Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alien 4: Die Herren der Erde

Alien 4: Die Herren der Erde

Titel: Alien 4: Die Herren der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul J. McAuley
Vom Netzwerk:
Doktor Pixot mit einer Flasche
in jeder Hand auf den Tisch zusteuerte. Langsam hob Antonio eine Hand
– und strich hart über die Saiten.
    Pixot blieb wie angewurzelt stehen. Die Flaschen zerschellten vor
seinen Füßen. Antonio beugte sich über die Leier und
ließ seine Finger immer wieder über die Saiten gleiten.
Pixot hob die Arme und begann einen ruckartigen Tanz, drehte sich
immer wieder um sich selbst und schüttelte dabei die
Fäuste. Jemand lachte laut auf.
    Arion griff über Antonios Schulter und schaltete die Leier
aus. Wie eine abgelegte Marionette sank der Doktor zu Boden und
stützte sich dann schweratmend auf Hände und Knie.
    »Keine Sorge, Freespacer, das Ding ist unversehrt.« Mit
verächtlichem Blick gab Antonio Arion das Instrument
zurück.
    »Das war ’n toller Gag«, sagte jemand, und Antonio
nickte huldvoll. Arion verspürte plötzlich einen brennenden
Haß auf diesen Mann.
    Doktor Pixot hatte inzwischen zwei neue Haschen Wein besorgt und
war zum Tisch zurückgekehrt. Dort stellte er sie ab und setzte
sich neben Arion auf den Brunnenrand. Verlegen machte Arion ihm
Platz. Heiser flüsterte er: »Dieser Zwischenfall tut mir
sehr leid.«
    »Ach, das macht doch nichts. Man lernt sehr schnell, solche
Dinge nicht überzubewerten, wenn man ständig mit den
Goldenen zusammen ist.«
    Arion fragte sich, welche anderen Demütigungen Pixot im Lauf
der Zeit hatte ertragen müssen. »Was ist eigentlich ein
Kurzlebiger?« fragte er Doktor Pixot.
    Der Doktor runzelte seine faltige Stirn noch mehr. »Sie
denken sich nichts bei dem Wort.«
    »Es hört sich aber an wie ein Schimpfwort. Was bedeutet
es also?«
    »Das ist der Spitzname, den sie uns, den Normalsterblichen,
gegeben haben. Weil wir älter werden und uns verändern, sie
jedoch nicht.« Er nickte. »Ich habe Ihnen nie diese
Geschichte erzählt, nicht wahr?«
    Arion wußte nicht, wovon der Doktor sprach.
    »Vom Adler und dem Zaunkönig«, erklärte Pixot
geduldig.
    »Richtig.«
    Der Doktor rückte näher heran und legte die Hände
auf die Knie.
    »In alter Zeit war der Adler der König der Vögel,
aber wie bei den meisten Königen wurde seine Herrschaft mit der
Zeit immer lascher, und schließlich stritten sich einige
Vögel – natürlich auf Betreiben der Dohle, die ja
immer Unfug macht – über sein Recht, die Vogelwelt zu
regieren. Zuerst dachte der Adler daran, die Mitglieder der Abordnung
aller Vogelarten, die die anderen zu ihm geschickt hatten, zu
töten, sie alle mit seinen großen Klauen zu erwürgen,
wie er seine Beute erwürgte. Doch sein Kanzler, die Horneule,
erklärte ihm, damit würde er sie zu Märtyrern machen,
und gab ihm den Rat, sie zu einem Wettbewerb aufzufordern. Wer sich
am höchsten in die Lüfte schwingen könnte, sollte
zukünftig regieren. Der Adler folgte dem Rat der Eule und
ließ den Wettstreit bekanntmachen. Aus allen Teilen der Erde
kamen die Vögel herbei, um diesen Wettkampf zu erleben, und
tagelang war der Himmel schwarz von ihren Schwärmen.
Schließlich begaben sich der Adler und die Delegation auf ihre
Startplätze. Auf ein Signal der Horneule schwangen sich alle in
die Luft.
    Der Adler stieg höher und höher, sammelte den Wind unter
seinen mächtigen Flügeln und zog hoch über der Dohle,
dem Falken und sogar dem mächtigen Greif, dessen
Flügelspannweite ihn bei weitem übertraf, seine Kreise. Er
schraubte sich höher und höher, bis trotz des Sonnenlichtes
die Sterne herauskamen und die Luft so kalt und dünn wurde,
daß ihm fast der Atem wegblieb. Der Adler wollte gerade mit
einem triumphierenden Schrei zur Erde zurückkehren, als ein
kleiner Zaunkönig, der sich auf Anraten der Dohle im
Rückengefieder des Adlers versteckt hatte, aufflatterte und so
hoch stieg, daß der Adler ihm nicht mehr folgen konnte. Dort
gab er ein einziges Zwitschern von sich, das so verloren in der Luft
hing wie ein Stern im Raum, und starb. So blieben die Vögel
fortan ohne König und verloren die Herrschaft über die
Erde.«
    Ein paar Goldene lachten über einen Scherz von Cloe Muti.
Dominiq strich ihr Haar zurück, das ihr lang über den
Rücken herabhing. Arion beobachtete sie verstohlen. »Eine
schöne Geschichte, wirklich. Aber hat sie auch eine
Bedeutung?«
    »Nun, sie hat die Bedeutung, die jeder ihr gibt. Das ist das
Gute an solchen Geschichten.« Doktor Pixot betrachtete Arion
nachdenklich. »Ihr Kolonisten müßt euch eure eigenen
Geschichten ausdenken, wenn ihr schon den Sinn der irdischen
Geschichten nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher