Aliens in Armani: Roman (German Edition)
ausgestrahlt wurde.
»Warum?«, fragte er besorgt.
»Tja, ich habe mir ja noch nichts dabei gedacht, als mich mein Boss, die Hälfte meiner Kollegen, mein bester Freund, einige frühere Kommilitoninnen aus meiner ehemaligen Studentinnenverbindung, meine beiden besten Freundinnen, der Typ von der Videothek und mein Vermieter dringend erreichen wollten, aber wie es aussieht, hat meine Mutter, die gerade geschäftlich in New York ist, in den Sechs-Uhr-Nachrichten gesehen, wie ihr einziges Kind einen Terroristen angreift. Und das hat sie anscheinend etwas aus der Fassung gebracht.«
White sah zu dem Mann hinüber, in dem ich den neuen Besitzer meiner Autoschlüssel wiedererkannte. »Was zum Teufel ist da los, Christopher?«
Christopher hob die Schultern. »Ich hab’s dir schon oft gesagt, diese ganze Taschenelektronik macht uns die Arbeit immer schwerer. Irgendjemand hat alles mit dem Handy gefilmt und dann ins Netz gestellt. Das Überwesen konnten wir noch als Irren mit einem Haufen explosiver und halbautomatischer Waffen tarnen, aber für alles andere war die Zeit zu knapp. Das Prinzesschen hier konnten wir nicht mehr rausschneiden.«
Der Typ war mir definitiv unsympathisch.
»Und wo ist mein Auto?«
Christopher verzog spöttisch den Mund. »Es steht an einem sicheren Ort. Allerdings nicht vor deiner Wohnung. Ich hab übrigens deine Fische gefüttert.«
»Wie aufmerksam von dir.«
»Na, besser aufmerksam als ein Geilspecht.«
White unterbrach dieses geistreiche Geplänkel. »Also hat man sie auf der ganzen Welt gesehen, nicht nur in Pueblo Caliente?«
Christopher hob wieder die Schultern. »Sieht so aus.«
Ich setzte das Telefonat fort. »Dad, ich bin hier bei den Leuten vom Ministerium für Innere Sicherheit. Es ist alles in Ordnung. Ich konnte den Irren mit dem Füller aufhalten, den du mir geschenkt hast. Ich bin nicht verletzt und stecke auch nicht in Schwierigkeiten. Ich muss hier nur noch meine Aussage aufnehmen lassen.«
»Dann hast du also tatsächlich einen Terroristen angegriffen?« Stolz und Angst kämpften in seiner Stimme um die Vorherrschaft. »Ich habe es nicht gesehen, ich war den ganzen Tag mit meinen Studenten zusammen und habe sie auf die Abschlussprüfungen und das Sommersemester vorbereitet.« Mit anderen Worten, ein typischer Tag im Mai für meinen Vater. Wenigstens konnte einer von uns beiden den tröstlichen Luxus des Alltagstrotts vermelden.
»Ich wusste nicht, dass er ein Terrorist war, Dad, ich hab einfach reagiert. Das war so eine absolut einmalige Heldengeschichte, nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste.«
»Gut«, seufzte er erleichtert. »Deine Mutter wird sicher beruhigt sein, wenn sie hört, dass du in Ordnung bist, und wahrscheinlich findet sie das alles noch aufregender als ich. Bist du sicher, dass diese Typen von der Inneren Sicherheit dich nicht nach Guantánamo verschleppen?«
»Dad, meinst du, dann hätte ich mein Handy behalten dürfen?« Natürlich hatten sie es mir nur noch nicht weggenommen, weil sie es einfach nicht gefunden hatten, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, ich müsste sie in Schutz nehmen, und zumindest White sah ausgesprochen dankbar aus.
»Vielleicht rufe ich besser alle paar Stunden bei dir an, nur zur Sicherheit. Wenn du dann nicht abnimmst, rufe ich die Polizei. Wo bist du gerade? Noch in der Stadt?«
»Nicht ganz.« Meine Gedanken rasten. »Sie haben mich nach Vegas gebracht. Da hat die Innere Sicherheit anscheinend eines ihrer Büros.«
»In Vegas?« Er klang ungläubig. »Die karren dich nach Sin City, obwohl es Regierungsgebäude in der Innenstadt gibt?«
»Die perfekte Tarnung, darauf kommt niemand.« Ich war selbst erstaunt darüber, wie leicht mir dieser Blödsinn über die Lippen kam. Martini jedenfalls sah beeindruckt aus, und sogar Christopher wirkte nicht mehr ganz so spöttisch.
»Verstehe. Haben sie dir den Füller zurückgegeben?«
»Ja, Dad. Sie haben alle Proben genommen, die sie brauchten, und dann habe ich ihn gereinigt zurückbekommen.« So war mein Vater : Hast du mein sehr teures Geschenk noch? Er war nicht geizig, aber es machte ihn nervös, viel Geld auf einmal auszugeben, und wenn er es tat, war es wirklich etwas Besonderes.
»Gut. Wie spät ist es bei dir? Lass uns mal Uhren vergleichen.«
»Oh, Dad, also wirklich.«
»Schon gut. Ich stelle mir den Wecker, dann wache ich auch nachts rechtzeitig auf.«
Na, das konnte ja heiter werden. Andererseits – woher wusste ich denn, dass sie mir
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