Alien Tango
ab. »Süße, was zum Teufel ist denn los?«
»Oh, James …« Ich konnte nicht weitersprechen und fing wieder an zu
heulen.
»Kevin hat gesagt, Jeff hätte sich wie ein Riesenarsch benommen,
Christopher hat mir erzählt, dass ihr Schluss gemacht habt, Jeff hat sich mit
Paul gestritten …«
Der Schreck ließ meine Tränen versiegen. »Er hat sich mit Paul gestritten? Warum das denn?«
»Zum Teufel, wenn ich das nur wüsste. Paul redet nicht darüber, aber
er ist stinksauer. Immerhin hat er es geschafft, Jeff K .o.
zu schlagen.«
»Jeff und Paul haben sich geprügelt ?«
»Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.«
»Erzähl mir was, das ich noch nicht weiß, immerhin heule ich mir
hier gerade die Augen aus.«
»Schätzchen, ich glaube nicht, dass es an dir liegt.«
»Na vielen Dank.«
»Nein, ich meine, dass mit Jeff etwas nicht stimmt, nicht, dass du
irgendwas getan hast. Er dreht völlig am Rad.«
»Tja, aber dass ich gegangen bin, hat ihm nicht viel ausgemacht.«
»Genau das meine ich doch. Der Mann lebt für dich.«
»Falsch, der Mann lügt gut.«
»Sie können nicht lügen. Das hast du doch fast sechs Monate lang
selbst gesehen. Sie können es buchstäblich nicht.«
»Er hat es aber getan. Und er war super. Ich schätze mal, er hatte
eine Menge Übung.« Und ich war so bereitwillig darauf hereingefallen.
»Kitty, er hat nicht gelogen. Ich kenne ihn jetzt schon mehrere
Jahre. Jeff ist kein Frauenheld. Überhaupt nicht.«
»Ja klar. Tja, aber er war immerhin mit etwa zehn Menschenfrauen und
mit über zehn weiblichen A.C. s zusammen.«
Reader brach in Gelächter aus. »Hat er dir das erzählt?«
Ich kramte in meiner Erinnerung. »Er hat gesagt, er wäre mit weniger
als zehn Menschen und mit mehr als zehn A.C. s
zusammengewesen.«
»Das ist wahr, aber trotzdem gelogen – nicht schlecht. Wie wir beide
wissen, kriegen sie es nur so hin. Wenn man alle seine Schulfreundinnen, von
denen Christopher mir erzählt hat, und Lissa zusammenzählt, dann kommen wir auf
insgesamt elf A.C. s. Und merk dir, dass er mit
sieben davon im Alter zwischen zwölf und zwanzig zusammen war. Und was die
Menschen angeht, da kommen wir, dich mitgerechnet, genau auf eine.«
»Eine andere?«
»Nein, nur eine. Also nur dich.«
»Dann war ich also wirklich nur ein exotisches Abenteuer.« Das Herz
tat mir weh, und ich konnte nicht einmal mehr weinen.
»Nein, er liebt dich. Er hat dich geliebt, seit ihr euch zum ersten
Mal begegnet seid.«
»Dann liebt er mich jetzt jedenfalls nicht mehr, falls er es
überhaupt je getan hat. Frag ihn ruhig. Bestimmt fragt er zurück, ob wir beide
ihn nicht vielleicht die ganze Zeit über betrogen haben.«
Reader seufzte. »Keine Ahnung. Hör mal, soll ich kommen und deine
männliche Begleitung spielen?«
»Ich liebe dich, James. Nein, aber ich kann dir gar nicht sagen, was
dein Vorschlag mir bedeutet.«
»Ich liebe dich auch, das weißt du. Pass einfach auf dich auf, ja?
Wir kriegen schon raus, was hier läuft.«
»Ich tue mein Bestes.«
Wir legten auf, und ich sah auf die Uhr. Noch jede Menge Zeit vor
dem ersten Event, einem Tanzabend. Ganz toll. Und noch schlimmer, weil ich
wusste, dass meine Freundinnen nicht kommen würden. Wir hatten Amy in Paris getroffen,
und sie hatte gesagt, dass sie jetzt, da sie Jeff ja schon kannte, keinen Grund
habe, zum Klassentreffen zu kommen. Ich fragte mich, ob ich sie wohl doch
irgendwie hierherschaffen könnte. Sie könnte es sich leisten. Aber ich brachte
es nicht über mich, sie anzurufen und darum zu bitten.
Sheila und ich hatten uns einige SMS deswegen geschrieben, und auch sie kam nicht, einerseits aus finanziellen
Gründen und andererseits, weil sie sich, genau wie ich, eigentlich für
niemanden groß interessierte, mit dem sie nicht von sich aus in Kontakt
geblieben war. Im Moment wäre ich bereit, die Kosten für ihren Flug zu
übernehmen, solange sie nur käme, aber auch bei ihr konnte ich mich zu keinem
Anruf durchringen.
Beide würden kommen, weil ich sie brauchte, weil mein Herz gebrochen
war, genau dafür hatte man doch Freunde. Aber es war zu frisch, zu roh, und ich
wusste nicht, wie ich es anstellen sollte, ihnen alles zu erzählen und dann
nicht die nächsten zehn Jahre allen als das Mädchen in Erinnerung zu bleiben, das
im Princess einen Nervenzusammenbruch bekommen hatte.
Ich hatte vergessen, Chuckie Bescheid zu sagen, dass ich nun doch
hier sein würde, also war auch er nicht in der Nähe, und es wäre sowieso nicht
fair
Weitere Kostenlose Bücher