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Alien Tango

Alien Tango

Titel: Alien Tango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gini Koch
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reagierten und ich nicht riskieren wollte, Martini durch
einen Kuss etwas davon zu verabreichen. Ich versuchte, mich daran zu erinnern,
warum es so toll war, stockbesoffen zu sein, aber es gelang mir nicht.
    Ich verließ den Fahrstuhl und fand den Raum. Als ich mich in die
Namensliste eintrug, musste ich wieder erklären, dass meine bessere Hälfte
wegen eines verspäteten Flugs heute Abend vielleicht nicht mehr kommen konnte.
Es war eine gute Lüge, und ich nahm mir vor, sie das ganze Wochenende über zu
verwenden. Diese verdammten Fluglinien aber auch. Wieder war es, als würde
irgendetwas an meiner Erinnerung zupfen – ich dachte an den Jet, aber es fiel
mir einfach nicht ein.
    Die Frauen mit der Namensliste kamen mir vage bekannt vor, und ich
erinnerte mich, dass sie früher in der Schülervertretung gesessen hatten. Ich
konnte mich nicht ihrer Namen entsinnen, strengte mich aber auch nicht
besonders an.
    Statt mich an einen der Tische zu setzen, wanderte ich ziellos durch
den Raum. Überall hingen Vergrößerungen von Fotos, die ich aus dem Jahrbuch zu
kennen glaubte. Ich fand ein Bild des Leichtathletik-Teams. Da war ich, direkt
neben Brian. Wir sahen beide sehr jung und ziemlich glücklich aus. Ich konnte
mich nicht daran erinnern, ob ich vor oder nach dieser Aufnahme mit ihm Schluss
gemacht hatte, aber er hatte den Arm um mich gelegt, und mir schien es nichts
auszumachen.
    Ich sah mir alle Bilder an, studierte sie regelrecht. Sie standen
für vieles, an das ich mich vielleicht nicht mehr klar erinnern konnte und auch
nicht allzu oft dachte, aber diese Jahre hatten dazu beigetragen, mich zu der
Frau zu machen, die ich heute war.
    Ich kam zu dem Foto des Schachclubs. Ich war das einzige Mädchen
gewesen und hatte eigentlich nicht beitreten wollen, aber Chuckie hatte so lange
gebettelt, bis ich nachgegeben hatte. Auf diesem Bild stand ich neben ihm, es
war eines der wenigen Fotos, die er während jener Jahre von sich hatte machen
lassen, und das auch nur, weil ich darauf bestanden hatte. Immerhin war er die
gesamten vier Jahre unserer Highschoolzeit Präsident des Schachclubs gewesen.
    Er war kleiner als ich, trug eine Brille mit flaschenbodendicken
Gläsern, und sein Gesicht war übel von Akne verwüstet. Ich lachte in mich
hinein. Seine Pickel waren verschwunden, kurz nachdem dieses Foto geschossen
worden war, und während unseres ersten Semesters war er gut dreißig Zentimeter
gewachsen und hatte sich Kontaktlinsen zugelegt. Insgesamt war er zu einem
ziemlich heißen Kerl herangewachsen.
    Irgendjemand stand hinter mir, ich fühlte es. Fast sechs Monate als
Überwesenjägerin hatten eine Menge Sinne geschärft. Ich machte mich auf einen
Angriff gefasst.
    »O Mann, sehen wir da jung aus.« Es war eine Männerstimme, und sie
kam mir ungeheuer bekannt vor.
    Ich wandte mich um und sah einem großen, ziemlich gut aussehenden
Typen ins Gesicht, bei dem niemand vermutet hätte, dass er in seiner Jugend
unter schwerer Akne gelitten hatte. »Chuckie?«
    Er lächelte, und es war ein schönes Lächeln, sanft, zuversichtlich
und herzlich. »Du siehst wunderschön aus, Kitty.«
    Hitze stieg mir in die Wangen. Chuckie brachte mich zum Erröten?
Seit wann denn das? »Ich wusste gar nicht, dass du auch kommst.« Das war zwar
nicht besonders originell, aber immer noch besser, als einfach mit offenem Mund
dazustehen oder zu fragen, warum er denn jetzt doch zu einem Klassentreffen
gekommen war, von dem wir uns eigentlich beide hatten fernhalten wollen.
    »Ich habe deine Mutter gebeten, es dir nicht zu verraten. Ich wollte
dich überraschen.«
    »Ich bin überrascht.«
    »Gut. Dann ist Schritt eins meines Masterplans ja schon mal
aufgegangen.«

Kapitel 65
  »Bist du in Begleitung hier?«
    Wow, was für eine Frage. Ich war stolz darauf, dass ich nicht sofort
wieder in Tränen ausbrach. »So war es eigentlich geplant aber … jetzt ist es
eben anders gekommen.«
    »Pech für ihn.« Er lächelte und nahm meinen Arm. »Das Kleid ist
umwerfend.«
    »Danke. Ist das ein Armanianzug?«
    »Ja – du bist wirklich gut. Du hast immer schon die Designer
erkannt.«
    »Aber nie getragen.«
    »Vor heute vielleicht. Das da ist nämlich ein Armanikleid.«
    »Schon.« Ich war verwirrt. Chuckie benahm sich viel lässiger und
selbstbewusster, als ich ihn kannte. Natürlich hatte ich ihn auch schon seit
über einem Jahr nicht mehr gesehen, und schuld daran waren sein Terminkalender
und mein geheimes Leben. Aber ich konnte mich einfach nicht

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