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Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne

Titel: Alien 1: Vierhundert Milliarden Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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der Burg und die Drohung dieser
paranoiden Bombe unter ihren Füßen durchsetzte die
verbrauchte Luft der Kuppelzelte wie ein atemraubendes Gas und
brachte Dorthy so zur Verzweiflung, daß sie sogar eine
Schädigung ihres Implantats riskierte, um dieser Stimmung eine
Weile zu entfliehen. Im Schlaf verlor sich dann das Gefühl,
langsam zu ersticken, und sie war von den ständig anbrandenden
Gefühlen der anderen erlöst. Im Schlaf versank ihr Geist in
den gewohnten Jagd-Phantasien, die sie seit Kilczers Tod nicht mehr
losgelassen hatten, Träume, die sie nach dem Aufwachen kaum mehr
wiederbeleben konnte, auch wenn sie versuchte, sich mehr an ihre Form
als an ihren Inhalt zu erinnern. Machtvolle Träume – und
sehr fremd. Noch immer hatte sie keinem davon erzählt.
Vielleicht wurden sie von etwas ausgestrahlt, aus der Burg oder sonst
woher (dieses grelle Aufzucken, hell wie eine Nova, von der
Planetenoberfläche aufquellend, sich unter der fallenden
Sinkkapsel ausbreitend, sich widerspiegelnd im groben Nervensystem
des gefangenen Gitters). Aber vielleicht zerbrach sie allmählich
wirklich in ihrem Innern. Das geschah manchmal mit TALENTEN, war als
Gefahr eine der Grundvoraussetzungen, die sie am Leben (und
funktionsfähig) erhielten. Ein paarmal war auch Dorthy nach
besonders schlimmen Sitzungen nahe daran gewesen.
    Dorthy schlief sechzehn bis achtzehn Stunden am Tag und
verließ ihr enges Schlafkabinett nur für den Gang zur
Toilette oder zum Essen. Sie versuchte, von Sutter, die ebenfalls
untätig herumhing und sich sicher zu McCarthys Team auf der
anderen Seite des Kraterwalles hätte versetzten lassen, wenn
nicht ihr Liebhaber hier gewesen wäre, dreidimensionales Schach
zu erlernen, doch die Komplexität dieses Spiels entzog sich ihr
immer wieder. Sie durchstöberte die Bibliothek, fand aber trotz
ihrer Größe wenig, das ihrem Geschmack entsprach, oder
verbrachte eine Stunde damit, einen einzigen Becher Kaffee zu leeren.
Meist schlief sie.
    Sie schlief auch, als Andrews Ramaro endlich die Erlaubnis zum
Einstieg in die Burg abschwatzte, erfuhr auch weiterhin nichts davon,
bis Andrews es ihr selbst im Gemeinschaftszelt erzählte.
    »Angel Sutter hatte recht«, rief Dorthy, »Sie sind
wirklich ein Bastard. Warum haben Sie mir nicht sofort davon
erzählt?«
    »Aber Sie schliefen doch«, antwortete Andrews mit
Unschuldsmiene. »Außerdem mußte ich mich beeilen,
ehe Luiz seine Meinung ändern konnte. Keine Sorge, ich war nicht
lange in der Burg. Habe mich nur mal kurz umgesehen. Auf dieser
offenen Fläche am Ende des Dammes, die die Techniker die Plaza
nennen. Ich habe nicht mal einen Hausmeister zu Gesicht
bekommen.«
    »Was beweist das schon? Was haben Sie entdeckt, das Ramaros
Sonden entgangen ist?«
    »Nicht viel. Ich habe etwas von der Mauer abgekratzt.
Hier.«
    Er faßte in eine Tasche seines Overalls und streckte die
Hand aus. Ein scharfkantiger schwarzer Splitter lag auf seiner
faltigen Handfläche, kleiner als das oberste Teilglied seinen
kleinen Fingers.
    »Darf ich?«
    Er nickte. Dorthy nahm den Splitter zwischen Daumen und
Zeigefinger – und fühlte ein kurzes Prickeln. Die statische
Entladung des Fremden, Unbekannten.
    »Ein seltsames Material«, brummte Andrews.
    Dorthy drehte und wendete den Splitter nach allen Seiten: Er war
hart und kalt, und nicht aus Stein.
    »Eins ist sicher. Der Stoff hier ist für Neutrinos
undurchlässig. Deshalb haben Ramaros Versuche, herauszufinden,
was hinter den Mauern ist, nichts gefruchtet. Das hat ihn unheimlich
frustriert. Resonanz-Messungen mit Ultraschall haben ergeben,
daß dahinter riesige Hohlräume liegen, und in diesen
riesigen Hohlräumen ein paar ganz nett riesige Festkörper.
Aber was sie darstellen, konnten wir nicht herausfinden.«
    »Woraus ist der Splitter?«
    »Hauptsächlich aus Eisen – wie das Spektroskop von
Anfang an analysierte. Aber kein kristallines Eisen. Ich habe
verdammt lange gebraucht, um das kleine Stück abzulösen.
Der Rest ist Kohlenstoff und Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff,
angereichert mit etwas Schwefel und Phosphor. Sagt Ihnen das
was?«
    »Natürlich. Es sind die Elemente, aus denen, wie die
Wissenschaft lehrt, Leben erst entstanden ist. Es gibt Kometen aus
Stein und C-H-O-N-Kometen. Einige Leute behaupten, nur auf letzteren
wäre Leben möglich. Aber bewiesen ist das nicht.«
    »Mag sein. Das Eisen, welches, nebenbei bemerkt, nicht
magnetisch ist, zeigt eine organische Gitterstruktur. Keine
kristalline Struktur. Sie sehen,

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