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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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heu­te mit­tag.«
    »Ich glau­be, das Ho­tel-Re­stau­rant ist noch ge­öff­net, wir kön­nen …«
    »Nein. Nein, ich möch­te jetzt nicht un­ter Men­schen sein.«
    Ich ver­stand ih­re Hef­tig­keit nicht, hat­te aber nichts da­ge­gen, auf ih­ren Wunsch ein­zu­ge­hen.
    »Üb­ri­gens möch­te ich mich ent­schul­di­gen«, sag­te sie.
    »Für was?«
    »Tun Sie nicht so. Sie wis­sen schon, für was. Daß ich nicht zum Din­ner ge­kom­men bin, wie ich ver­spro­chen hat­te.«
    »Das geht in Ord­nung.«
    »Wirk­lich? Das be­zwei­fe­le ich. Ha­ben Sie lan­ge ge­war­tet?«
    »Kur­ze Zeit.«
    »Was lan­ge Zeit be­deu­tet, ich weiß. O Gott, ich weiß nicht, warum ich …«
    »Warum Sie was?«
    »Nichts. Ich bin ein­fach un­zu­ver­läs­sig im Ein­hal­ten von Ver­ab­re­dun­gen.«
    »Das wer­de ich mir für spä­te­re Ge­le­gen­hei­ten mer­ken.«
    »Tun Sie das. Ich bit­te al­le mei­ne Freun­de, sich No­ti­zen über mich zu ma­chen. Das be­freit mich von ei­ner spä­te­ren Ver­ant­wort­lich­keit ih­nen ge­gen­über.«
    »Das ver­ste­he ich schon wie­der nicht.«
    »Ganz ein­fach. Ich fühl­te mich heu­te abend schul­dig, weil Sie mich nicht ken­nen. Oder aber Sie mer­ken nicht, daß das Kind, das Sie ge­kannt ha­ben, sich nicht ver­än­dert hat. Wä­ren Sie je­mand, der mich kennt, dann wüß­ten Sie, man muß bei mir da­mit rech­nen, daß ich zu ei­ner Din­ner­ver­ab­re­dung oder ir­gend­ei­ner an­de­ren Ver­ab­re­dung nicht kom­me, und dann trä­fe mich kei­ne Schuld. Jetzt ken­nen Sie mich. Das nächs­te Mal wer­de ich mich nicht zu ent­schul­di­gen brau­chen.«
    »Und wenn ich es mir ein­fal­len lie­ße, zu ei­ner Ver­ab­re­dung mit Ih­nen nicht zu er­schei­nen?«
    »Das wür­de ich nur als ge­rech­te Ver­gel­tung an­se­hen.« Sie nahm einen großen Schluck Whis­ky, der bes­ser hin­un­ter­zu­flie­ßen schi­en als der ers­te. »Und dann wür­de ich Sie schla­gen.«
    »Auch das wer­de ich mir no­tie­ren.«
    »Kau­fen Sie sich lie­ber ein Ring­buch. Ha­ben Sie ir­gend et­was für einen ner­vö­sen Ma­gen?«
    »Nein, ich glau­be nicht. Ich ha­be das Pro­blem nie. Tut mir leid, Sie sag­ten, Sie sei­en aus­ge­hun­gert. Was Sie wirk­lich brau­chen ist Es­sen.«
    »Da­von bin ich nicht ganz über­zeugt. Trotz­dem könn­ten Sie recht ha­ben.«
    »Ich wer­de et­was her­auf­schi­cken las­sen.«
    »Nun gut. Aber be­stel­len Sie et­was Ein­fa­ches, okay?«
    »Steak und Sa­lat.«
    »Ein­ver­stan­den.«
    Ich drück­te einen Knopf ne­ben dem Licht­schal­ter, ak­ti­vier­te die Ta­fel an der Wand und gab den Kode für das Es­sen und einen da­zu pas­sen­den Wein mit­samt den gül­ti­gen Prei­sen ein.
    Als ich mich von der Ta­fel ab­wand­te, war Ali­cia nicht mehr da. Sie war aus dem Ses­sel ver­schwun­den. Einen Au­gen­blick lang hat­te ich fürch­ter­li­che Angst, sie sei ein­fach ge­gan­gen, oh­ne mir et­was zu sa­gen, ha­be mich wie­der im Stich ge­las­sen.
    Dann hör­te ich im Ba­de­zim­mer Was­ser lau­fen und wuß­te, wo sie steck­te. Ner­vös lief ich im Zim­mer um­her und war­te­te, daß sie her­aus­kam. Warum be­nahm ich mich so selt­sam, frag­te ich mich. Ich war wie ein jun­ger Mann, der Plä­ne für ei­ne Er­obe­rung schmie­det. Was in mei­nem Fall ab­surd ge­we­sen wä­re. Mein se­xu­el­ler Zu­stand zwang mich, so­gar pla­to­ni­sche Freund­schaf­ten mit Frau­en zu mei­den. Vie­le hat­ten ver­sucht, mei­ne schein­ba­re Gleich­gül­tig­keit zu durch­bre­chen, und das En­de war, daß sie sich ein­bil­de­ten, ver­sagt zu ha­ben, und mich da­für haß­ten. Aber, das wur­de mir plötz­lich klar, ich war ein­fach zu glück­lich, Ali­cia wie­der­ge­fun­den zu ha­ben, und konn­te ihr ge­gen­über mei­ne üb­li­che Re­ser­ve nicht bei­be­hal­ten.
    Als sie aus dem Ba­de­zim­mer zu­rück­ge­kehrt war, fing sie an, mir eif­rig von ih­rer Ar­beit zu er­zäh­len. Ein Jahr lang hat­te sie sich, nach­dem sie al­les ge­lernt hat­te, was es zu ler­nen gab – das heißt, so­weit es sie in­ter­es­sier­te –, in ei­ner Stel­lung ge­lang­weilt, die et­was mit der Klas­si­fi­zie­rung von Li­te­ra­tur zu tun hat­te. Dann be­warb sie sich um einen Pos­ten bei der Re­gie­rung, Ab­tei­lung so­zia­le

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