Aliens in Armani: Roman (German Edition)
Religionen steckt also hinter Yates’ Angriffen?«
»Es ist keine Religion«, meinte Christopher. »Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll.«
»Ich schon«, sagte Martini. »Teufelsanbetung.«
»Aha. Er hat also mit allem gebrochen und ist auf die religiöse Gegenseite gewechselt?«
Martini nickte. »Er hat jeden unserer Grundsätze verdreht und verzerrt.«
»Eigentlich ist das gar nicht besonders überraschend. Yates kommt mir nicht besonders beherrscht vor. Aber hat er die Verschmelzung mit dem Parasiten geplant?«
»Das wissen wir nicht«, antwortete Martini. »Aber ich glaube eher, dass der Parasit diese Entscheidung getroffen hat und nicht unser guter alter Großvater. Wie du sicher merkst, verabscheuen wir ihn.«
»Das ist doch nur verständlich.«
»Nein, das ist es nicht«, widersprach Christopher. »Eigentlich sollten wir das nicht.«
»Ist das ein religiöses Gebot?«
»Ja, so ähnlich«, antwortete Claudia. Sie schien sich wieder unter Kontrolle zu haben. »Ehre deine Eltern und so weiter.«
»Ja, das gibt es bei uns auch. Aber manche beschließen, es zu übergehen, wenn besagte Eltern versuchen, ganze Völker auszurotten.«
»Und manche bestehen trotzdem darauf«, warf Martini ein.
Ich dachte darüber nach. »Zumindest eure ältere Generation ist sich in diesem Punkt nicht einig.«
»Sie wissen es nicht«, entgegnete Lorraine.
»Oh, natürlich wissen sie es. Wenn sie noch auf eurem Planeten gelebt haben, wissen sie es. Euch belügen sie vielleicht, aber sie wissen es. Und ein paar von ihnen sind der Meinung, sie sollten auch noch die andere Wange hinhalten oder Yates ignorieren, damit er irgendwann einfach verschwindet. Bisher waren alle Agenten, die ich gesehen habe, Erdgeborene, bis auf euren Pontifex.«
Martini nahm die Füße vom Tisch. »Stimmt, allerdings wissen tatsächlich nicht alle der älteren A.C.s Bescheid. Richard hat ihnen nie gesagt, welchen Namen und welche Rolle sein Vater hier angenommen hat. Er hat sich seit der Zeit vor dem Exil sehr verändert. Zehn Jahre Krankheit und harter Überlebenskampf hinterlassen natürlich Spuren, äußerlich und innerlich, und das war noch, bevor der Mephisto-Parasit aufgetaucht ist. Die meisten von uns wissen nichts davon, dass Yates unser ehemaliger religiöser Führer ist, und schon gar nicht, dass er Mephisto ist – sie denken, er sei kurz nach seiner Ankunft gestorben. Ein paar haben die Wahrheit natürlich erkannt, und unter ihnen herrscht tatsächlich Uneinigkeit darüber, was getan werden soll.«
»Wie lange wisst ihr beiden das schon?«
»Seit wir jung waren«, sagte Martini. »Richard weiß nicht, wie jung. Und er soll es auch nicht wissen; er glaubt ohnehin, dass alles seine Schuld ist und dass er die Verantwortung trägt.« Er sah mich unverwandt an. »Wenn man den Parasiten dadurch zerstören könnte, dass man Yates in seiner menschlichen Form tötet, dann würde ich es selbst tun, vor laufenden Kameras.«
»Aber man kann es nicht. Also reißen wir uns am besten alle zusammen. Wir kennen jetzt die Wahrheit, und sie ist wirklich schwer zu verdauen, aber gleich kommt es bestimmt noch heftiger.« Ich hatte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und sah, dass Reader und die Mädchen darum kämpften, sich wieder einzukriegen. Um Martini und Christopher machte ich mir keine Sorgen, sie hatten sich schon wesentlich länger als ich mit schrecklichen Nachrichten herumgeschlagen.
»Mephisto kennt euch alle. Yates und er existieren zwar weitestgehend als getrennte Wesen, aber er kann auf die A.C.-Seite zurückgreifen, wenn es nötig ist. Vielleicht konnte er das schon immer, vielleicht hat er es auch erst gelernt, aber er hat mit mir gesprochen, und ich nehme an, dass er mir die Erinnerung für den Fall implantiert hat, dass Yates’ Körper stirbt, bevor der Mephisto-Teil seinen Plan ausführen kann. Und dieser Plan zielt darauf, euch alle zu Überwesen zu machen.«
»Wie?«, fragte Reader. »Du hast doch gesagt, er hat nicht vor, dich die Babys austragen zu lassen.«
»Ich glaube, er hat herausgefunden, wie er Teile seines Wesens auf jemand anderen übertragen kann. Er hatte nicht genug Zeit, um es bei mir bis zum Ende durchzuführen, er konnte nur gerade noch ein paar seiner Erinnerungen herüberschicken.«
»Ein paar?« Christopher schien das alles nicht sonderlich zu beeindrucken. »Ich dachte, es war nur eine.«
»Das dachte ich auch. Aber Yates hat herausgefunden, was die Ältesten wirklich vorhatten, immerhin war er
Weitere Kostenlose Bücher