Alien Tango
würden die
Martinis weiterhin aufpassen, sie war noch immer in ihrem Vorzimmer
untergebracht, wo die Drogen aus ihrem System gespült wurden.
Und der Rest von uns wollte einfach nur zurück nach Dulce.
Allerdings gab es da noch ein kleines Problem. »Ihr müsst alle zum
Caliente-Stützpunkt«, erinnerte uns Kevin. »Immerhin habt ihr ihn annektiert.
Und nach dem, was Angela sagt, befindet sich schon eine Menge Jungvolk dort.«
»Aber unsere Sachen sind in Dulce.«
»Wahrscheinlich sind sie schon rübergebracht worden«, sagte Martini.
Es schien ihm nichts auszumachen. »Darum kümmern wir uns, wenn wir zurück
sind.«
Wir verabschiedeten uns und trotteten in Richtung Schleusenraum.
»Und ihr seid euch wirklich sicher, dass der Jet sauber ist?«
Martini zuckte mit den Schultern. »Fünfzig-fünfzig.«
»Na, das sind ja tolle Aussichten.«
»Ich möchte den Jet nicht zurücklassen«, erklärte Reader.
»Dann kommen wir also direkt im Jet an?« Wie brachten die Schleusen
das nur fertig? Und warum wusste ich das eigentlich nicht?
»Ja.« Martini musterte mich aus dem Augenwinkel. »Und irgendwann
erkläre ich es dir auch.«
»Hmpf.«
Wie immer bestand Martini darauf, als Erster zu gehen, und
versuchte, mich zu überreden, als Letzte mit Christopher in die Schleuse zu
treten. Ich legte eine mittelschwere Szene hin und rückte in der Reihe vor die
Mädels und meine Piloten vor, allerdings blieb ich trotz allem hinter
Christopher. Na ja, immerhin war ich damit nicht das Schlusslicht. Wir
passierten die Schleuse im Zweisekundentakt. Ich schloss die Augen und ging hindurch.
Immer noch ätzend. Als mein Fuß auf etwas Festes traf, öffnete ich die Augen
wieder. Glücklicherweise war es tatsächlich der Boden des Jets.
Nach und nach kamen alle an, und Reader und Tim wanderten ins
Cockpit vor. Ich folgte ihnen. »Jungs, was ist, wenn in diesem Flugzeug eine
Bombe versteckt ist?«
»Genau das überprüfen wir gerade, Süße.« Reader sah zu mir hoch.
»Manchmal sind wir dir eben doch voraus.«
»Und ihr seid euch sicher, dass ihr auch so etwas wie Serenes
unsichtbare Schwebebomben aufspüren könntet?«
»Jep.«
»Okay.« Ich war mir da nicht so sicher, doch ich beschloss, ihnen
einfach zu vertrauen.
Das Flugzeug schien in Ordnung zu sein, alle machten es sich bequem,
und wir starteten. Martini wirkte noch immer ziemlich müde, und sobald wir in
der Luft waren, bestand Lorraine darauf, dass er sich im Nebenzimmer hinlegte.
Ich ging mit ihm, doch da das Flugzeug voll besetzt war, wollte ich definitiv
keine Miles&More-Punkte mit ihm sammeln.
Lorraine schloss Martini an einen ganzen Haufen Messgeräte und an
einen Infusionsbeutel mit irgendeiner regenerierenden Kochsalzlösung an. Beide
versicherten mir, dass dies eine ganz normale Behandlung für Empathen war, die
nicht in Isolation gehen konnten, und ich hörte auf, mir Sorgen zu machen.
Jedenfalls fast.
Im Vergleich zu den Isolationskammern war das Schlafzimmer im Jet
eine deutliche Verbesserung. Die sahen nämlich aus wie eine Mischung aus
Frankensteins Labor und einem gruseligen ägyptischen Grabmal, das man aus Spaß
noch mit ein paar Science-Fiction-Horrorelementen dekoriert hatte. In Isolationskammern
standen keine Betten, dafür aber gepolsterte super-duper-Krankenhausbahren, die
sich wie Karusselle drehten. Sie schläferten einen auch ein, wenn man das so sagen
konnte. Es gab bestimmte Modelle speziell für sehr junge Empathen, die futuristischen
Särgen ähnelten, die man mit einer eisernen Jungfrau gekreuzt hatte. Leider
spielten sie darin aber wohl keine Iron-Maiden- CD s
ab. Vermutlich wäre es sogar deren Maskottchen Eddie zu viel, in A.C. -Isolation zu gehen.
Normalerweise war Martinis Körper und auch sein Kopf mit Schläuchen
und Nadeln gespickt, weshalb es mir fast gemütlich vorkam, wie er da mit einer
Nadel im Arm und mehreren Sensoren an Brust und Schläfen auf dem Kingsize-Bett
saß. Jedenfalls verspürte ich ausnahmsweise mal nicht den Drang, ihm alles
herauszureißen und hysterisch schreiend wegzurennen, was ja auch schon mal
nicht schlecht war. Die Mediziner und Empathen behaupteten zwar, dass die
Isolation für die Angehörigen schlimmer wäre als für die Patienten, aber das
glaubte ich ihnen nach wie vor nicht.
Gleich nachdem Lorraine gegangen war, versuchte Martini, mich etwas
zu fragen – aber was auch immer sie ihm da gegeben hatte, setzte ihn außer
Gefecht, bevor er mehr als ein paar Worte herausgebracht hatte. Ich stützte
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