Alienjäger z.b.V. - Sie sind unter uns (Teil 1-4 in einem Band) (German Edition)
geblieben.
Zar Phönix war nicht der einzige gewesen, der das bei seinen Besuchen stets so empfunden hatte.
Eine Stadt, errichtet auf dem Wassergeld aber ohne Kultur und Flair. Nicht zu vergleichen mit Moskau, Petersburg oder Madrid.
Kühne Kuppelkonstruktionen und hohe Wohntürme dominierten inzwischen das Stadtbild des vierten Roms. Eine Architektur, die eher etwas mit zur Schau gestelltem Protz als mit klassisch-antiken Vorstellungen von Schönheit und Harmonie zu tun hatten.
"Wie ein Auge wirkt der Baikalsee, wenn man ihn auf der Landkarte sieht", sagte Phönix laut. "Das Auge Eurasiens! Und genau hier ist der richtige Platz, um das Zentrum des Commonwealth zu etablieren."
"Das ist Ihnen bereits gelungen, Majestät", sagte der grauhaarige Mann neben dem Herrscher. Er war etwa ein Kopf kleiner als Phönix. Sein Name war Armando Dietrich. Er war Deutsch-Spanier und einer der wenigen Berater, denen der Zar wirklich vertraute. Bereits vor seiner Thronbesteigung hatte Dietrich im Dienst des Hauses Zakitin gestanden und den Aufstieg des Phönix aus der Asche mit vorbereitet. Der Zar schätzte an ihm den scharfen Verstand und die absolut zwingende Logik, mit der der Deutsch-Spanier Probleme zu analysieren wußte.
Dietrich wurde vom Herrscher als ein Mann geschätzt, der tatsächlich in der Lage war, über den Tag hinaus zu denken.
Es gab keine wichtige Entscheidung, die Phönix ohne seinen Rat getroffen hätte.
Der Zar seufzte, lächelte, während sein Blick ein weiteres Mal über das neue Rom glitt. Über seine Stadt. Sein Denkmal. So zumindest sah er es. Vergiß nicht, daß es nur eine Projektion ist, ging es ihm durch den Kopf. Ein Bild der Zukunft, eine Wunschvorstellung, an der noch lange nicht alles Realität geworden ist!
"Soll ich die Projektion noch etwas modifizieren?" fragte Dietrich.
Der Zar reagierte etwas verzögert. Die sichtbare Projektion seines Trams schien ihn gedanklich vollkommen gefangen genommen zu haben. Er vollführte eine ruckartige Bewegung und drehte sich kurz in Armando Dietrichs Richtung.
"Schalten Sie den Kuppelschirm ein."
"Wenn Sie wünschen..."
"Ich wünsche es, Armando!"
Armando Dietrich hob die rechte Hand, in der sich ein Kommunikator befand, über den der Berater Kontakt zum Simulationssystem aufnehmen konnte.
Mit dem Daumen berührte er eine sensitive Fläche und starrte dabei angestrengt auf das Terminal. "Ich habe es gleich... Sie wissen ja, daß es mit dem Energieschirm immer wieder Schwierigkeiten gegeben hat!"
"In der Realität wie in der Simulation!" nickte der Zar.
Im nächsten Moment bildete sich ein blau-schimmernder Schirm, der sich sowohl über die Stadt Rom-4 als auch den Baikal-See wölbte. Die Drei-D-Simulation wirkte vollkommen realistisch. Zar Phönix war beeindruckt. Ein künstlicher Himmel über dem Auge Eurasiens. Dieses Denkmal seiner Herrschaft würde man selbst aus dem Weltraum sehen können. Für die Insassen der Marsfähren, die einen Pendelverkehr zwischen der dortigen eurasischen Kolonie und der Erde aufrechterhielten, würde es wie der Blick eines großen Auges aussehen, das ihnen nachsah und sie auf ihrem Flug bewachte.
Eine poetische Vorstellung.
Zar Phönix schluckte.
Er berauschte sich geradezu daran und konnte sich kaum sattsehen.
Seine breite Brust hob und senkte sich. Ein entspannter Gesichtszug beherrschte jetzt seine Züge.
"Beeindruckend!" stieß er hervor.
"Wie Sie sehen, konnten unsere Computerspezialisten ein paar der gravierendsten Probleme einer Lösung zuführen."
"Ja..."
"Zumindest in der Simulation."
"Ich weiß."
"Was die Realität angeht..."
"...so wird ihnen das auch noch gelingen!"
"Jedenfalls läuft es da nicht ganz so glatt, Majestät. Die Energiemengen, die benötigt werden, um diesen Schutzschirm..."
"Ersparen Sie mir die Einzelheiten, Armando!" Ein beinahe entrücktes Lächeln stand jetzt im Gesicht des Zaren. Er berührte mit der Fingerkuppe seines rechten Zeigefingers die Stirn. "Hier drin ist eine Vorstellung! Ein genaues Bild davon, wie alles werden wird! Das ist das einzige, was zählt! Dieses Bild!"
Vielleicht hätte er Künstler werden sollen, nicht Zar, ging es Armando Dietrich durch den Kopf.
Der Energieschirm über dem Baikalsee war eines der technologisch gewagtesten Projekte, die zur Zeit im Commonwealth der Vollendung entgegenstrebten.
Ein Prestigeobjekt.
Aber auch eine Sicherheitsmaßnahme.
Früher oder später, so war sich der Zar sicher, würde der Pan-Pazifische Block versuchen,
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