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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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dick wie Molasse, das Licht hatte die dunkle
rotgoldene Färbung von rohem Zucker bei seinem ersten Schmelzen.
Als ob sie langsam in eines der Fässer sank, wo hinter dem alten
Hause Zucker zu Kristallen geschmolzen wurde. Halte durch! dachte sie und gähnte so weit, daß ihr die Ohren
schmerzten: Halte durch!
    Sie blinzelte durch trübes Licht auf den kleinen
Schwarzweißschirm und konnte jetzt das Bild der Vingança auflösen, einen Fleck, der sich von der
unscharfen Doppelsphäre des Planetoiden abhob. Halte durch! sagte sie sich und versuchte, ihre Berechnungen immer wieder
nachzuprüfen. Die rutschigen Finger wollten nicht mehr
zusammenkommen. Sie konnte nur hoffen, daß sie es richtig
hingekriegt hatte. Hoffen und Warten. Das war alles, was sie zu tun
hatte; aber es wurde mit jeder Sekunde schwerer.

 
   3
     
     
    Wie bei vielen Goldenen in einem bestimmten Alter gab es lange
Perioden, wenn Talbeck Barlstilkin kaum an irgend etwas dachte. Er
konnte tagelang bloß zuschauen, abwarten und den rechten
Augenblick abpassen. Jüngere Goldene mußten diese Art von
Geduld erst noch lernen. Sie versuchten, jeden wachen Augenblick mit
Sensationen vollzustopfen, obwohl ihre Leben nicht, wie die
volkstümliche Meinung war, leere Scharaden waren, die in dem
Augenblick zusammenbrechen würden, da sie aufhörten, sich
zu bewegen, zu konsumieren und zu sein. Weit gefehlt!
Tatsächlich waren ihre Leben viel reicher als jene von
Kurzlebigen. Schließlich hatten die meisten Goldenen, sogar die
ständigen Erben, Pflichten auszuüben und Verantwortungen zu
tragen. Sie manövrierten mit Budgets, die größer
waren als die kleiner Nationen der Erde, und beaufsichtigten
Organisation und Verbrauch von Energien, die eine kürzlich
gegründete Koloniewelt jahrzehntelang versorgen könnten.
Sie billigten Strategien, die das Leben von Millionen Menschen mit
einem Schlag veränderten. Sie lebten in jedem Augenblick ihres
Lebens, weil jeder Augenblick bedeutsam war.
    Talbeck war einmal auf einer Party gewesen – einer jener
Parties, die das Thema kurzlebiger Folklore über die Goldenen
sind. Sie waren die pazifische Küste von Großbrasilien
hinuntergerast und dann mit hundert Luftwagen über den Ozean
geschwappt wie ein Schwarm wandernder Schmetterlinge – und wie
viele waren noch in dem Gefolge, unsichtbar, aber stets wachsam und
zur Hand… tausend, zehntausend? Nach einem kurzen Zwischenstop
auf den Philippinen (eine erstaunliche und erschöpfende Nacht,
die Manilas Vergnügungsparks plünderte) waren sie irgendwo
im Gebirge von Sumatra gelandet. Inzwischen waren viele gegangen,
aber Talbeck und ein Dutzend anderer hatten es sich in den Kopf
gesetzt, den Dschungel zu durchqueren. (Er war jung gewesen,
fünfzig oder so. Seine Pläne für eine extravagante
Rache mußten erst in jedem Teil seines Lebens Wurzeln schlagen.
Er hatte noch Zeit, einer plötzlichen Laune zu folgen.) Er und
seine Freunde beabsichtigten, die Berge zu besteigen, die aus
Säumen nebliger grüner Wälder aufragten. Aber trotz
ihrer gemieteten Führer erwies sich der Treck als schwieriger,
wie es unten in der Stadt geschienen hatte. Zunächst einmal
hatten sie sich entschlossen, ihre eigenen Vorräte selbst zu
tragen. Andererseits hatten sie ihr Gefolge entlassen – ein
Stück jugendlicher Unbedachtheit, die Talbeck nicht wiederholen
sollte, bis er der WVN-Polizei entkam, um Dorthy Yoshida dingfest zu
machen. Ganz gleich, wie weit und wie hoch die Expedition stieg, die
Berggipfel lagen immer vor ihnen.
    Manchmal rückten sie nach der einen Seite, manchmal nach der
anderen, purpurn vor heißem, blauem Himmel oder halb in
schwarze Wolken gehüllt, die eine Stunde später einen
Regenschauer über ihren Weg ergießen würden.
    Talbeck erinnerte sich, daß die Expedition schließlich
auf ein Dorf Eingeborener getroffen war, ein Dutzend langer
Hütten, die auf Stelzen ruhten und mit trockenem Gras gedeckt
waren inmitten einer weiten Lichtung, die mit Maniok und
Erdnüssen bepflanzt war. Das einzige Zeichen dafür,
daß es sich nicht um eine Zeitreise in das Paläolithikum
handelte, waren die schwarzen Folien von Solarstromgeneratoren
über den Firsten der steilen Dächer und die Schüssel
einer Satellitenbodenstation auf einer Bambusplattform. Die
Expedition war eine Woche dort geblieben, ehe sie umkehrte. Wegen der
dürftigen Verbindung des Dorfes mit dem Weltnetz hatte man die
Goldenen als das erkannt, was sie waren und wie Götter
behandelt.
    So also verhielten

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