Alien Earth - Phase 3
seit meiner Transformation. Meine Leute verehren mich, mehr als jemals zuvor. Aber sie wollen mir keine Gesellschaft mehr leisten. Ihre Ehrfurcht und ihr Unbehagen sind zu groß. Und die Seelenspringer interessieren sich für keinen Menschen, selbst wenn es sich bei ihm um ein nachgezüchtetes Gehirn handelt, das man einer Maschine eingepflanzt hat.«
»Wenn Sie wollen.« Ekin ließ sich mit dem Rücken an der verschlossenen Tür zu Boden gleiten. Es fühlte sich so an, als wäre sie ihren zitternden Knien gerade noch rechtzeitig zuvorgekommen, bevor sie unter ihr nachgaben.
»So ist es viel besser. Machen wir es uns bequem.« Perlmann ließ sich vor ihr im Schneidersitz nieder. Seine Metallgelenke quietschten. »Erzähl mir von dir!«, forderte er sie auf.
»Da gibt es nicht viel zu erzählen.«
»Das glaube ich nicht.« Perlmann nickte ihr mit seinem Roboterkopf aufmunternd zu. »Jeder Mensch hat eine Geschichte, die sich zu erzählen lohnt.«
»Ich … ich bin von hier«, erfand sie. »Meine Eltern waren Amische.«
»Die Leute, die einmal auf der Farm über uns wohnten? Gibt es sie noch? Mir war auf dem Flug hierher nur ein kurzer Blick vergönnt.«
»Meine Eltern sind weg. Die … die Regierung hat sie fortgebracht.«
»Traurig, traurig.« Perlmann schüttelte den Robotkopf. In der transparenten Schale, die sein Gehirn barg, bildete sich Schaum. »Aber ich fürchte, so sind Regierungen nun mal. Und deine Eltern haben dich Blitz genannt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, den Namen habe ich mir selbst gegeben … nachdem sie uns weggebracht haben. Nach Norden. Es war immer kalt und nass. Mein Bruder und ich, wir sind davongelaufen. Wir sind so lange gelaufen, bis wir wieder zurück auf der Farm waren.«
»Die keine mehr war. Zumindest nicht, wie ihr sie euch vorgestellt habt.«
»Wir wollten wieder weg, aber diese Leute mit den Gewehren fingen uns ein und brachten uns zu Meister Carmel. Er hatte Mitleid mit uns und ließ uns bleiben. Mein Bruder pflügt. Und ich darf hier unten helfen.« Sie wollte das Klemmbrett hochhalten, aber sie hatte es liegen lassen. Sie hatte geglaubt, es würde sie nur behindern. Jetzt wünschte sie sich, sie hätte es bei sich. Um ihre Geschichte zu untermauern, um irgendetwas zu haben, an das sie sich klammern konnte, damit sie nicht den Verstand verlor.
»So ist das. Das Leben auf der Farm wurde dir zu dumm, und als du von der Unterwelt gehört hast, hast du dich eingeschlichen?«
»Ja, so war es.« Sie kicherte nervös. »Darf ich jetzt wieder gehen? Bitte! M-Mordechai weiß nicht, dass ich hier bin.«
Ekin streckte sich nach der Chipkarte, die Perlmann von einer Hand baumeln ließ. Er zog die Hand weg.
»Gleich«, sagte er. »Sobald du mir noch einen Wunsch erfüllt hast. Sag mir, wer du wirklich bist.«
»Was?! Ich …«
Perlmann schüttelte tadelnd den Kopf. »Ich bin alt, eine Kopie und sehe aus wie das Blechmonster aus einem sehr schlechten, sehr alten Film, aber ich bin nicht dumm. Du bist kein unschuldiges Mädchen, das sich verlaufen hat. Also, sag mir, wieso du hier bist. Sonst …« Er ließ die Gelenke seiner Greifhände knacken.
Ekin drückte den Rücken mit aller Kraft gegen die Tür, die nicht nachgeben wollte. Sie überlegte. Und fand die Lösung. Eine zweite Lüge. Nicht wie die erste, zu bescheiden, zu durchschaubar. Nein, eine Lüge, die so groß war, dass Perlmann sie nicht infrage stellen würde. Versehen mit Splittern von Wahrheit, die sie unwiderstehlich machen würde. Ja, eine Lüge, wie Paul sie erzählt hätte.
Sie schluckte, als müsste sie sich zwingen zu sprechen. »Sie haben recht. Ich bin kein gewöhnliches Mädchen. Ich heiße nicht Blitz. Mein Name ist Ekin. Ich war Alien Hunter, früher. Aber das war in einem anderen Körper.«
»In einem anderen Körper? Was willst du damit sagen?«
»Das Hunter Korps experimentierte nach den Massenseelentransfers. Das Korps hat in Frankfurt über hunderttausend Seelenspringer gefangen genommen. Aliens, die in Menschen stecken. Das Korps fragte sich, wie das vor sich ging - und ob es nicht auch möglich sein könnte, Seelen von Mensch zu Mensch zu tauschen.«
»Und?«
»Ich … ich weiß bis heute nicht, wie sie es angestellt haben. Vielleicht hat das Korps die Seelenspringer so lange gefoltert, bis sie ihr Geheimnis verrieten. Vielleicht haben sich Seelenspringer und Korps verbündet, so wie hier. Auf jeden Fall bekam ich den Befehl, bei den Experimenten teilzunehmen. Ich und ein paar Dutzend
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