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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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be­zah­len. In die­sem Au­gen­blick bin ich bei­na­he reif da­für, we­gen Land­strei­che­rei an­ge­klagt zu wer­den.«
    »Der Ab­wechs­lung hal­ber la­de ich dich gern ein.«
    »Groß­ar­tig. Nimm we­nigs­tens mei­nen Arm.«
    »Okay, aber warum?«
    »Je­sus Chris­tus und St. Ethel, muß man dir al­les erst aus­ein­an­der­set­zen?«
     

 
12
     
    Ju­ne blick­te von ih­rem Le­se­ge­rät auf. Sie las Die Er­neue­rung al­ler, ein Buch, das Ali­cia das zeit­ge­nös­si­sche Mein Kampf nann­te. Ju­ne starr­te Ali­cia an, als sei sie ei­ne der Seu­chen, de­rent­we­gen man Bens Rat ein­zu­ho­len pfleg­te. Ali­cia deu­te­te ihr Star­ren irr­tüm­lich als In­ter­es­se. Sie lä­chel­te ihr hei­ter zu und dann et­was schel­misch mir. Mit streng pro­fes­sio­nel­ler Stim­me er­klär­te Ju­ne, sie wol­le se­hen, ob der Herr Dok­tor uns emp­fan­gen kön­ne. Noch nie war sie so kurz an­ge­bun­den mit mir ge­we­sen, und ich war leicht ge­reizt. Sie mel­de­te uns Ben.
    Er sag­te ihr, sie sol­le uns her­ein­schi­cken. Als wir durch die Tür gin­gen, flüs­ter­te Ali­cia: »Die­se Frau am Schreib­tisch, das ist die, die mit Sta­cy zu­sam­men war.«
    Ben kam uns ent­ge­gen. »Du siehst aus, als hät­test du einen Schreck ge­habt«, sag­te er. »Was hat­tet ihr bei­den eben mit­ein­an­der zu flüs­tern? Hal­lo, ich bin Ben Bloun­te. Sie müs­sen Ali­cia sein.«
    »Das muß ich. Ich freue mich, Sie ken­nen­zu­ler­nen.«
    Ben schüt­tel­te ihr die Hand und hielt sie da­nach noch lan­ge fest. Oder Ali­cia hielt sei­ne Hand fest. Er fa­sel­te ei­ne vol­le Mi­nu­te lang – so kam es mir vor –, wie ent­zückend sie sei.
    Dann setz­ten wir uns al­le, und es herrsch­te un­ge­fähr drei­ßig Se­kun­den lang Schwei­gen. Ali­cia und Ben wirk­ten selbst­zu­frie­den. Ich weiß nicht, wie ich wirk­te. Ben sprach als ers­ter.
    »Ali­cia, wol­len Sie mich hei­ra­ten?«
    »Wis­sen Sie, ich ha­be meh­re­re Ei­sen im Feu­er. Wenn es mit ei­nem da­von nicht klappt, kön­nen wir noch­mal dar­über re­den.«
    Sie maß mich mit ei­nem schlau­en Blick. Ich bin über­zeugt, Ben ent­ging das nicht. Als er mich nun an­sah, stand in sei­nen Au­gen ein we­nig Scherz, et­was wie Sor­ge, ob­wohl er fort­fuhr zu lä­cheln.
    »Sol­len wir jetzt zum Lunch ge­hen?« frag­te ich.
    »In ei­ner Mi­nu­te«, ant­wor­te­te Ben. »Voss sag­te, Sie hät­ten ge­wis­se Ver­bin­dun­gen zu den Aus­ge­mus­ter­ten.«
    Ali­cia zö­ger­te. Sie war zor­nig, weil ich ihr Ver­trau­en miß­braucht hat­te. Aber als sie sprach, klang ih­re Stim­me be­herrscht.
    »Ich ha­be be­ruf­lich mit Aus­ge­mus­ter­ten zu tun. Ich bin von der Re­gie­rung be­auf­tragt, so­zia­le Pro­ble­me zu un­ter­su­chen. In letz­ter Zeit ha­be ich sehr eng mit ei­ner Grup­pe der St. Ethel-Jün­ger zu­sam­men­ge­ar­bei­tet.«
    »Wie ich hör­te, ge­hö­ren die ra­di­kals­ten Auf­rüh­rer zu die­sen Krei­sen.«
    »Es gibt Spe­ku­la­tio­nen in die­ser Rich­tung, ja, aber ich selbst …«
    »Sie wis­sen mehr, als Sie zu­ge­ben. Ich bin ein we­nig in Krei­sen von Aus­ge­mus­ter­ten her­um­ge­kom­men, wo St. Ethel oft an­ge­ru­fen wird, und das nicht im­mer aus re­li­gi­ösen Grün­den. Zwei St. Ethel-Jün­ger, die ich ken­nen­ge­lernt ha­be, ge­hö­ren wahr­schein­lich zu ei­nem Kil­ler-Team. Was ist denn los, mei­ne Lie­be, es scheint Sie et­was zu be­un­ru­hi­gen.«
    »Es … es ist nur, daß … daß Sie so be­den­ken­los …«
    »Ich spre­che es aus, ja­wohl. Ma­chen Sie sich kei­ne Sor­gen. Ich bin ge­schützt. Fra­gen Sie Voss.«
    »Dar­über weiß ich nichts, Ben, und das ist dir wohl­be­kannt.«
    »Ich hat­te ge­glaubt, du wür­dest für mich lü­gen. Ich kann mich an Zei­ten er­in­nern, wo du sehr schnell mit ei­ner Lü­ge bei der Hand warst. Ihr bei­den bringt mich eben da­zu, be­den­ken­los zu sein. Viel­leicht ist es Zeit zum Lunch. Noch eins, Ali­cia, dies Re­stau­rant, das wir be­su­chen wol­len …«
    »Ja?«
    »Ich möch­te, daß Sie sich dort ganz dicht ne­ben mich set­zen. Zwei­fel­los wer­den ein paar Leu­te an­we­send sein, die ich ken­ne und has­se. Es ist mein Club, wis­sen Sie.«
    »Ich ver­ste­he nicht.«
    »Al­so, Sie set­zen sich dicht ne­ben mich,

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