Aliens in Armani: Roman (German Edition)
bemerkte, dass er den mir schon vertrauten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte. Er wirkte selbstbewusst, interessiert und intelligent, doch genau wie White keineswegs besorgt.
»Also eins musst du ihr lassen, Boss«, warf Gower kopfschüttelnd ein. »Blöd ist sie nicht.«
»Ein bisschen komplizierter ist es dann doch«, sagte White.
»Na dann mal los, ich habe Zeit.«
White schüttelte den Kopf. »Nicht hier.«
»Doch, genau hier. Ich bin das Spielchen leid. Entweder, ihr sagt mir endlich die Wahrheit, oder ihr bringt mich zurück nach Hause und lasst mich gefälligst in Ruhe. Und damit meine ich auch dich«, fuhr ich Martini an.
Er grinste nur.
»Nein, Sie werden es leichter verstehen können, wenn Sie es sehen«, konterte White.
»Was sehen?«
»Die Absturzstelle. Unser Wissenschaftszentrum in Dulce. Und unsere Zentrale.«
»Die UFO-Tour«, kommentierte Martini fröhlich. »Viele würden dafür einen Haufen Geld zahlen.«
»Ja, Freaks und Spinner.« Und einer davon war mein bester Freund, aber das war im Moment nicht so wichtig. »Da die aber anscheinend mit allem recht hatten, sollte ich ab jetzt wohl ihren Instinkt für geheime Regierungsangelegenheiten bewundern.«
White zuckte die Schultern. »Manchmal gibt es gute Gründe für Lügen. Ich glaube, die meisten davon können Sie sich vorstellen. Aber darum geht es hier nicht. Sie mussten mit eigenen Augen sehen, dass es noch mehr von ihnen gibt, viel mehr als nur den einen, den Sie ja bereits kannten.«
»Und außerdem?«, hakte ich nach. »Ich meine, da muss es doch noch einen anderen Grund geben, warum sie mich zuerst hierhergebracht haben. Es ging doch sicher nicht nur darum, dass ich meine private kleine Horrorshow bekomme.«
»Ich wollte dich schwitzen sehen«, sagte Martini. »Ich finde das heiß, und du machst das sehr gut, weißt du.«
»Das hättest du auch in Pueblo Caliente haben können, und ihr hättet euch einen Haufen Spritkosten gespart.«
»Es ist den Preis wert. Schließlich rekrutieren wir nicht jeden Tag jemanden, der sogar für eine so heiße Gegend noch heiß ist.« Martini strahlte, anscheinend glaubte er ernsthaft, ich hätte diesen Spruch noch nie gehört. Jedes weibliche Wesen in Pueblo Caliente bekam die eine oder andere Version dieses Witzes spätestens mit zwölf zu hören.
Gower verdrehte die Augen. »Vielleicht liegt es daran, dass wir nicht mehr weibliche Agenten haben.«
»Meinst du den Geilspecht hier?« Entweder war es das – oder die Tatsache, dass dieser Beruf so klischeehaft männlich war. Ich entschied mich für das Offensichtlichere.
»Ich bin kein Geilspecht«, protestierte Martini. »Ich mag nur dich. Die anderen sind mir völlig egal.«
»Das glaubst du doch wohl selbst nicht.« Wieder sah ich mich um. Noch mehr Männer waren inzwischen erschienen, und sie alle waren eindeutig Agenten wie Martini, White und Gower. Und alle sahen mich an – alle.
Ein lautes Klingeln ließ mich und auch einige der Männer zusammenfahren. Ich erholte mich am schnellsten wieder und kramte in meiner Handtasche nach dem Handy.
»Nicht rangehen«, wies Martini mich an.
»Ich dachte, du hättest ihr das Ding im Flugzeug abgenommen«, hörte ich White sagen.
»Das wollte ich auch, aber dann hat sie es zurück in ihre Handtasche gesteckt«, verteidigte sich Martini. »Und das Einzige, was man da drin finden konnte, waren ihre Schlüssel. Überzeug dich selbst. Vielleicht zeigen sich die Sachen nur dem rechtmäßigen Besitzer, auf jeden Fall ist das Ding ein echter Albtraum.«
»Typisch Frau«, kommentierte Gower.
Ich sah auf das Display und klappte das Handy auf. »Hi Dad«, rief ich so laut wie möglich.
»Herrgott, Kitty, schrei doch nicht so. Deine Mutter ist ganz verrückt vor Angst und wollte, dass ich dich anrufe.«
»Was hat Mum denn?«
»Sie sagt, während sie am Flughafen auf den Start gewartet hat, hätte sie in den Nachrichten gesehen, wie du vor dem Gerichtsgebäude auf einen Terroristen losgegangen bist.«
»Dad? Kannst du mal kurz dranbleiben?« Ich legte meine Hand über die Sprechmuschel und sah White an. »Wann genau sollte diese Presse-Vertuschungs-Geschichte noch mal über die Bühne gehen?«, fragte ich und in diesem Moment fiel mir wieder ein, dass Amy gerade in Frankreich war, Sheila an der Ostküste lebte und Chuckie sich vermutlich in Australien aufhielt, was bedeutete, dass meine kleine Eskapade es anscheinend nicht nur in die Lokalnachrichten geschafft hatte, sondern vielmehr weltweit
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