Alienjäger z.b.V. - Sie sind unter uns (Teil 1-4 in einem Band) (German Edition)
Einsatz gehört?“ fragte Ellroy. „Deswegen bist du doch hier, oder?“
Ondar schüttelte den Kopf.
„Nein. Ich habe vor ein paar Tagen Leutnant Dalglish getroffen. Es war in der Kantine des MILCOM-Gebäudes. Ich hatte da was zu erledigen. Es ging um diesen formalen Kram wegen meines Dienstverhältnisses.“
„Und? Hat er irgendetwas gesagt?“
„Nein. Aber ich kenne ihn inzwischen gut genug. Da ist irgendwas im Busch. Da bin ich mir ganz sicher.“
„Willst du was zu trinken, Peer?“
Ondar schüttelte den Kopf. „Höchstens einen Energydrink oder einen Vitamincocktail, wenn du so etwas hast.“
„Habe ich.“
Ellroy ging zum Kühlschrank, öffnete ihn und warf Ondar eine Büchse zu.
Voll kompostierbar, das Metall.
Zersetzte sich, wenn es mit verrottenden, pflanzlichen Substanzen in Berührung kam. Nach ein paar Wochen blieb nichts weiter als rostiger Staub übrig, der als Dünger diente. Nur so war das Comeback der Getränkedose in den frühen 70er Jahren des 21. Jahrhunderts denkbar gewesen.
Ondar öffnete die Büchse.
Er nahm einen tiefen Schluck, setzte dann ab und starrte auf das Etikett der Dose.
„Nicht so ganz dein Geschmack?“ fragte Ellroy.
„Doch.“
„Angeblich braucht man weniger Schlaf, wenn man dieses Zeug regelmäßig trinkt.“
Ondar lachte.
„Na, das hast du ja gerade nötig, jetzt, wo du schon wochenlang hier faul herumsitzt.“
„Faul herumsitzt?“ echote Ellroy. Er deutete auf den Datenhelm. „Du siehst doch, was ich hier mache.“ Ellroy wirkte nachdenklich. „Kein beruhigender Gedanke, daß eine außerirdische Spezies nur darauf wartet, ihre Invasion auf der Erde zu beginnen“, meinte er.
„Ich frage mich nach wie vor, warum das nicht längst geschehen ist“, erwiderte Ondar. „Die INEX haben doch alles, was sie brauchen. Sie haben die Fähigkeit, Tore zu bauen, die unsere Welt mit der ihren verbinden. Ich frage mich, warum sie nicht längst die Herrschaft übernommen haben. Es muß einen Grund dafür geben, Mort.“
Ellroy zuckte die Achseln.
„Alles, was uns bis jetzt vergönnt war, war nichts weiter als ein kurzer Blick hinter die Kulissen. Ich glaube, das volle Ausmaß dieses Spiels haben wir noch gar nicht begriffen.“
„Da hast du wahrscheinlich recht“, stimmte Peer Ondar zu.
Mortin Ellroy grinste. „Eigenartig, aber im Rückblick erscheint mir meine Existenz als Sträfling auf dem Mond fast beschaulich.“
*
Es war die größte Demonstration in der Geschichte des Eurasischen Commonwealth.
Mehr als zwei Millionen Menschen drängten sich auf den Straßen und Plätzen Moskaus.
Trotz dieser schier unglaublich großen Ansammlung von Menschen herrschte eine fast andächtige Stille.
Auf dem Podium stand ein kleiner, hagerer Mann mit einem langen, struppigen Bart und verfilzten Haaren.
Er trug ein Mönchsgewand, eine aus zusammengeflickten Lumpen bestehende Kutte. Die Füße steckten in einfachen Sandalen und waren barfuß.
Das Bild dieses Mönchs, der wie eine Kopie Rasputins wirkte, wurde über große Leinwände auf alle Straßen und Plätze übertragen, auf denen sich die Menschen versammelt hatten.
Zurzeit gab es im gesamten Eurasischen Commonwealth nur einen, der so gewaltige Menschenmassen zu mobilisieren vermochte: Vladimir L. Maranow, der Anführer der sogenannten KIRCHE VON ARMAGEDDON.
Diese christlich-fundamentalistische Sekte hatte in den letzten Jahren immer größeren Einfluß gewonnen. Im gleichen Maß war der Einfluß der etablierten christlichen Kirchen dramatisch zurückgegangen. Offenbar konnten deren erstarrte Organisationen die Menschen nicht mehr erreichen und der religiösen Sehnsucht gerade auch der russischen Bevölkerung nicht gerecht werden.
„Die Zeit von Armageddon ist nahe!“ sagte Maranow und die Menschen auf den Straßen und Plätzen Moskaus lauschten ihm gespannt, hingen an seinen Lippen, als ob der Messias persönlich zu ihnen gesprochen hätte.
„Armageddon, das ist die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Gott und dem Satan!“ sagte der Mann auf dem Podium.
Seine Stimme vibrierte dabei, seine Körperhaltung straffte sich. Er unterstrich seine Worte mit markanten Gesten. Gesten, die nichts gemein hatten mit dem gelassenen Auftreten so mancher Politiker und deshalb umso überzeugender wirkten. Dieser Mann hatte kein Rhetorik-Seminar besucht, um beim Medienpublikum besser anzukommen. Er sprach einfach aus dem Herzen, zumindest glaubten das seine
Weitere Kostenlose Bücher