Alien 2: Verborgene Harmonien
wird er schwächer.«
De Ramaira beobachtete die Frau, die, das Gewehr im Anschlag,
hinter Rivington stand und zusah, wie der große Mann sich auf
den Fahrersitz zwängte. »Du weißt, wo Constat
installiert ist, Rick?«
»Sicher. In einem Gewölbe unter dem
Polizeipräsidium.«
»Siehst du, das ist unser Ziel. Wir steigen in die
Unterwelt.«
27 In der Unterwelt
----
Die entpersonifizierte Frau saß neben Jonah und hatte sich
in den Compsim des Wagens eingeklinkt. Sie hielt Rivington eine
Pistole an den Kopf und gab ihm monotone Anweisungen, während er
den Streifenwagen durch die Kuppelvorstädte lenkte. Sie
mußten große Umwege fahren, um nicht zwischen die Fronten
zu geraten, die sich langsam dem Stadtzentrum näherten.
»Jetzt wird sie völlig von dem Blauen Bruder gesteuert
– über den kleinen Computer dort«, erklärte
Miguel Rick. »Er kennt den sichersten Weg.«
Rick, der zwischen de Ramaira und dem Dingo eingezwängt auf
der Rückbank saß, fragte: »Der Teil von Constat in
deinem Kopf – empfängt der auch Botschaften?«
Der Dingo schüttelte den Kopf. »Nicht ohne den Compsim.
Aber er kennt den Plan und kann sich die fehlenden Einzelheiten
ausrechnen, verstehen Sie?«
»Und wir sind alle Bestandteile des Plans?«
Der Dingo hob die Schultern. »Das verrät er mir nicht.
Er sagt, er könne mir nicht mehr trauen.«
»Bald wirst du alles wissen, Miguel.« Constats tiefe,
deutliche Stimme drang aus dem Funksprechgerät und hallte laut
durch die Kabine. »Bald wirst du auch wieder richtig mit mir
verbunden sein, und ich werde mit dir abrechnen. Und nun zu Ihnen,
Dr. Florey. Ich habe Ihr Gespräch mit Dr. de Ramaira letzte
Nacht mitgehört. Im Haus gibt es ein altes Abhörsystem,
installiert in den ersten Monaten von Dr. de Ramairas Aufenthalt in
unserer schönen Stadt, als man ihn noch der Spionage für
den Kolonisten-Rat verdächtigte. Ich weiß, was Sie
vorhaben, und pflichte Ihren Argumenten im Prinzip bei. Es ist nur
so, daß die Ausführung Ihres Plans ein Fehler wäre.
Es ist also besser, wenn Sie mir helfen – auf die eine oder
andere Weise.«
Constats Stimme, dieselbe Stimme, die Rick vor Wochen zum
erstenmal auf der Plattform des Radioteleskops gehört hatte,
jagte ihm einen Schauer der Furcht über den Rücken. Das
ganze verrückte Gerede des Dingo über Inbesitznahme und die
obskuren Pläne des Blauen Bruders, bewußt inszeniert in
den Wirren des Krieges, bekam plötzlich einen Sinn. Und im
selben Augenblick wurde ihm auch bewußt, daß er die
Möglichkeit besaß, die Verbindung zwischen Constat und der
Frau, die der Computer versklavt hatte, zu unterbrechen oder
zumindest zu stören. Der Dingo hatte ihm das
Funksprechgerät nicht abgenommen. Wenn er es auf die Frequenz
einstellte, die Constat benutzte, um mit der entmenschlichten Frau zu
sprechen, würde dies die Verbindung ebenso stören, wie
Constat den Funkverkehr der Insurgenten gestört hatte. Aber
dafür war es noch zu früh. Rick konnte seinen Plan nicht in
die Tat umsetzen, solange Constats Sklavin die Pistole an Jonahs Kopf
hielt. Aber sobald ihm keine unmittelbare Gefahr mehr
drohte…
Rick ließ, um seine Erregung zu überspielen, eine Hand
in die Schenkeltasche des Overalls gleiten und berührte das
kleine Gerät.
Lena. Er würde sich nicht einfach ohne jegliche Gegenwehr von
ihr trennen lassen.
»Diese Mikrophone in meinem Haus wurden seit Jahren nicht
benutzt«, sagte de Ramaira. »Ich bin inzwischen fast zu
einem angesehenen Bürger avanciert.« Seine Stimme klang
leise und gepreßt. Er hockte erschöpft in seiner Ecke und
hatte das verwundete Bein auf eine gelbe Plastikkiste gelegt. Schon
begann das Blut durch den Verband zu sickern, den Rick ihm angelegt
hatte.
»Die Polizei hat sie damals abgeschaltet, Doktor. Aber ich,
Constat, habe sie wieder reaktiviert. Nachdem ich wußte,
daß ihr drei euch an der Universität treffen wolltet,
sorgte ich dafür, daß meine Sklavin und Miguel auch dort
sein würden.«
»Verdammter, dreckiger Hurensohn«, zischte der Dingo. Er
stank nach Schweiß, Urin, Rauch und Moder.
»Du sagtest, du würdest insbesondere mich
benötigen«, fuhr de Ramaira fort, »und zwar für
etwas, das mit deinen Aborigines zu tun hätte.«
»Die Eier«, sagte der Dingo. »Die Eier im Cryostat.
Ich habe sie in einer Ursprungshöhle einsammeln müssen. Er
braucht sie für irgendwas Wichtiges.«
Seine Stimme klang so, als habe der Mann mindestens ebenso heftige
Schmerzen wie de
Weitere Kostenlose Bücher