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Alienjäger z.b.V. - Sie sind unter uns (Teil 1-4 in einem Band) (German Edition)

Alienjäger z.b.V. - Sie sind unter uns (Teil 1-4 in einem Band) (German Edition)

Titel: Alienjäger z.b.V. - Sie sind unter uns (Teil 1-4 in einem Band) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Zuhörer.
    „Deine Rede sei ja, ja oder nein, nein, so spricht der Herr!“ fuhr Maranow fort. „Und genau darum wird es gehen, am Tag von Armageddon. Darum, daß ihr euch entscheiden müßt, auf welcher Seite ihr steht. Auf der Seite unseres Herrn Jesus Christus oder auf der Seite des Anti-Christen!“
    Ein Raunen ging durch die Menge, denn jeder wußte, wen Maranow als Anti-Christen bezeichnete, auch wenn es ihm von offizieller Seite verboten worden war.
    Maranow pflegte den regierenden Herrscher des Eurasischen Commonwealth Zar Phoenix Fjodor Zakitin I. mit dieser Bezeichnung zu belegen. Phoenix war für ihn die Ausgeburt des Bösen schlechthin.
    „Seht wie der Anti-Christ sich in Babylon verkriecht“, fuhr der Mönch fort. Eine Anspielung, die jeder seiner Zuhörer verstand. Babylon, das war in der Terminologie des Anführers der KIRCHE VON ARMAGEDDON nichts anderes als die neue Hauptstadt Rom-4, ehemals Irkutsk, in die Zar Phoenix den Regierungssitz des Commonwealth verlegt hatte. Eine hypermoderne Stadt, die in Kürze von einer Energiekuppel geschützt werden würde. Eine Kuppel, die sich auch um die unermeßlich wertvollen Süßwasserreserven im Baikalsee wölben würde, die die Grundlage des wirtschaftlichen Reichtums für das Commonwealth darstellten. Schließlich befanden sich in dem bis zu tausend Meter tiefen Baikalsee bis zu fünfzig Prozent der weltweit noch verfügbaren Süßwasserreserven, die sich im Zuge der allgemeinen ökologischen Katastrophe immer mehr verknappten. Hatte man im 20. Jahrhundert Kriege um das Öl geführt, so war im 21. Jahrhundert längst Süßwasser zum begehrtesten aller Rohstoffe geworden.
    Die neue Hauptstadt sah Phoenix dabei symbolhaft als viertes Rom an, so wie er sein Commonwealth als Nachfolger des römischen, des byzantinischen und des russischen Reiches ansah. Rom, Konstantinopel, Moskau, jetzt Irkutsk.
    Für Maranow hingegen war Rom-4 ein Ort der Gottlosigkeit, für Zar Phoenix ein Symbol das Modernität und Tradition verbinden sollte.
    „Der Anti-Christ ist in der Defensive“, fuhr Maranow fort. „Er weiß sehr genau, daß er diese Schlacht nicht gewinnen kann. Eure Zuversicht in dem Herrn steht ihm im Wege. Darum hat er sein Babylon, sein neues Rom, wie er es nennt, auch so weit nach Osten hin verlegt, nach Sibirien. Euren Glauben, meine lieben Brüder aus Moskau, hat er mit Recht gefürchtet, eure Zuversicht in die Kraft Gottes! Dieser Mann nennt sich Zar --- Kaiser! ---, aber mit der Tradition eines Konstantin des Großen hat er nicht das Geringste gemein. Er ist der neue Nero, ein Verfolger der Christen. Er ist der Anti-Christ! Und auch wenn ich dafür verhaftet werde, diesen Satz zu wiederholen, werde ich nicht müde werden, es immer und immer wieder zu sagen: Zar Phoenix ist der Widersacher Gottes auf Erden!“
    Ein Raunen ging durch die Menge. So mancher drehte sich ängstlich um und fragte sich, wann wohl Sicherheitskräfte auftauchen würden, um die Demonstration aufzulösen. Aber inzwischen war die Bewegung der KIRCHE VON ARMAGEDDON, die Umkehr und Buße forderte und alles Moderne ablehnte, so stark geworden, daß die Geheimpolizei des Zaren überhaupt nicht mehr die Möglichkeit hatte derartige Demonstrationen zu verhindern oder auseinanderzusprengen. Und auch Maranow selbst konnte sich in relativer Sicherheit wiegen.
    „Ich bin bereit den Weg der Märtyrer zu gehen“, erklärte er. „Und wenn sie mich auch den Löwen vorwerfen, so wie Nero es im alten Rom getan hat, so werden sie mich doch nicht davon abhalten, die Wahrheit zu sagen“, erklärte Maranow.
    Er machte eine Pause.
    Es wurde still in der Menge. So still, daß es schon beinahe unnatürlich war. Die angespannte Aufmerksamkeit dieser amorphen Masse von Menschen war dem Prediger jetzt so sicher, wie in keinem anderen Augenblick zuvor. Eine beinahe elektrostatische Spannung verband ihn mit der Menge.
    Maranow schloss die Augen.
    Sein Gesicht mutierte zum vollkommenen Ausdruck der Kontemplation.
    Es wirkte gleichmütig, entspannt.
    Die Falten auf der Stirn verrieten, daß dies nicht sein Normalzustand war.
    Schließlich sprach er in gedämpftem Tonfall weiter.
    „Manche von euch glauben, ich sei der, auf den alle gewartet haben. Der, der wiedererstanden ist. Der, der den qualvollsten aller Tode starb, wiedererstand und zum Himmel auffuhr, von wo er dereinst zurückkehren soll, wenn das Ende der Welt kommt. Der Welt, wie ihr sie kennt.“
    Maranow machte eine Pause.
    Gespannte Blicke

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