Alien Tango
die wissenschaftlich begabt sind.
Es ist keine angeborene Begabung, sondern einfach eine Fähigkeit. Viele unserer
Wissenschaftlerinnen haben dieselbe Fähigkeit. Es ist ganz nützlich, dass unser
technisches Wissen zum Zeitpunkt unserer Ankunft weiter entwickelt war als das
der Erde.«
»Und warum diese Riesenvilla?«
Martini zuckte mit den Schultern. »Menschen lassen sich von Reichtum
und der Zurschaustellung von Reichtum beeindrucken. Also haben wir dafür
gesorgt, dass wir für alle Fälle ein paar Vorzeigegebäude haben.« Er sah mich
an. »Die meisten unserer menschlichen Agenten kommen eigentlich ziemlich
schnell darüber hinweg. Warum du nicht?«
»Ich weiß es doch noch nicht mal einen Tag.« Mir kam ein Gedanke.
»Das Geld, das du mir immer gibst, woher kommt das?«
»Man nennt es Gehalt, und es stammt aus dem Topf, aus dem unsere
Leute bezahlt werden.« Er lächelte. »Hattest du Angst, du würdest mein Erbe
verjubeln?«
»Um ehrlich zu sein, ja.«
Er lachte. »Tust du nicht. Du wirst für deine Dienste von der
Regierung der Vereinigten Staaten, der Centaurionischen Division und der
Weltsicherheitsorganisation bezahlt.«
Letztere kannte ich noch nicht. »Weltsicherheitsorganisation?«
»Das ist der Name, den wir benutzen, wenn wir nicht in den USA arbeiten. Du hast ihn bestimmt schon von mir gehört,
in Paris zum Beispiel.«
Paris. Von dieser Reise wusste ich nur noch, dass wir großartigen
Sex in der Frauentoilette der Metro gehabt hatten und dass Martini mich
aufgefangen hatte, nachdem mich ein Überwesen vom Eiffelturm hatte schubsen
wollen. Es war eine kurze, aufregende Tour gewesen. »Äh, genau.«
»Du solltest wirklich besser aufpassen.«
»Das ist halt Kitty, warum erwartest du, dass sie auf irgendetwas
achtet, das wir für wichtig halten?« Christopher stand neben uns. »Ich mache
mich jetzt auf den Weg zum Gästehaus. Seht zu, dass ihr etwas Schlaf bekommt.
Das hier ist noch nicht vorbei, es ist nur eine Verschnaufpause.« Er warf mir
einen Seitenblick zu. »Eins solltest du vielleicht noch wissen. Das Isolationszimmer
ist im Keller, falls ihr es braucht.«
»Als ob ich das finden könnte.«
Christopher zuckte mit den Schultern. »Als wir noch klein waren,
haben wir eine Weile in der Botschaft gewohnt. Die ist noch größer.«
»Es gibt also wirklich eine A.C. -Botschaft?«
»In D . C .,
ja.« Er seufzte. »Manchmal vermisse ich die Zeit dort.«
»Ich auch«, stimmte Martini in das Seufzen ein. »Okay, sorg du auch
dafür, dass du dich etwas ausruhen kannst. Wir sehen uns dann irgendwann
morgen.«
Ich hatte noch nie erlebt, dass sie so eine Verabschiedungszeremonie
abhielten, nur weil sie ins Bett gingen. Sie schienen sich hier nicht gern
voneinander zu trennen. Als er sich gerade wegdrehen wollte, nahm ich schnell
Christophers Arm. »Du musst nicht ins Gästehaus gehen, wenn du nicht willst.«
»Äh, was?« Ein Anflug von Panik huschte über sein Gesicht.
Martini gluckste. »Sie hat mitbekommen, dass wir nicht gern
voneinander getrennt sind, wenn wir hier sind.« Er umarmte mich. »Aber wir sind
inzwischen große Jungs, und wir schaffen das schon.«
»Ganz sicher?«
Christopher nickte. »Ja. Schließlich sind wir jetzt die Chefs hier.«
Er beugte sich vor und küsste mich auf die Wange. »Aber danke für das Angebot.«
Er klopfte Martini auf die Schulter und ging davon.
Damit blieben noch wir vier Pärchen und Serene. Gower und Reader
schienen entspannt zu sein, genau wie Claudia und Lorraine. Randy und Joe sahen
allerdings genauso unbehaglich drein, wie ich mich fühlte. Was mich irgendwie
etwas beruhigte.
Serene sah aus wie ein Kaninchen vor der Schlange, aber das konnte
ich ihr kaum vorwerfen. Die Art, wie sie mit und über Christopher und Martini
gesprochen hatte, zeigte, welche Ehrfurcht sie vor ihrem Status hatte, und
außerdem schätzte ich, dass sie noch nie zuvor im Martini Manor gewesen war.
Ich hörte eine Frauenstimme, die offenbar mit Christopher sprach,
konnte aber niemanden sehen. Auch die Worte konnte ich nicht verstehen, aber
das Gespräch klang freundlich. Als es verstummt war, überraschte es mich nicht
sehr, Lucinda aus der Tür kommen zu sehen, durch die Christopher verschwunden
war.
Sie umarmte Gower und Reader, dann kam sie auf uns zu. Ich wollte
zur Seite treten, damit sie und Martini genug Umarmungsfreiraum hatten, aber er
hatte offenbar andere Pläne, denn sein Griff um meine Schultern lockerte sich
nicht. Er war wieder angespannt.
Lucinda
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