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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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sich die Goldenen gegenüber den
Kurzlebigen. Aber anders als jene Stammesangehörige hatten die
meisten Kurzlebigen nicht den einfachen Anstand, es zuzugeben. Sie
versuchten es und versagten, Goldene in ihre engen Schablonen von
Verhalten einzuordnen und nannten sie müßige Hedonisten,
weil das der einzige Teil vom Leben der Goldenen war, den sie
verstanden.
    Talbeck hatte lange nicht mehr darüber nachgedacht, aber es
war jetzt einer der wenigen Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen,
nachdem die Zeugen ihn mit den nicht linientreuen Wissenschaftlern im
entfernten Ende der Forschungssektion eingesperrt hatten. Wie die
alten Männer und Frauen auf der Straße vom Flughafen
Chongqing hatte der Dschungelstamm gewußt, was er von seinen
Göttern wünschte. Es waren Personen, mit denen man
disputieren konnte, die vertrauenswürdig waren, die
bestätigten, wann die Zeit zum Obstpflücken günstig
war und welches das beste Feld zum Anbau der nächsten Reisernte
war. Ein Bedürfnis im Rahmen des häuslichen Bedarfs und
für menschliche Intervention, nicht mehr. Man ließ die
Mysterien der Schöpfung auf sich beruhen und die geheime
Geschichte der Zeit. So etwas war nichts für menschliche Wesen.
Die Welt war so, wie sie zu sein schien. Nur Götter brauchten
sich Sorgen zu machen über das, was hinter dem Schleier lag.
    Aber die Zeugen waren so aggressiv wie nur irgendeine von den drei
monotheistischen westlichen Religionen Judentum, Christentum und
Islam. Organisiert nicht für individuelle, sondern
bürokratische hierarchische Zwecke. Sie erwarteten (wenn
überhaupt) nicht Leitung, sondern Bestätigung der
komplizierten und detaillierten Karten des irreduziblen ideologischen
Felsens ihres Glaubens. So auch hier. Bei all ihrem Gerede von
demütigem Bitten waren die Zeugen nicht auf der Suche nach
Erleuchtung in den galaktischen Kern eingedrungen. Sie benahmen sich,
als ob die Geheimnisse, auf die Gunasekra angespielt hatte,
gewissermaßen im Tagebau für menschliche Transzendenz
ausgebeutet werden könnten.
    Talbeck dachte ruhig und planlos hierüber nach, als der
Professor Doktor persönlich ihn aufsuchte.
    Gunasekra sagte: »Es macht Ihnen hoffentlich nichts aus, wenn
ich hier mit Ihnen zusammenkomme. Ich entweiche für einige Zeit
dem Gewühl meiner Kollegen.«
    Talbeck lag auf einer Couch in einem der nicht benutzten Abteile
eines Sondenanschlusses, wo er ein Auge auf das ungefähre
Dutzend gefangener Wissenschaftler halten konnte, ohne ein Teil von
ihnen zu sein. Er hatte von seiner Dienerin die Kopfstütze
hochstellen lassen, so daß er aufrecht sitzen konnte. Er zeigte
für Gunasekra auf das Fußende der Liege. Der Gelehrte warf
einen Blick auf Talbecks teilnahmslose Dienerin, hockte sich dann
ganz an den Rand der Couch und lächelte Talbeck zu.
    »Was machen sie, Ihre Kollegen?«
    »Der junge Bursche, Valdez, versucht in die
Informationsströme der Sonden einzudringen, welche die Zeugen zu
der HyperStruktur geschickt haben. Ich glaube, daß es
dafür entweder zu früh oder zu spät ist, habe aber
nicht das Herz, es meinen Freunden zu sagen. Sie sind auf die Zeugen
wütend, und wer kann sie dafür tadeln?«
    Gunasekra hatte den Kopf gewendet, um auf den unordentlichen Raum
hinter dem Abteil zu blicken, wo Jake Bonner und Seppo Armiger eine
ernste Diskussion führten über einem Tank, der die
Sammelscheibe zeigte. Armiger griff in das Bild, um Bahnkurven zu
skizzieren. Sein langer Zopf pendelte über seinem nackten
Rücken – er trug nur ein Paar lockere Hosen mit vielen
Taschen –, während er einen Lichtstift in weiten Bogen
herumschwenkte.
    »Und sind Sie auch ärgerlich?« fragte Talbeck.
    »Ja, vielleicht.« Gunasekra studierte die Linien auf
seinen Handflächen. Licht schien auf sein glattes schwarzes
Haar. »Ich denke, daß Sie nicht aus wissenschaftlichem
Interesse hierhergekommen sind, Seyour Barlstilkin. Und bestimmt
nicht, um Seminare zu leiten oder Wolf-Rayet- und T-Tauri-Sterne im
Gashalo zu kartieren. Falls ich anmaßend bin, gebieten Sie mir
bitte Einhalt! Aber ich meine, daß wir etwas gemein haben. Eine
Rastlosigkeit… eine Frustration vielleicht.«
    »Sagen wir, eine Enttäuschung meinerseits«,
entgegnete Talbeck, »obwohl es etwas komplizierter
ist.«
    »Ich habe den größten Teil meines Lebens auf ein
einziges Ziel hingearbeitet. Ich war auch recht glücklich, hier
einzutreffen, glücklicher als viele, die verschleppt wurden und
sich an einem sehr fremden Ort wieder fanden, ohne eine

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