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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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sich
etwas um de Ramairas Kopf gelegt und ihn eingeschläfert.
    Um ihn dann später in diesem schoßartigen Gewölbe
aufzuwecken, das Constat sich irgendwo unter dem
Polizeipräsidium hatte errichten lassen.
    Der Abo kam zurück und zerrte ein Gerät hinter sich her,
das durch ein dickes Kabel mit Constats Kammer verbunden war, eine
Art Dreifuß mit einem Knäuel von gewundenen, eingerollten
Sensoren und Haftkontakten, die sich im Zentrum unter den
Zwillingslinsen einer Kamera vereinigten. Der kleine Abo brauchte
lange, um den Apparat aufzubauen, weil ihm zum Festhalten nur die
Finger der daumenlosen Hände zur Verfügung standen. Vor
seiner schmalen Brust baumelte ein Compsim, von dem ein dünnes
Kabel in einer eiternden Wunde am Hals verschwand. Seine lederartige
Haut schimmerte da und dort feucht; die großen schwarzen Augen
waren stumpf und lagen tief in ihren Höhlen.
    Der Abo war nicht bei bester Gesundheit. Wahrscheinlich würde
er bald seinen Artgenossen folgen, deren Leichen in den Fluß
geworfen worden waren. De Ramaira erinnerte sich dunkel, daß er
vor zwei Tagen, als er mit Savory in Constats Höhle geschaut
hatte, noch zwei Abos gesehen hatte. Aber es gab nirgends ein
Anzeichen von dem anderen.
    Der Abo trat von dem Dreifuß zurück, und die
Zwillingsoptik schwenkte zu de Ramaira herum. Ein peitschenartiger
Sensorfaden entrollte sich, die federähnlichen Sensoren an
seinem Ende schwankten in der Luft. Blaue elektrische Funken
knisterten um sie herum. Constats tiefe, unakzentuierte Stimme sagte:
»Ich hoffe, Sie werden nicht nochmals so etwas
versuchen.«
    »Wenn du damit meinen Fluchtversuch meinst – nun, ich
glaube kaum, daß ich allein dazu in der Lage wäre. Also,
was hast du mit mir vor?«
    »Bald wird dieser Diener von mir sterben, und seine Schwester
ebenfalls. Entkernte Menschen können noch fünf Jahre leben,
aber offenbar sind die Abos weniger robust. Ihr Nervensystem bricht
sofort zusammen. Als ob sie sich absichtlich gegen ihre – nun,
nennen wir es Ausbildung – wehren würden.«
    »Mir ist das Wort Sklaverei in diesem Zusammenhang
lieber«, meinte de Ramaira in Erinnerung an die Worte von
Lieutenant McAnders vor vielen Jahren: Die Abos sterben eher, als
sich in Gegenwart eines menschlichen Wesens aus ihrer strikten Trance
zu lösen. Sie hatte die Abos deshalb für schwache Wesen
gehalten. In Wirklichkeit brauchte man zu einem solchen Verhalten
einen ehernen, unbeugsamen Willen.
    »Sklaverei – dieses Wort hat aber einen so
häßlichen Beiklang. Die nächste Generation der
Aborigines wird als Diener aufwachsen, dazu bestimmt, sich
ausschließlich um mich zu kümmern. Die Jungen werden nicht
mehr entkernt werden müssen, brauchen aber ein
Surrogat-Elternteil, das dabei hilft, sie in ihren Pflichten zu
unterrichten.«
    »Nun, das ist immerhin eine Rolle, die ich mir nie hätte
träumen lassen.« Seine eigene Beherrschtheit
überraschte de Ramaira. Sein Körper fühlte sich so
weit und losgelöst an wie der ganze Kontinent von Namerika.
    »Eine Rolle für einen voll ausgebildeten und erfahrenen
Biologen, und Sie sind dafür hochqualifiziert. In diesem
Augenblick werden die Eier in einen Teich gelegt, den ich vorbereitet
habe. In ein paar Wochen werden sie aufbrechen. In dieser Zeit wird
der Krieg beendet und die Stadt zerstört oder zumindest mehr
oder weniger verlassen sein. Meine Diener werden genügend
Nahrung für die Geschlüpften finden, und wenn sie sterben,
werden ihre Körper ebenfalls verzehrt werden, wie es bei den
Aborigines üblich und natürlich ist. Sie, Dr. de Ramaira,
werden dann immer noch hier sein. Die jungen Abos werden den Menschen
nicht mehr fürchten, sie werden darauf abgerichtet sein, zu
dienen und zu gehorchen, wie etwa ein genetisch veränderter Hund
abgerichtet ist. Sie müssen nicht befürchten, daß ich
Sie entkerne, Dr. de Ramaira. Ich brauche Ihr Wissen und Ihre
Erfahrung. Würde ich Ihre Persönlichkeit zerstören,
hätte ich keinen Zugriff mehr darauf.«
    »Aber du hast mich zum Krüppel gemacht, damit ich nicht
mehr weglaufen kann. Aus demselben Grund wurden meine Vorfahren zu
Krüppeln gemacht, damals in den Südstaaten, als sie noch
Sklaven waren.«
    »Das ist zwar bedauerlich, aber leider notwendig gewesen. Ich
muß überleben. Seit ich erfuhr, daß das
Kolonistenschiff nicht kommen würde, habe ich an diesem Plan
gearbeitet. Ich sorgte dafür, daß die Sache mit dem
verschwundenen Schiff so lange wie möglich geheim gehalten
wurde, damit ich meinen

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