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Alien 3: Ewiges Licht

Alien 3: Ewiges Licht

Titel: Alien 3: Ewiges Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
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eingehüllt in Staubwolken, die bis in die
Stratosphäre reichten. Fünf Milliarden Menschen, die
Hälfte der Erdbevölkerung, waren verhungert.
    Und danach hatten die Zeugen über die Erde geherrscht oder
das, was davon übrig geblieben war, mit distanzierter,
unbekümmerter Autorität, die durch die riesigen Luftschiffe
symbolisiert war, welche am Himmel patrouillierten. Sie machten sich
wenig Sorgen um die Völker, die sie regierten; außer
daß sie rücksichtslos alle Zeichen von
Unbotmäßigkeit erstickten und einen jeden, der sich als
Kriegsherr oder Baron aufspielen wollte, vernichteten. Sie herrschten
durch Teilen.
    Denn die Zeugen glaubten, daß es eine viel
größere Macht die Erde regieren würde. Ihre Theologie
hatte nach der Offenbarung einen fundamentalen Sprung gemacht.
Anstatt nach gottgleichen Aliens zu suchen, bemühten sie sich
jetzt, die Götter des Kerns zu besänftigen, ohne zu
erkennen, daß es sich dabei zumeist um Fragmente handelte, die
aus Barlstilkins zerfallendem Selbst im Moment seines Todes
hervorgegangen waren. Aber daß sie in jedes menschliche
Gehirn an jenem Tage eingeprägt worden waren, machte sie ebenso real wie die Engel der Marodeure. Für die
Zeugen waren sie zwingend realer als die Erde selbst. Ihre
Gebete ergossen sich ständig aus riesigen, auf der Erde
stationierten Radioteleskopen, die direkt auf Sagittarius ins Herz
der Galaxis gerichtet waren. Die Zeugen glaubten, daß um die
Zeit, da diese Signale die Götter erreichen würden, die
Menschheit sich selbst geläutert und über ihre primitiven
animalischen Ursprünge erhoben haben würde.
    Sie würde bereit sein, Göttlichkeit anzunehmen.
    Inzwischen war der größte Teil der Erde in eine Art von
Anarchie zurückgefallen. Es gab kein Geld, wohl aber
Tauschhandel. Kein Gesetz als die rohe Justiz von Stadträten.
Keine Nationen als solche, die durch individuelle Männer und
Frauen dargestellt waren. Für die meisten Leute hatten sich die
Dinge sehr wenig verändert. Ihre Herren waren ebenso entfernt
und launisch wie eh und je und weniger wichtig als die Jahreszeiten
von Saat und Ernte. Die Erde war wieder das geworden, was sie den
größten Teil der menschlichen Geschichte über gewesen
war – eine Welt von Bauern. Die Geschichte lief weiter –
aber anderswo. Für die Erde war die Geschichte zu einem Ende
gekommen.
     
    Dorthy und Robot erfuhren die Geschichte der Jahre nach der
Revolution scheibchenweise von den wenigen Einwohnern von Kingman
Seven und den benachbarten Siedlungen, die alt genug waren, sich zu
erinnern, und von jenen, die die Erzählungen ihrer Eltern oder
Großeltern gehört hatten. Falls jemand diese Ornamente der
irdischen Zivilisation aufgezeichnet haben sollte, so besaß man
in Kingman Seven dieses Buch nicht, obwohl es dort viele andere gab.
Sugar Jack Durras war nicht nur der Brauer von Kingman Seven, sondern
auch sein Bibliothekar und sogar Publizist. Er benutzte einen
abgenutzten, aber noch funktionierenden Hartkopierer, um Bücher
aus den Beständen auf Blätter aus glattem, weichem Papier
zu übertragen, das einer seiner Stämme von genmanipulierten
Bakterien abgesetzt hatte. Seine Frau band die Bände zum Tausch
mit anderen Gemeinden ein.
    Dorthy lernte von Cochina Durras, wie man Leder –
hauptsächlich Rehfelle – zum Binden präpariert, und
verbrachte ihre Tage damit, Fleisch und Haare von frischen Fellen zu
schaben und diese dann, nachdem sie in einem stinkenden Extrakt aus
Färberbaum und Eichenrinde gegerbt waren, zuzuschneiden und zu
strecken. Bald lernte sie, mit Zurichtmesser, Krispelholz und
Spachtel umzugehen. Gerberbrühe verhärtete frische
Schwielen auf ihren Handflächen und Fingern.
    Dies war das Mindeste, das sie tun konnte, um Kingman Sevens
Gastfreundschaft zu vergelten. Robot rührte sich ab und zu, um
irgendein Stück der Maschinerie aus Zeiten vor der Revolution zu
reparieren, saß aber die meiste Zeit in Durras’ Veranda,
dem Kommunikationszentrum der Siedlung, und süffelte Sugar Jacks
Schnaps mit seinen Altersgenossen, guten alten Knaben und
Mädchen, die ihre letzten Jahre verlebten.
    Dorthy und Robot hatten beide ihre Hektik verloren, ihren Schwung.
Aber Robot hatte auch Maschine verloren, und alle seine
Äußerungen waren jetzt bedeutungslos. Manchmal brach er
zusammen und weinte tief in den Nachtwachen bittere Tränen von
Selbstmitleid um die Kunstwerke, die er jetzt nie mehr erschaffen
würde. Dorthy konnte nichts weiter tun, als ihn zu stützen.
Sie waren

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