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Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Alissa 1 - Die erste Wahrheit

Titel: Alissa 1 - Die erste Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn Cook
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wert.« Strell setzte sich in sicherer Entfernung auf der anderen Seite des Feuers. »Ich glaube nicht, dass dein Fuß gebrochen ist. Wie lange warst du denn schon da unten?«
    »Seit gestern Abend.« Sie stocherte in den Kohlen herum, bis Licht und Wärme aufblühten. Ein unbehagliches Schweigen machte sich zwischen ihnen breit.
    »Hier ist dein Stiefel«, bemerkte Strell, der endlich irgendetwas sagen wollte, »und dein Wasser. Wäre es dir recht, wenn ich etwas davon aufkoche? Ich könnte einen Becher Tee gebrauchen.«
    Sie richtete sich auf und zog sich die Decke vom Kopf. »Das klingt wunderbar. Könntest du mir meinen Wasserschlauch geben?« Alissa kramte in ihrem Bündel herum.
    Strell beugte sich um das Feuer herum und legte den Schlauch neben sie. Er sah zu, wie sie eine Steinschüssel hervorholte, und als sie den Arm ausstreckte, um sie ins Feuer zu stellen, griff er hastig ein. »Oh … darf ich sie mir kurz ansehen?«, fragte er mutig, denn seine professionelle Neugier war geweckt.
    Achselzuckend reichte sie ihm die Schüssel. Sie war tatsächlich aus Stein, erkannte er. Er tippte sie kräftig an, und ein klarer, glockenreiner Ton erklang. Strell lächelte schief, als er ihn vernahm, und erinnerte sich an die zahllosen Male, da er in den Werkstätten seines Vaters eine Schüssel getöpfert hatte, nur um sie später zu zerschmettern, wenn sie nicht diesen klaren Ton hervorbrachte. Er hielt das Gefäß ins Licht des Feuers und bemerkte erstaunt, dass er den Umriss einer Flamme durch das Material hindurch sehen konnte. Diese Schale war ein Stück hervorragender Handwerkskunst. Er hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen. »Und die willst du ins Feuer stellen?«, fragte er erstaunt.
    »Wenn du damit fertig bist. Gefällt sie dir?«, fügte sie schüchtern hinzu.
    »Mm …«, brummte er und gab sie ihr zurück. »Ich wette, die kostet auf dem Markt ein Vermögen.«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte sie leichthin, »aber danke. Ich habe ewig dafür gebraucht.« Mit einem leisen Lächeln füllte sie die Schüssel mit Wasser und stellte sie in die Glut am Rand des Feuers.
    »Du hast sie angefertigt?«, rief Strell aus, der nun endgültig davon überzeugt war, dass sie trotz ihres zweifelhaften Aussehens aus dem Tiefland stammen musste. »Sie ist prachtvoll«, entfuhr es ihm. »Ich kenne mich damit aus. Meine Familie hat so etwas gemacht. Na ja«, gestand er, »nicht genau so, sondern aus Ton.« Strell ignorierte seine plötzlich zugeschnürte Kehle und wühlte in seinem Bündel nach seinem fast aufgebrauchten Vorrat an Teeblättern. »Entschuldige«, brummte er dabei. »Einen Moment lang dachte ich schon, du kommst aus dem Hochland.«
    »Wie bitte?«, murmelte Alissa.
    Strell nickte und suchte weiter. »Weil du so helles Haar und helle Augen hast. Ich dachte, du wärst vielleicht ein Hochländer-Bast… – äh – ein Aussiedler. Bitte entschuldige. In jeder Familie im Tiefland gibt es das eine oder andere schwarze Schaf. Aber jemand, der ein so prächtiges Stück anfertigen kann, muss aus der Wüste stammen.«
    »Oh«, sagte Alissa schwach. »Du bist also der Meinung, eine Schüssel aus Stein zu hauen übersteige bei weitem die Fähigkeiten dieser armen , unwissenden Bauern?«
    Ganz in sein Bündel vertieft, zuckte Strell mit den Schultern. »Ich habe noch nie eine so gute Arbeit gesehen. Diese Schüssel ist so fein geschliffen, als käme sie von des Navigators Tafel! Ich habe jedenfalls noch keinen Bauern getroffen, der geschickt genug wäre, irgendetwas Hübsches herzustellen, geschweige denn etwas von solcher Reinheit und Schönheit.«
    »Da soll mich doch …«, stammelte Alissa.
    Verwundert blickte Strell auf.
    »Noch nie habe ich …«, sagte sie mit brennenden Wangen. »Wie kannst du hier sitzen und …« Diesmal kam sie schon ein wenig weiter. Mit blitzenden Augen holte sie tief Luft und stieß sie fauchend wieder aus. Sie bebte vor Zorn.
    »Jetzt will ich dir mal was sagen«, erklärte sie dann mit gefährlich leiser Stimme. »Diese so genannten unwissenden Bauern sind alles, was deinesgleichen vor dem Verhungern rettet. Glaubst du vielleicht, es sei einfach, den Hügeln eine Ernte abzuringen? Oft wird sie vom Wetter zerstört. Manchmal bricht irgendeine Seuche aus und fordert ihren Teil. Wenn man Glück hat, ist es zur Wachstumszeit weder zu warm noch zu kalt, und die Schneefälle des vergangenen Winters reichen als Wasservorräte über den Sommer. Man legt beiseite, was man braucht, und bringt

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