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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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Tätigkeit. Die
Oberfläche von Colcha schwenkte vorbei, als das Schiff wendete,
den Bug auf den Mond gerichtet.
    Dorthy klammerte sich fest an den Mast, als sie fühlte,
daß sie zum Heck des Schiffs hinuntergezogen wurde. Ein Fall
von einigen hundert Metern durch einen mit Maschinerie vollgepackten
Raum wäre tödlich, ohne Rücksicht, wie schwach das
Schwerefeld war. Der Anzug hatte ihr bestimmt eine Spritze gegeben,
um sie zu beruhigen. Das Medikament stieg in ihr Implantat herauf;
und ihr TALENT erwachte wieder, in schwindliges Gefühl innerer
Expansion, das den verlagerten Strom von Dorthys Geist übernahm,
berührte das halbe Hundert von Leuten, die sich irgendwo auf dem
Schiff befanden. Ferne Sterne zeichneten sich langsam scharf ab.
    Dorthy versuchte, sich von diesen Zerstreuungen abzuwenden,
schloß die Augen und bemühte sich, in die falschen
Alea-Personae hineinzuschauen, die in ihrem limbischen Gehirn fixiert
waren. Die wußten alles über Wurmlöcher, sie hatten
gewollt, daß sie hierherkam…
    Es war schwierig, sich zu entspannen und den Geist zu reinigen,
während sie in einem Druckanzug über einem tödlichen
Tropfen hing, an einem Schiff, das sich langsam auf ein Loch in der
Raumzeit hinmanövrierte. Die Rhythmen ihres Mantras brachten sie
so weit und keinen Schritt weiter. Die Erleuchtung war nur einen
Schritt entfernt, aber einen Schritt, den sie nicht tun konnte. Und
dann fing Ang an, darüber zu reden, daß man es kommen
sähe und das Licht erblickte. Eine ungestüme Schärfe
in ihrer Stimme brachte Dorthy wieder in ihr alltägliches Selbst
zurück, als Angs Stimme abgeschnitten wurde und mit ihr die
wirbelnde Flut ihrer Angst und das halbe Hundert anderer Geister der
Leute im Schiff. Sie waren in das Wurmloch eingetreten. Dorthy
öffnete die Augen. Und sah – nichts.
     
    Während ihrer kurzen freiberuflichen Laufbahn, als sie sich
um die Launen reicher Neurotiker kümmerte, die ein TALENT
nötig zu haben glaubten, das ihre Gefühle teilen und
verewigen könnte, und die ihren Geist mißbrauchten, damit
sie mit deren Geld ihren Weg durch Fra Mauro machen konnte, da war
Dorthy einmal Teil des Gefolges einer Sagaschreiberin gewesen,
während einer bizarren Tour quer durch Antarctica. Die hatte die
Idee gehabt, daß die Eisfelder und Trockentäler eine Art
von Palimpsest wären, auf dem sie sich selbst neu entdecken
würde. Dorthy war als Teil des Prozesses gedacht, obwohl sie nie
einsah, wie die Autorin Zeit fand für ernste Selbstbetrachtung
inmitten der Ablenkungen durch das runde Dutzend von Freunden, die
sie mitgebracht hatte, ganz zu schweigen von den Fahrern,
Köchen, Gepäckaufsehern, Mechanikern und Führern und
sogar einer Masseuse. Es war mehr ein Zirkus als ein spiritueller
Feldzug. Dann hatte an irgendeinem Morgen in dem endlosem Tag des
antarktischen Sommers der reine, blaue Himmel allmählich eine
weiße Färbung angenommen. Binnen einer Stunde hatte ein
Sturm die Gesellschaft überfallen und alles zu einer Blase aus
wirbelndem Weiß auf ein paar Meter hin reduziert. Während
alle anderen in Kreisen herumliefen und das Lager aufzuschlagen
suchten und die Sagaschreiberin lauthals schrie, daß das eine
persönliche Beleidigung und eine Verschwörung der
Götter wäre, war Dorthy entschlossen in den Sturm
hinausmarschiert. Bald war alles Menschliche hinter ihr zu einem
bloßen Funken geschrumpft und tief in unbegrenztem Weiß
versunken. Zum erstenmal in ihrem Leben hatte Dorthy erfahren, was es
heißt, allein zu sein. Jetzt war es etwa so ähnlich wie
damals. Das Weltall war auf das Innere ihres Anzugs reduziert.
Jenseits ihrer unscharf erkennbaren Nasenspitze sah Dorthy nichts
außer dem schwachen Reflex ihres Gesichts, das mit offenem Mund
auf nackten Kontraraum starrte. Es war weder dunkel noch hell. Aber
die genaue Farbe des Innern ihres Kopfes war, weil sich dies hinter
ihrem Gesichtsfeld befand, ohne jede Farbe und dimensionslos.
Wären nicht die Spiegelung ihres Gesichts gewesen und das halbe
Dutzend farbiger Leuchtpunkte der Zustandsanzeigen unter ihrem Kinn,
hätte sie meinen können, blind zu sein. Sie konnte die
Ränder der Stange fühlen, an die sie sich klammerte, aber
davon abgesehen war es, als ob das ganze Schiff und das ganze Weltall
verschwunden wären.
    Nach einer unbestimmbaren Zeit fühlte sie einen vorsichtigen
Druck auf der Schulter ihres Anzugs, und dann kroch Angs Hand in
ihrem Handschuh zu ihrer eigenen hinunter. Dorthy schöpfte etwas
Mut, ließ mit der

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