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Alien Earth - Phase 2

Titel: Alien Earth - Phase 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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überleben. Macht das die Katze zum Mörder?«, fragte Ghi. »Eine Maus frisst eine Raupe, um zu überleben. Macht das die Maus zum Mörder? Eine Raupe frisst ein Blatt und damit Mikroorganismen. Macht das die Raupe zum Mörder?«
    »Der Vergleich ist falsch. Du redest von Tieren!«
    »Was ist der Unterschied zwischen Menschen und Tieren?«
    »Menschen sind intelligent. Tiere sind es nicht.«
    »Also darf ein Tier ein anderes töten, um zu überleben?«
    »Natürlich.«
    »Und ein Mensch darf ein Tier töten, um zu überleben?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und wer hat darüber bestimmt, dass Tiere nicht intelligent sind?«
    »Wir Menschen.«
    »Ihr habt euch dieses Recht genommen. Ihr glaubt, dass euch dieses Recht zusteht, nicht?«
    Paul ahnte, worauf Ghi abzielte, aber er fand keinen Weg, sie aufzuhalten. »Ja«, sagte er nur.
    »Mit welcher Begründung willst du uns dann das Recht verweigern, dasselbe zu tun? Wir sind intelligent. Als Individuen und Gemeinschaft. Nach euren eigenen Maßstäben stehen wir über euch Menschen. Wir sind zu euch gekommen. Wir schicken Schiffe und Seelen über die Abgründe zwischen den Sternen. Wenn wir es wollten, wir hätten die Menschheit innerhalb von Wochen ausgelöscht. Aber das wollen wir nicht. Wir wollen euch nicht töten. Wir wollen nur eines: überleben.«
    Paul schüttelte trotzig den Kopf. »Erzähl mir, was du willst, es bleibt Mord!«

    »Nein, eine Notwendigkeit. Wir tun, was wir tun müssen. Wir töten, ja. Aber wir tun es niemals ohne Grund, wir genie ßen es nicht. Wir hassen diejenigen, die wir töten, nicht. Wir quälen sie nicht. Wir tun, was zu tun ist. Kannst du dasselbe von euch Menschen sagen?«
    Paul dachte an Marita und die Sümpfe Weißrusslands. Nein, er konnte es nicht. Er schloss die Augen, barg den Kopf zwischen den Knien.
    »Paul, zieh dich nicht zurück. Denke nach! Klammere dich nicht an deine althergebrachten Vorstellungen! Sie hatten ihre Berechtigung - auf der alten Erde. Aber diese alte Erde ist Vergangenheit. Sie ist unwiederbringlich verloren. Wir sind gekommen, das Universum ist zu euch gekommen. Du musst dich ihm öffnen, sonst bist du verloren.«
    Paul sah nicht auf. »Nein! Mord bleibt Mord!«
    »Du bist dir deiner Sache sehr sicher, nicht wahr? Du solltest besser als jeder andere Mensch wissen, dass der Seelentransfer eigentlich ein Tausch ist. Keine der beiden Seelen stirbt.«
    »Was macht es für einen Unterschied, wenn ihr euren alten Körper nach dem Tausch tötet?«
    »Ich spreche nicht von der Seele des Menschen in ihrem neuen Körper. Ich spreche von der Seele im alten. Was wäre, wenn ich dir sage, dass etwas von ihr bleibt? Dass dieser Teil mit der neuen Seele verschmilzt und in ihr weiterlebt?«
    »Du lügst.«
    »Wieso sollte ich das?«
    »Aus Notwendigkeit. Weil du alles tun würdest, um zu überleben. Ihr braucht mich - wofür, ist mir schleierhaft - und habt gemerkt, dass ich am Ende bin, in Gefahr, nicht mehr so zu funktionieren, wie ihr es wollt. Deshalb bist du zu mir gekommen. Du willst erreichen, dass ich weiter in eurem Sinn funktioniere. Das ist alles.«
    »Wieso sollte ich mir die Mühe machen? Wir müssen nur mit einem eurer Gewehre auf dich zielen, und du wirst alles tun, was wir von dir verlangen.« Sie hob die Hände, streckte
ihm die leeren Handflächen entgegen. »Siehst du? Ich bin ohne Waffe gekommen. Und weißt du, warum? Weil du mir etwas bedeutest, Paul!«
    Die Worte aus dem Mund, der einmal Ekin gehört hatte, trafen ihn wie ein Schlag. Paul ruckte weg. »Du lügst! Ihr kennt keine Gefühle! Du willst mich nur benutzen!«
    Ghi setzte ihm nicht nach. »Nein. Du bist mir wichtig. Weißt du noch? Als du damit angefangen hast, mir eure Welt zu erklären, habe ich dich gefragt, wieso du mich immer so ansiehst. Deine Antwort war: ›Dein Körper erinnert mich an jemanden, den du einmal gekannt hast.‹ Das war gelogen. Du hast den Menschen gekannt, dem dieser Körper einmal gehört hat. Und ihr beide wart euch sehr nahe. Ich spüre es. Und ich spüre, dass du besonders bist, anders als die anderen Menschen. Ich will, dass du lebst!«
    »Dann lass mich gehen.«
    »Das ist unmöglich. Du weißt es.«
    »Dann weißt du auch, dass ich so gut wie tot bin. Ich bin euch nützlich, aber irgendwann habt ihr alles gelernt, was ihr von mir lernen könnt. Dann werdet ihr mich töten.«
    »Das ist richtig.«
    »Also, was kannst du schon vor mir wollen? Mir den Kopf verdrehen, bis ich nicht mehr weiß, was Recht und Unrecht ist,

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