­sche brü­net­te Emp­fangs­da­me saß hin­ter ei­nem Schreib­tisch mit ver­spie­gel­ten Sei­ten­flä­chen. Das be­ein­druck­te mich. Ben hat­te noch nie ei­ne Emp­fangs­da­me ge­habt, weil er (wie er zu sa­gen pfleg­te) sich kei­ne leis­ten konn­te. Es muß­te sich ei­ni­ges ver­än­dert ha­ben.
    »Wen darf ich mel­den?«
    Ich nann­te ihr mei­nen und Sta­cys Na­men, und ih­re Au­gen leuch­te­ten auf vor Freu­de. Es wa­ren hüb­sche Au­gen von ei­nem tie­fen Braun.
    »Dr. Bloun­te war­tet seit Ta­gen auf Sie, er rech­ne­te je­de Mi­nu­te mit Ih­rem Ein­tref­fen. Heu­te mor­gen sag­te er noch, er ha­be es auf­ge­ge­ben. Er wird au­ßer sich sein vor Freu­de.«
    »Wol­len Sie uns an­mel­den, oder sol­len wir gleich …«
    »O nein. Wir kön­nen ihn jetzt nicht stö­ren. Sei­ne Tür hat ein Zeit­schloß und kann erst ge­öff­net wer­den, wenn die Zeit um ist. Er ist be­schäf­tigt. Er ab­sor­biert.«
    »Was tut er?«
    »Ent­schul­di­gen Sie, das kön­nen Sie ja nicht wis­sen, wo Sie so lan­ge von der Er­de weg wa­ren und so. Ab­sor­bie­ren – das ist ei­ne neue Tech­nik, mit der man Wis­sen er­wirbt, ähn­lich wie die al­ten Schlaf­me­tho­den. Der Ler­nen­de ver­setzt sich in einen me­di­ta­ti­ven Zu­stand, wäh­rend er an einen In­for­ma­ti­onss­pen­der an­ge­schlos­sen ist. In dem me­di­ta­ti­ven Zu­stand ist er emp­fäng­li­cher für das Wis­sen, und des­halb kann in kur­z­er Zeit sehr viel Stoff pro­ji­ziert und ab­sor­biert wer­den. Aber es ist ein kom­pli­zier­ter Vor­gang. Der Ler­nen­de muß in der rich­ti­gen geis­ti­gen Ver­fas­sung sein, da­mit er an­fan­gen kann, und es ist ge­fähr­lich, ihn mit­ten­drin zu un­ter­bre­chen.«
    »Ge­fähr­lich?«
    »Es heißt, das Ge­hirn kön­ne da­bei Scha­den er­lei­den. Ich weiß nicht, ob das stimmt, weil Ab­sor­bie­rer ih­re Me­tho­den sorg­fäl­tig ge­heim­hal­ten.«
    »Man muß einen enor­men Wis­sens­durst ha­ben, wenn man ihn un­ter die­sen Be­din­gun­gen zu stil­len be­reit ist.«
    »Nun, das trifft auf Dr. Bloun­te ge­wiß zu.«
    »Spre­chen wir von dem glei­chen Ben Bloun­te? Nein, das war ei­ne rhe­to­ri­sche Fra­ge.«
    Der Ben, an den ich mich er­in­ner­te, hat­te nie viel Wert auf All­ge­mein­bil­dung ge­legt. Er hät­te sich ge­krümmt, wenn man ihn einen In­tel­lek­tu­el­len ge­nannt hät­te. Trotz­dem hat­te er im­mer die not­wen­di­gen In­for­ma­tio­nen und Kom­men­ta­re zur Hand. Al­so war er viel­leicht auch frü­her schon ein An­hän­ger der Ab­sorp­ti­ons­me­tho­de in ih­ren ver­schie­de­nen For­men ge­we­sen.
    »Dann war­ten wir«, sag­te ich zu der Emp­fangs­da­me.
    Wir war­te­ten. »Wie ist Ihr Na­me?« frag­te ich die jun­ge Frau nach ei­ni­ger Zeit. Sie sah mich an, als wol­le ich ih­ren Na­men in ir­gend­ei­nem Be­richt fest­hal­ten. Trotz­dem ant­wor­te­te sie mit pflicht­be­wußt klin­gen­der Stim­me: »Ju­ne. Ju­ne Al­b­right.«
    »Hal­lo, Ju­ne Al­b­right. Ich freue mich, Sie ken­nen­zu­ler­nen.«
    »Äh … dan­ke. Oh, se­hen Sie, das Licht für das Zeit­schloß ist aus­ge­gan­gen. Jetzt kön­nen Sie ein­tre­ten.«
    Sie drück­te

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