Alien 2: Verborgene Harmonien
seinen
schwarzlackierten Fingernägeln aufgebrochen hatte,
Glückseligkeit einzuatmen. Rick schob sich an ihnen vorbei und
stand im nächsten Moment dem Studenten der Kommunikationstechnik
gegenüber, den er vorhin schon bemerkt hatte.
»Nur eine Party, wie?«
Der Student lächelte nervös über den Rand seines
Glases hinweg. »Ich wußte nicht, daß Sie Web kennen,
Dr. Florey.«
»Ich kenne ihn auch nicht. Und Sie? Sie sollten ihm besser
seine verrückten Ideen ausreden.«
»Hmm – ich weiß nicht, ob sie so verrückt
sind.« Das bleiche Gesicht des Studenten wurde ernst.
»Wenn Sie wirklich einen solchen Unsinn ernstnehmen, ist
Ihnen nicht zu helfen«, knurrte Rick und ließ ihn stehen.
Gleich darauf bereute er seine zornige Unbeherrschtheit.
De Ramaira holte ihn an der Wendeltreppe ein. »Du solltest
ihnen nicht ihre letzte Hoffnung nehmen«, meinte er mit leichtem
Vorwurf in der Stimme. »Sie brauchen doch etwas, an das sie
glauben können.«
»Und was ist mit dir?« Rick lehnte sich an das
Treppengeländer und schaute über das Häusergewirr der
nächtlichen Stadt. Der Widerschein der Lichter ließ die
meisten Sterne am Himmel verblassen. Nur die hellsten Konstellationen
waren zu erkennen. Der Große Bär stand fast senkrecht
über Rick. Troilus, der größte Gasgigant im Tau
Ceti-System, leuchtete stetig wie eine gelbe Lampe über den
Wäldern im Osten. Und dort, genau am Horizont, die breite
Konstellation des Skorpions, Vorbote des Winters, das glutrote Auge
von Antares. Rick folgte mit dem Blick einer geraden Linie
aufwärts und suchte nach Serpens Caput, der Konstellation, in
der Sol der fünftgrößte Stern war. Doch sie war im
reflektierten Lichtschein der Stadt nicht zu erkennen.
De Ramaira lehnte neben Rick und beobachtete die Partygäste.
Schließlich sagte er: »Willst du eine der populärsten
Theorien hören, warum Erde uns keine Schiffe mehr schickt? Wir
haben uns ihrer unwürdig gezeigt. Diese barocken Neo-Platonisten
sollen sich schon die Köpfe darüber zerbrechen, wie wir
Vergebung und Erlösung erlangen können.«
»Nun, diese Vorstellung ist kaum verrückter als die Idee
mit der Relaisstation.«
»Sie ist nicht durchführbar? Du bist ziemlich grob mit
ihnen umgesprungen.«
»Der größte Teil der irdischen Kommunikation wird
über Kabel abgewickelt oder über Satellit abgestrahlt. Der
interplanetare Teil wird via Laser übermittelt. Um da
ranzukommen, müßtest du dich zwischen Transmitter und
Empfänger einhängen. Dort würdest du zwar jede Menge
Funksignale hören – aber du könntest sie nur orten,
nicht verstehen. Natürlich ist interstellarer Sprechverkehr
möglich mit Entzerrern, die die Störgeräusche
unterdrücken und die Signale verstärken – sogar bei
einem hohen Aufkommen an Funkverkehr, aber hier auch nur dann, wenn
der Datenfluß langsam erfolgt und eine saubere Modulation sowie
eine vernünftige Codierung vorgenommen werden. Schon die alten
Transmissionen waren ziemlich schwach, selbst wenn sie genau auf uns
ausgerichtet waren. Deshalb mußte man, um sie aufzufangen, ein
abgeschirmtes Antennensystem verwenden. Ein einziger nicht
abgeschirmter Motor oder Antrieb beeinträchtigte den Empfang so
stark, daß man kaum mehr etwas verstand. Die Signale, die Jon
und Web abhören wollen, sind aber bei weitem schwächer als
die alten Transmissionen. Zudem überlagern sie sich gegenseitig
und sind eigentlich nur noch als interstellarer Funksalat zu
bezeichnen. Wenn die beiden herausfinden wollen, ob das Solarsystem
Radiowellen abstrahlt, ist das machbar. Aber damit haben sie immer
noch nicht die erhofften Informationen.«
»Zumindest wüßten wir dann, daß es die Erde
noch gibt.«
»Ich denke, die Sonne strahlt mindesten ebenso viele
Radiowellen ab wie Tau Ceti. Und dann ist da auch noch dieser
Gasriese – Jupiter.«
De Ramaira schlug mit der Handfläche auf das Geländer.
»Manchmal sind die Absonderheiten des Universums kaum zu
begreifen.«
»Glaubst du, den beiden ist es Ernst mit dieser Sache? Bei
Web hat es jedenfalls den Anschein.«
»Nun, ich kenne ihn nicht sehr gut.«
De Ramaira trat zur Seite und ließ einen Gast in einem
kitschigen ärmellosen Netzhemd und weiten Shorts vorbei. Mit
lautem Getöse eilte er die Treppe herunter. Der junge Mann mit
den sehr blonden langen Haaren, der ihm folgte, blieb kurz stehen.
»Er ist nur etwas überdreht, denn die vielen Leute hier
stören sein Zweites Gesicht.« Die Maschen seines Hemdes
zeigten ein lebendiges,
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