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Alien Tango

Alien Tango

Titel: Alien Tango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gini Koch
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mehreren
Frauen hindurch und tat mein Bestes, sie völlig zu ignorieren. »Mami, ich sitze
neben Kitty!«, sagte Kimmie zu Marianne.
    »Gut«, sagte sie leise. »Ich zeige euch, wo ihr sitzen könnt.«
    Wir betraten ein riesiges Speisezimmer. Anscheinend waren die
Martinis es gewohnt, regelmäßig kleine Armeen zu verköstigen. »Ein schöner Ort
zum Aufwachsen.«
    »Das ist es. Es tut mir leid wegen meiner Mutter und Barbara. Auch,
wenn es so aussieht, meine Mutter hasst dich nicht.«
    »Sie spielt es aber ziemlich gut.«
    »Sie hat Angst um dich.«
    Ich sah sie an. »Wie bitte?«
    Marianne schüttelte den Kopf. »Empathische Kinder sind die
schwierigsten.« Sie führte mich zu einem Platz am Mittelteil eines der beiden
großen Esstische. »Der beste Vergleich, der mir einfällt, sind autistische
Kinder. Aber bei Empathen ist es noch schlimmer.« Sie seufzte. »Ich weiß noch,
wie sehr sich meine Eltern einen Sohn gewünscht haben und wie glücklich sie
waren, als Jeff geboren wurde. Und dann …«
    »Dann war er ein bisschen schwierig?« Ich versuchte, nicht verärgert
zu klingen, aber es misslang mir.
    »Nein. Du verstehst das nicht. Babys können nichts abblocken.
Meistens zeigen sich empathische Talente erst später, aber Jeff war schon bei
der Geburt empathisch. Und seine Begabung war extrem ausgeprägt. Wenn unsere
Mutter mal müde oder sauer auf uns oder unseren Vater war, konnte er das alles
fühlen, es war furchtbar. Wenn Tante Terry nicht dagewesen wäre, um sich um ihn
zu kümmern, hätten wir ihn in eine spezielle Einrichtung geben müssen, damit er
geistig gesund hätte bleiben können.«
    »Aber es ist doch alles in Ordnung mit ihm.«
    »Jetzt schon. Ach, außer, wenn man mit einrechnet, dass man ihm
ständig Adrenalin in die Herzen jagen muss, damit sie weiterschlagen.« Sie
kämpfte gegen die Tränen. »Er ist mein kleiner Bruder, wir haben ihn uns so
gewünscht. Und dann konnten wir nicht bei ihm sein, ihn nicht mal auf den Arm
nehmen, weil wir nicht alle Emotionen von ihm fernhalten konnten. Und wir
mussten mit ansehen, wie ihn das gequält hat.«
    »Okay. Es ist also schwierig. Aber was ist mit Isolationskammern,
Medikamenten, Methoden, um innerlich zur Ruhe zu kommen und so? Ihr habt doch
eine ganze Menge Empathen, nicht nur Jeff, und ich weiß, dass einige ihre
Begabung schon vor der Pubertät oder der Volljährigkeit zeigen. Ihr müsstet
doch gewisse Techniken entwickelt haben.«
    »Es ist selten, dass ein Empath mit Jeffs Macht in einer Familie
geboren wird, in der es sonst keine solchen Talente gibt, aber ja, es gibt
schon Dinge, die man tun kann. Dinge, die für einen A.C. leichter sind als für einen Menschen.«
    »Jeff ist ziemlich gut darin«, bemerkte ich trocken. »Ich könnte mir
vorstellen, dass er für seine Kinder alles tun könnte, was Terry getan hat.«
    »Solange er lebt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Marianne schüttelte den Kopf. »Wir wissen, was ihr für einen Job
macht. Wie oft wäre Jeff heute beinahe gestorben?«
    »Drei- oder viermal.« Ich hatte den Überblick verloren.
    »Eines Tages wird er nicht so viel Glück haben. Die Kugeln werden
ihn treffen, das Überwesen wird zu viel für ihn sein, das Adrenalin wird ihn
nicht rechtzeitig erreichen. Und dann wärst du allein mit einem Kind oder mit
mehreren Kindern, für die du nicht richtig sorgen kannst, egal, wie sehr du
dich auch bemühst. Davor versucht unsere Mutter dich zu schützen.«
    »Indem sie ihren eigenen Sohn vergrault?«
    »Indem sie dich verjagt.«
    »Tut mir leid, aber so funktioniere ich nicht. Ich bin wirklich
stur. Wenn mir jemand sagt, dass ich etwas nicht kann, dann werde ich genau das
tun. Ach ja, das schließt auch ein, dass ich für alle Kinder, die ich vielleicht
einmal haben werde, sorge.« Ich merkte, dass ich Kimmie an mich drückte.
    Die Kleine tätschelte mir den Rücken. »Ist schon gut, Kitty. Du
musst nicht sauer sein. Alle mögen dich, auch wenn sie so tun, als würden sie
dich nicht mögen. Na ja, alle außer dieser gemeinen Frau. Aber die mag niemanden,
nicht mal Oma, obwohl sie so tut. Ich mag sie nicht. Gut, dass du sie gehauen
hast, sie wollte dir wehtun.«
    Mariannes Augen weiteten sich. »Kimberly …«
    »Ist schon gut, Mami. Du musst keine Angst haben.«
    »Ganz genau«, sagte Martinis Stimme hinter mir. Er nahm mir Kimmie
vom Arm. »Wir haben uns ja schon darum gekümmert, stimmt’s?«
    Kimmie umarmte ihn. »Ja. Ich mache jeden Tag, was du mir gezeigt
hast.«
    Er küsste sie.

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