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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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den Schlaf lullen würde.«
    Alissa sah zu, wie Strell seine Flöte aus der Kitteltasche zog. Sie wollte den Kopf weiter heben, um zu sehen, ob er denselben leeren Gesichtsausdruck trug wie vorhin, aber die Flammen waberten und flackerten so … es war nicht der Mühe wert.
    Der Abwasch, dachte sie matt. Das Geschirr sollte schon in der Küche sein. Strell würde gleich spielen. Alles sollte schon in der Küche sein. »Küche«, murmelte sie, dann verlor sie den Gedanken. Verwirrt regte sie sich. Da war irgendetwas, das sie tun sollte. Sie konnte sich aber nicht erinnern, was.
    »Schon gut«, murmelte eine dunkle Stimme beruhigend, und ihr Teller verschwand. Mit einem genüsslichen Seufzen ließ sich Alissa in den Sessel zurücksinken und verlor sich im Feuer. Was auch immer sie gestört hatte, war verschwunden. Sie konnte sich ausruhen.
    Strells Musik trieb durch die Luft, beruhigend und sanft. Es war so lange her, seit er zuletzt auf der Flöte seines Großvaters gespielt hatte. Vielleicht war er gar nicht mehr wütend auf sie. Alissa spürte, wie ihr die Lider schwer wurden.
    »Ja«, flüsterte eine leise, besänftigende Stimme, »das ist viel besser, so ist es recht. Ihr spielt gut, Pfeifer. Bitte, spielt noch ein wenig weiter.«
    Sie döste vor sich hin, zufrieden damit, einfach nur da zu sein, und es war ihr gleich, was um sie herum geschah, solange nur die Musik nicht aufhörte und die Flammen weiter tanzten. Mit einem letzten, tiefen Seufzen schloss sie die Augen. Sie hatte es warm und behaglich. Strell spielte für sie. Sie konnte nicht anders, als einzunicken. Es war ihr egal.
    »Also«, hörte sie leise Worte, »wollen mal sehen, was wir in Erfahrung bringen, nun, da Ihr – es so gemütlich habt.«
    Das Knacken des Feuers und Musik, eine sanfte Melodie, drangen von irgendwoher an ihre Ohren. Sie hatte das Gefühl, dass sie dieses Lied kennen sollte. Ein fernes, störendes Tropfen wie von Regen drängte sich in ihre Zufriedenheit. Aus dem weichen Grau, zu dem ihre Welt verschwommen war, flüsterte die betörende Stimme: »Ein Bewahrer kann keinen Wahrheitsbann wirken, nicht einmal ich. Aber es gibt andere, gewöhnlichere Wege, die Wahrheit zu erfahren.«
    Ein kleiner Teil von ihr nahm zur Kenntnis, dass die Wärme des Feuers von etwas blockiert wurde, doch sie konnte die Flammen noch hören. Das genügte ihr.
    »Das ist eine sehr alte Technik, meine Liebe«, ertönte die Stimme unmittelbar vor ihr, »älter als die Feste selbst, und jeder kann sie erlernen, ob Bewahrer oder Gemeiner.«
    Das Tropfen wurde lauter. Verärgert über diese Störung, richtete sie ihre Wahrnehmung darauf.
    »Das einzige Problem«, säuselte die Stimme, »ist, dass sie bei misstrauischen Menschen selten funktioniert – aber wir wollen trotzdem dafür sorgen, dass dies ein möglichst produktiver Abend wird, nicht wahr?«
    Wieder spürte sie die Hitze des Feuers. Sie entspannte sich und ließ die Wärme tief in ihre alten Knochen dringen. Alte Knochen?, wunderte sie sich. Welch seltsamer Gedanke.
    Der graue Schleier, der sie umhüllte, schien dünner zu werden, und das Tropfen kam nun aus dem vordersten Teil ihres Bewusstseins. Wo war sie?, fragte sie sich verwirrt, und dann: Wer war sie?, denn sie konnte im Augenblick keinen klaren Gedanken mehr fassen. Doch halt, dieser graue Schatten hatte sie etwas gefragt.
    »Entschuldigung«, hörte sie sich schwerfällig sagen. »Wie bitte?«
    »Schon gut, meine Liebe«, erwiderte die Stimme freundlich. »Ich weiß, es ist schwer, sich zu konzentrieren, aber es muss sein. Bald könnt Ihr Euch ausruhen.«
    »Ja, ausruhen«, sagte ihre eigene Stimme träge.
    »Ja …«, säuselte die graue Stimme, »doch zuerst sagt mir, weshalb Ihr hier seid.«
    »Psst« , flüsterte eine neue Stimme in ihren Gedanken. »Ich werde für dich antworten.« Dankbar überließ sie der warmen Präsenz die Führung und kuschelte sich in deren behagliche Stärke ein.
    »Die Not war groß, und ich kann nicht im Stich lassen, was mich braucht«, hörte sie sich sagen, doch das waren nicht ihre Worte. Die Musik hatte aufgehört, und nur das kalte Tropfen von Wasser war zu vernehmen.
    »Hm …«, brummte die graue Stimme. »Wo liegt Eure Heimat?«
    »Meine Heimat ist da, wo ich bin«, sagte die warme Präsenz durch ihren Mund.
    »Tatsächlich«, entgegnete der graue Schatten nachdenklich. »Wie ich sehe, muss ich bei Euch wohl deutlicher werden.«
    Da war ein weiter Raum vor ihr. Sie konnte ihn jetzt spüren. Er war

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