Alienjäger z.b.V. - Sie sind unter uns (Teil 1-4 in einem Band) (German Edition)

agierenden insektoiden Besucher beeinflußt worden war.
    Aber für die Zukunft drohte weit Schlimmeres.
    Was hat sich geändert? ging es Ellroy durch den Kopf. Warum haben sich die INEX jahrtausendelang mit einer Rolle von Kontrolleuren aus dem Hintergrund begnügt? Wie kam es, daß sie über so lange Zeit hinweg damit zufrieden gewesen waren, gewissermaßen Souffleure der menschlichen Geschichte zu spielen, während im Moment alles für eine unmittelbar bevorstehende Invasion sprach?
    Zumindest jedoch für eine Einflußnahme, die weitaus direkter geschah, als in der Vergangenheit.
    Waren es die zaghaften Versuche des Menschen, in den Weltraum vorzudringen?
    Aber konnten die Forschungsstationen und Gefängnislager, die die FSA auf dem Mond betrieben oder die unter großen Schwierigkeiten und Opfern errichteten Kolonien des Commonwealth auf dem Mars wirklich eine Herausforderung für ein technologisch dermaßen weit entwickeltes Volk wie die INEX darstellen?
    Oder hing alles mit Ereignissen in der inzwischen zerstörten Basis Alpha im Himalaja zusammen, wo es ein internationales Forscherteam geschafft hatte, ein Tor zu einer fernen Welt zu öffnen. Ein Tor, das den Abgrund zwischen den Sternen überwand und das Mortin Ellroy als bisher erster und einziger Mensch durchschritten hatte.
    Es wäre gut, den Faktor zu kennen, der sich im Verhältnis von INEX und Menschen verändert hat, überlegte Ellroy. Aber es war jetzt wohl nicht der passende Moment, um mit Jenny Chang darüber zu sprechen.
    Er würde sie ein anderes Mal darauf ansprechen und hoffte, daß er dann etwas mehr als nur nichts sagende, letztlich ausweichende Phrasen zur Antwort bekam.
    „Wir werden mit speziellen Rotorschwebern ins Zielgebiet fliegen und uns dort umsehen. Es muß dort technische Einrichtungen der INEX geben, davon bin ich überzeugt“, erläuterte Jenny Chang. „Dieser Messias ist doch nur ein Produkt der Außerirdischen. Eine Marionette, wie es schon viele andere gegeben hat.“
    „Was bezwecken die INEX damit?“ fragte Ellroy. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie irgendein Interesse daran haben können, daß sich die Menschen dem Glauben zuwenden.“
    „Daß sie sich dem Glauben an die Lehre der KIRCHE VON ARMAGEDDON zuwenden durchaus“, widersprach Jenny Chang. „Wußten sie, daß nach der Lehre Maranows die Bestimmung des Menschen auf der Erde liegt – und nicht im Weltraum.“
    „Ich habe mich nie intensiver damit beschäftigt“, gab Ellroy zu.
    „Unsere Organisation hat ihn schon lange im Auge. Wir haben sogar versucht, ihn umzubringen, aber unser Gegner hält seine Hände über ihn. Wir sind nicht an ihn herangekommen. Und was diesen Messias angeht – das wird noch um einiges schwieriger werden.“
    „Sie wollen ihn umbringen?“ hakte Ellroy nach. „Scheint so, als kämen neben der Strahlung und den mörderischen Bedingungen im Zielgebiet langsam die ganzen unappetitlichen Details dieses Unternehmens ans Tageslicht.“
    Jenny Chang verzog das Gesicht.
    „Jetzt tun Sie nicht so, als hätten Sie wirklich Skrupel, Ellroy.“
    „Halten Sie mich für einen roboterhaften Killer?“
    „Sind Sie das denn nicht?“ Sie hob die Augenbrauen. „Nein, es liegt nicht in unserem Interesse, diesen Mann – oder was immer er sein mag – zu töten.“
    „Wegen der Märtyrer-Wirkung?“
    „Oh nein, damit hat das nichts zu tun.“
    „Klären Sie mich auf.“
    „Nach dem Glauben seiner Anhänger ist dieser Messias bereits vor zweitausend Jahren zum Märtyrer geworden. Aber wenn er wirklich der wiedererstandene Christus ist, müßte er für tausend Jahre die Erde regieren. Zumindest nach der Lehre der KIRCHE VON ARMAGEDDON. Bringen wir ihn um, fehlt ein wichtiges Stück im Glaubensmosaik dieser Fanatiker. Trotzdem würden wir es gerne vermeiden. Es kommt auf etwas anders an.“
    „Was?“
    „Die technischen Einrichtungen, die es in der Gegend geben muß. Es muß Signalverstärker geben. INEX-Technologie, die es schafft, daß die Ansprachen dieses selbsternannten Messias in der ganzen Welt die Übertragungssignale der Mediensysteme überlagern. Ohne, daß daran jemand etwas ändern könnte.“
    Jenny Chang öffnete weitere Fenster in der Bildschirmdarstellung. Immer wieder war darauf die Gestalt eines Mannes in dunkler Kutte zu sehen, der einsam in der Wüste stand, die Hände ausbreitete und in verschiedenen Sprachen seine Botschaft übermittelte. Eine Botschaft des bevorstehenden Gerichts. Ein Aufruf zur Läuterung und zur