Alienjäger z.b.V. - Sie sind unter uns (Teil 1-4 in einem Band) (German Edition)
Phönix ist aller Wahrscheinlichkeit nach tot. Sokolow, ein vertrauter Offizier seiner Wache weilte bei ihm. Er war einer unserer Leute.“
„Ich weiß“, murmelte Maranow düster.
Er saß in sich zusammengesunken da. Die Kapuze war über dem Kopf. Der Schatten verdeckte das gesamte Gesicht bis auf einen kleinen Rest um das Kinn herum. Die dürren Finger des Predigers tickten auf der Tischplatte herum.
Oberst Vitali Bever fuhr indessen fort: „Unsere Leute in Rom-4 haben Anhaltspunkte dafür gefunden, daß sich Sokolow zusammen mit dem Zaren buchstäblich in die Luft gesprengt hat. Ein unverwechselbarer Ring wurde gefunden… Na ja, ich will Sie mit den Einzelheiten jetzt nicht langweilen, aber…“
Der Oberste im sich neu konstituierenden Rat der Gerechten unterbrach den Offizier ziemlich grob.
„Einzelheiten langweilen mich nie“, versetzte der Prediger. „Wer so etwas sagt ist nur zu überheblich, sich mit dem zu beschäftigen, was Sie Einzelheiten zu nennen pflegen.“
Oberst Bever hob beschwichtigend die Hände.
Bever hatte zuvor schon in wichtigen Sicherheitsgremien des Eurasischen Commonwealth seinen Mann gestanden. Aber an die diplomatische und sehr zurückhaltende Redeweise, wie sie offenbar für den Umgang mit Maranow kennzeichnend war, konnte er sich schlecht gewöhnen.
Oberst Bever war geradeheraus und haßte es, um den heißen Brei herumzureden. Er brachte die Dinge am liebsten deutlich auf den Punkt.
„Kurz gesagt: Der Zar ist tot“, sagte der Offizier daher knapp und trocken. „Und die meisten seiner Getreuen ebenfalls. Unsere Leute haben DNA-Proben sichergestellt, die am Tod des Zaren wohl keinerlei vernünftigen Zweifel mehr lassen.“
„Was ist mit den Angehörigen der Zakitin-Familie?“
„Untergetaucht, ins Ausland geflohen oder in Gewahrsam genommen. Ich denke nicht, daß von dieser Seite noch irgendwelche Schwierigkeiten zu erwarten sind.“
„Das freut mich zu hören.“
„Die Menschen in den Straßen von Moskau und Petersburg jubeln Ihnen zu, Maranow.“
Der Prediger wirkte nachdenklich, sein Blick war nach innen gekehrt. „Sie sollen nicht jubeln. Sie sollen beten, auf daß sie vom großen Gericht verschont werden. Einer der vier in der Offenbarung des Johannes erwähnten apokalyptischen Reiter trägt eine Waage bei sich. Eine Waage, mit der die Seelen der Menschen gewogen werden, bevor entschieden wird, ob sie zu wahrhaft den Geretteten gehören oder dem Untergang geweiht sind.“
Eine tiefe Furche hatte sich auf der Stirn des Predigers gebildet.
Es herrschte Schweigen im Saal.
Niemand wagte es, seine Stimme zu erheben.
Alles, was man jetzt hätte sagen können, hätte banal geklungen.
Wie ein biblischer Patriarch saß Maranow da, starrte durch die Anwesenden hindurch, so als würde er eine andere Wirklichkeit schauen.
Oder dem Wahnsinn verfallen sein.
Ein Ruck ging schließlich durch den Körper des Predigers, der von nun an der Erste unter den Gerechten genannt werden würde. Eine Bezeichnung, deren Bescheidenheit im krassen Gegensatz zu der geflickten Mönchskutte stand, aus der seine Kleidung bestand.
„Wie ist die Situation in Rom-4?“ erkundigte sich Maranow schließlich und brach damit den Bann. „Gibt es inzwischen Aufstände?“
„Bis jetzt nicht. Es ausgesprochen kalt dort, weil der Energieschirm zerstört wurde. Die meisten Bewohner von Rom-4 haben jetzt alle Hände voll zu tun, ihr tägliches Leben zu sichern – und unsere Mitbrüder und -schwestern sorgen jetzt dafür, daß auch für Seelenheil gesorgt ist.“
Ein mattes Lächeln glitt für einen kurzen Moment über Maranows Gesichtszüge. Der Prediger war im Allgemeinen bekannt dafür, daß sein Gesicht ausgesprochen unbeweglich, ja beinahe kalt blieb. Aber diese innere Kälte und Abgeklärtheit stand in einem für viele seiner Zuhörer faszinierenden Gegensatz zu dem emotionalen Sprengstoff, den seine Worte zu zünden vermochten.
Maranow sagte: „Ich möchte, daß Botschaften an die Regenten aller Länder gesandt werden. In diesen Botschaften soll stehen, daß niemand vor dem Herrn verloren ist, der umkehrt und bereut, daß alle anderen aber der Verdammnis und dem Höllenfeuer ausgeliefert sind, auch wenn sie es jetzt noch nicht zu ahnen vermögen. Ich biete allen Regenten diese Erde an, sich in die Gemeinde einzureihen, dem Ratschluss des Ersten unter den Gerechten zu folgen und sich der Lehre dessen anschließen, der da gekommen ist! Des Messias, der aus der Wüste kam und in die
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